Little Women

Esprit und Charme und starke Frauen


FilmClicks:
„Little Women“: Emma Watson, Saoirse Ronan, Florence Pugh und Eliza Scanlen
GESAMTEINDRUCK: Greta Gerwig schuf mit „Little Women“ ein kluges, frisches Frauendrama, das mit einem preisgekrönten Cast, viel Charme, Herz und – zu Recht – sechs Oscar-Nominierungen punktet.   
 
DIE STORY: In der Neuverfilmung von Louisa May Alcotts historischem Buchbestseller „Little Women“ aus den Jahren 1868 und 1869 kämpfen die Schwestern Jo (Saoirse Ronan), Meg (Emma Watson), Amy (Florence Pugh) und Beth March (Eliza Scanlen) darum, ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten zu dürfen. Eine echte Herausforderung im bürgerkriegsgebeutelten Amerika des 19. Jahrhunderts, wo weibliche Lebensentwürfe abseits von Heim und Herd noch Mangelware sind. „Little Women“ basiert auf der Familiengeschichte der Autorin, die in der Story als ihr Alter Ego Jo March auftaucht. 

Timothée Chalamet (hier mit Florence Pugh) löst nicht nur bei einer der Schwestern Herzklopfen aus © Sony

DIE STARS: Regisseurin und Drehbuchautorin Greta Gerwig, 36, zählt seit „Lady Bird“ (fünf Oscar-Nominierungen) zu den gefragtesten Filmemacherinnen der USA. Für den Nachfolger dieses Kino-Hits hat sie einige der prominentesten weiblichen Hollywood-Stars engagiert.
Überfliegerin Saoirse Ronan, die sich als „Lady Bird“ ihren ersten Golden Globe abholte, ist in der Hauptrolle der Jo March zu sehen – und wurde dafür prompt erneut (und verdient!) für den Oscar nominiert. An ihrer Seite spielt Emma Watson, Vorzeige-Feministin und inzwischen erfolgreichste Alumna des „Harry Potter“-Casts. Die Tante der beiden – und ihrer Filmschwestern (Florence Pugh und Eliza Scanlen) – ist keine geringere als die dreifache Oscar-Preisträgerin Meryl Streep. Bei den Männern sticht Timothée Chalamet aus „Call Me By Your Name“ (Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller) hervor, der in „Little Women“ gleich zwei March-Schwestern den Kopf verdreht.

Meryl Streep hat eine kleine, aber feine Nebenrolle als Tante der Schwestern © Sony

DIE KRITIK: Greta Gerwig am Regiestuhl, mit Saoirse Ronan und Emma Watson gleich zwei absolute Publikumslieblinge in den Hauptrollen, eines der erfolgreichsten Coming of Age-Bücher aller Zeiten als Vorlage und als Draufgabe noch Meryl Streep in einer kleinen, aber feinen Nebenrolle: Zugegeben, viel konnte nicht schiefgehen bei „Little Women“, auch wenn sich Gerwig die Latte für ihren neuen Film selbst äußerst hoch gelegt hat.
Dass sie zum zweiten Mal in Folge ein Wunderwerk wie die Coming-of-Age-Tragikomödie „Ladybird“ abliefern könnte, hielten nämlich viele Beobachter für recht unwahrscheinlich. Doch die Amerikanerin hat mit „Little Women“ alle Zweifler eines Besseren belehrt. 
Die Geschichte um die vier March-Schwestern, die sich im 19. Jahrhundert gegen konservative Frauenbilder auflehnen, kommt in ihrer Neuversion so modern, sympathisch und mit so viel Herz daher, dass sie die vorangegangenen Verfilmungen in den Schatten stellt.
Saoirse Ronan, die sich, so erzählte Gerwig mit einem Augenzwinkern, selbst als Hauptdarstellerin in den Film hineinreklamiert hat, zieht mit ihrem Charme von der ersten Filmminute an alle Sympathien auf sich. Während der Vater im Krieg ist, will sie (alias Jo) mit ihren selbst geschriebenen Geschichten das Familienbudget aufbessern, scheitert aber an den sexistischen Vorstellungen der Verleger. Frauen müssten, so erklärt ihr einer, am Ende entweder verheiratet sein - oder tot. Eine Tatsache, die Jo so nicht stehen lassen will.
Auch Jos Schwestern tanzen lieber aus der Reihe als nach den gängigen Gesellschaftsregeln. Amy (Florence Pugh) etwa setzt sich mit ihrer reichten Tante (Meryl Streep) nach Paris ab, um Künstlerin zu werden. Am ehesten entspricht noch Meg der Norm, die Hochzeit und Kinder jeder Karriere im Rampenlicht vorzieht. Dass sie ausgerechnet von der äußerst emanzipierten Emma Watson gespielt wird, verleiht dem ganzen einen gewissen zusätzlichen Witz.
Just als die March-Schwestern auf dem besten Weg sind, ihre Träume zu verwirklichen, bringt ein herber Schicksalsschlag das Quartett wieder zusammen. Nesthäkchen Beth (Eliza Scanlen) ist schwer krank, kämpft ums Leben. Die unkonventionelle Familie ist trotz ihrer unterschiedlichen Lebensentwürfe gezwungen, erneut an einem Strang zu ziehen. 
„Little Women“ war schon als Buch (deutscher Titel: „Betty und ihre Schwestern“) äußerst liebens- und lesenswert. Greta Gerwig haucht der Geschichte in der Leinwandfassung aber noch mehr Charme ein. Die Regisseurin gibt jeder der vier Schwestern genügend Raum, um auf ihre Weise zu glänzen. Man merkt, dass sowohl die Regisseurin als auch ihre Darstellerinnen große Fans der Buchvorlage sind.
Dazu kommt die detailverliebte Ausstattung, von den Outfits des Quartetts angefangen bis hin zu ihrem Häuschen, an dem wohl auch Romanautorin Louisa May Alcott ihre Freude gehabt hätte. Auch der Kunstgriff der Regisseurin, immer wieder zwischen den Jahren hin- und herzuspringen, ist perfekt geglückt.
„Little Women“ ist mitreißend, charmant, brillant gespielt und behält sich trotz der Dramatik stets eine positive Grundstimmung bei, die sich auf den Zuschauer überträgt. Dass der Film für gleich sechs Oscars nominiert ist, verwundert wenig. Dass ausgerechnet Greta Gerwig in der Regie-Kategorie leer ausgegangen ist, hingegen umso mehr. Dennoch kann man der Filmemacherin und ihrem Cast nur wünschen, dass es – im Gegensatz zu „Lady Bird“ – diesmal tatsächlich mit der Goldstatue klappt. Verdient wäre sie allemal.
 
IDEAL FÜR: Alle, aber besonders für die Fans der Hauptdarstellerinnen, von Greta Gerwig und natürlich für die LeserInnen des Romans von  Louisa May Alcott.






Trailer
LÄNGE: 136 min
PRODUKTION: USA 2019
KINOSTART Ö: 31.01.2020
REGIE:  Greta Gerwig
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Saoirse Ronan: Jo March
Emma Watson: Meg March
Florence Pugh: Amy March
Eliza Scanlen: Beth March
Timothée Chalamet: Theodore Laurence
Laura Dern: Marmee March
Meryl Streep: Tante March
Chris Cooper: Mr. Laurence
Louis Garrel: Friedrich Bhaer