Joseph Gordon-Levitt über seine Piloten-Rolle im Thriller „7500“


„Menschen in Extremsituationen“

12.01.2020
Interview:  Matthias Greuling

Joseph Gordon-Levitt als Pilot im Thriller „7500“ © Luna Film

US-Filmstar Joseph Gordon-Levitt ist nach einer Eltern-Auszeit zurück im Kino. Für seine erste Hauptrolle nach Oliver Stones „Snowden“ (2016) wählte er den Thriller „7500“, das Spielfilm-Debüt des deutschen Regisseurs Patrick Vollrath. Der Wahl-Wiener und Haneke-Schüler Vollrath, der 2016 für seinen Kurzfilm „Alles wird gut“ eine Oscar-Nominierung erhielt, setzt Joseph Gordon-Levitt in „7500“ als Copilot ins Cockpit eines Airbus-Jets, der von Terroristen gekapert wird. Im Interview erzählt der Star, was ihn an dem Hochspannungs-Filmprojekt so sehr reizte.  


FilmClicks: Mr. Gordon-Levitt, in „7500“ spielen Sie einen Piloten, dessen Jet überfallen wird. Haben Sie durch diese Rolle Angst vorm Fliegen bekommen?
Joseph Gordon-Levitt: Im Gegenteil! Dadurch, dass ich die Welt der Piloten nun wirklich kennengelernt habe, fühle ich mich beim Fliegen heute sicherer als je zuvor, weil ich jetzt nachempfinden kann, wie sehr sich die Piloten bemühen, auf das allerkleinste Detail zu achten. Der Film ist aber eigentlich kein Drama über das Fliegen an sich, sondern es geht um Menschen, die in einem Flugzeug in eine außergewöhnliche Situation geraten. Wir zeigen vor diesem Hintergrund, wie sie damit umgehen.
 
Der deutsche Schauspieler Carlo Kitzlinger, im Film der Captain Ihres Airbus, war selbst viele Jahre Pilot und ist auch solche Maschinen geflogen. Inwieweit half das beim Dreh?
Insofern, dass Carlo mir jedwede Handgriffe beibringen konnte. Er ist jahrelang für Lufthansa geflogen. Er war nicht nur mein Schauspielpartner - im Übrigen ein großartiger Schauspieler - sondern auch mein Trainer, was die Flugtechnik anging. Er erklärte mir alles sehr detailliert, etwa wie die Aerodynamik funktioniert. Das war auch gut so, denn schließlich wollte Patrick den maximal möglichen Realismus zeigen.

Carlo Kitzlinger (li.) und Joseph Gordon-Levitt im Airbus-Cockpit © Luna

Haben Sie zur Vorbereitung Ihrer Rolle als Pilot viel recherchiert?
Regisseur Patrick Vollrath wollte, dass ich mich sehr genau vorbereite, also habe ich Unmengen an Berichten über Flugzeugentführungen gelesen und gelernt, wie Piloten mit einer solchen Situation umzugehen haben. Auch, dass der Filmtitel „7500“ jenen Code bezeichnet, den Piloten zur Erde funken, wenn das Flugzeug entführt wird, war mir neu. Wichtig war aber auch, dass man in dem Film, der fast nur im Cockpit spielt, auch dramaturgisch und psychologisch achtsam war, was die eigene Performance anging. Hier die richtige Balance zu finden, war ganz schön aufwändig.
 
Bezeichnen Sie „7500“ deshalb als den schwierigsten Film Ihrer Karriere?
Das hatte vor allem mit dem Setting zu tun: „7500“ ist ein Kammerspiel, das seine Spannung gerade aus dieser Abgeschiedenheit des Cockpits bezieht. Patrick Vollrath hat eigens ein Cockpit von Airbus angekauft, in dem wir gedreht haben. Patrick wollte sehr genau sein und eine reale Umgebung schaffen, also musste auch das Cockpit das originale sein. Cockpits wie dieses gibt es von den Herstellern zu Trainingszwecken zu kaufen. Wir haben es auch nicht verändert, obwohl wir darin mit der Kamera hantieren mussten und wirklich kaum Platz gehabt haben.
 
Ein Dreh auf engstem Raum also.
Ja, und meine Aufgabe war es primär, in diesem beengten Umfeld meine Figur mit Leben zu füllen und dies mit Methoden zu tun, die ich bisher so nicht kennengelernt hatte. Patrick hat uns 20, 30, ja fallweise sogar 40 Minuten am Stück vor laufender Kamera ohne Schnitt gefilmt. Immer wieder mussten wir neue Szenen spielen, immer wieder neu anfangen oder Variationen ausprobieren. Das war für mich sehr wichtig, um in die Rolle und vor allem um in die Situation dieser Flugzeugentführung zu finden.
 
Diese Einheit von Ort und Zeit findet man zum Beispiel auch bei Klassikern von Hitchcock.
Ja, Hitchcock drehte einige Filme, die an nur einem Ort spielten, etwa „Lifeboat“ oder auch „Rope“. Patrick Vollrath hat diese Hitchcock-Tradition mit großer Sorgfalt fortgeführt. Die Kamera verlässt das Cockpit nie, auch, wenn draußen wichtige Dinge passieren. Das erzeugt eine Art von Klaustrophobie und macht den Film so packend.
 
Regisseur Vollrath meinte, „7500“ ließe sich auch als Metapher auf unsere heutige Welt lesen. Stimmen Sie zu?
Durchaus! Denn die Welt wird immer kleiner und kleiner, nicht physisch, aber es fühlt sich so an, allein aufgrund der technischen Entwicklungen. Und auch, weil heute viel mehr gereist wird als früher. Trotzdem suchen Menschen untereinander die Nähe, und das erzählen wir auch in unserem Film. Da bleiben am Ende zwei Menschen in einer extremen Situation übrig, die sich auf einer rein menschlichen Ebene treffen und verstehen, nicht bloß als Klischee oder holzschnittartige Verkürzung.  
 



Kritik
7500
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