Robert Downey Jr.


„Iron Man ist eine verwundbare Person"

09.05.2013
Interview:  Anna Wollner

Robert Downey Jr. als Tony Stark © Concorde

Die Karriere von Robert Downey Jr. war im Grunde schon mal vorbei. Statt vor der Kamera verbrachte er viel Zeit in diversen Entzugskliniken. Anfang der 2000-er Jahre kam sein Leinwandcomeback. Seine Paraderolle ist bis heute „Iron Man“. Das erste Mal hat er 2008 den stählernen Anzug übergestreift. Der dritte Teil ist eigentlich sein vierter Auftritt, denn auch im Superheldenkonglomerat „The Avengers“ war er dabei.

Pressekonferenz zu „Iron Man 3" in München. Robert Downey Jr. kommt nicht im Filmsuit, sondern in waschechten Lederhosen. Zu Ehren seiner Mutter, die einen Tag zuvor Geburtstag feierte und deutsche Wurzeln hat. Zum anschließenden FilmClicks-Interview hat er sich dann aber doch wieder umgezogen. Auch wenn sein Oberteil aussieht wie ein Schlafanzug - das Gespräch mit Robert Downey Jr. ist alles andere als einschläfernd.


FilmClicks: Mr. Downey Jr., Sie haben in Deutschland ihren stählernen Anzug gegen eine Lederhose getauscht. Warum das?
Robert Downey Jr.: Ich bin hier, um Sie zu unterhalten. Die Lederhosen sind ja auch nur geliehen, ich bringe sie heute Abend zurück. Oder besser gesagt: ich lasse sie zurückbringen. Auch wenn ich sie gerne behalten würde, aber ich habe ja nicht dafür bezahlt. Sein Agent schaltet sich ein und sagt, er dürfe die Lederhosen behalten. Aufatmen beim Superstar. Fantastisch. Mein Leben hat wieder einen Sinn. Lederhosen sind extrem bequem. Ich war positiv überrascht. Wo wir schon dabei sind: ein Kilt ist auch nicht ohne.
 
Wie bequem ist denn der „Iron Man“-Anzug?
Es wird von Film zu Film besser. Ich erinnere mich noch, als ich ihn das allererste Mal anhatte. Ich sollte meinen Arm hochheben und kam ungefähr fünf Zentimeter weit. Ich war bewegungslos. Dann kam ein Stuntman und machte mich darauf aufmerksam, dass der Boden sehr glatt sei. Für den Fall, dass ich ausrutschen würde, sollte ich mich einfach fallen lassen und meine Arme an den Körper pressen. Der Stuntman hatte wohl schon schlechte Erfahrung damit gemacht, denn er hatte zwei gebrochene Arme. Ich steckte also bewegungslos in einer Hülle aus Stahl und sollte meine Reflexe ausschalten. Unmöglich.
 
Und dann gab es ja noch das Problem mit den Pinkelpausen, oder?
Die Zeiten sind zum Glück vorbei. Ich habe über eine halbe Stunde in den Anzug gebraucht. Und wieder raus. Manchmal wurde das verdammt knapp. Jetzt wo ich ein reifer Mann bin, pinkele ich einfach, bevor ich den Anzug anziehe. Das ist wie bei Kindern. Denen sagt man ja auch bevor man einen Ausflug macht, sie sollten noch mal aufs Klo. Ich bin verantwortungsvoll geworden.
 
Sie waren jetzt zum vierten Mal „Iron Man“. Ist die Rolle für Sie – abgesehen von ihrer Blase - noch eine Herausforderung?
Um ehrlich zu sein: meine beste Performance als „Iron Man“ war mit Abstand im ersten Teil. Da wusste ich ja noch nicht, welcher Druck auf mir lasten wird. Damals wollten wir noch so etwas wie Kunst machen. Wir wollten etwas Neues probieren. Als wir dann kommerziell erfolgreich waren, musste ich auf einmal funktionieren.

Wie oft wollen Sie als „Iron Man“ noch wieder kommen?
Die Frage ist nicht, wie oft ich noch will. Die Frage ist, wie oft das Publikum mich noch sehen will. Gwyneth Paltrow und ich haben neulich erst darüber gesprochen, ob wir weitermachen wollen oder nicht. Es gibt doch nichts Großartigeres als ein paar Prominente, die sich über ihren Job beschweren. Im Moment fühlt es sich aber so an, als würden wir ewig damit weitermachen können.
 
Können Sie sich den Erfolg von „Iron Man“ erklären?
Wenn er nur ein Arschloch wäre, was er am Anfang von Teil eins ja durchaus war, würde das keiner sehen wollen. Die Leute wollen einen Typen sehen, der herausgefordert wird. „Iron Man“ zu gucken ist, als ob das Universum einem eine Lektion erteilt. Er ist eine verwundbare Person, die sich dafür entscheidet, anderen zu helfen.
 
Ist es nicht langweilig, ständig die Welt retten zu müssen?
Nein. Denn wenn man mit seinem Leben was Richtiges anstellen will, gehört das einfach dazu. Wenn man immer nur das macht, was von einem erwartet wird, ist das Leben doch langweilig. Klar sind wir heute Morgen beide aufgestanden und haben so getan, als würden wir uns sehr auf den Tag freuen. Ich mich darauf Interviews zu geben und Sie sich darauf Fragen zu stellen. Aber um ehrlich zu sein, war uns doch beiden klar, dass heute nicht der aufregendste Tag unseres Lebens wird. So ist das aber eben. Ob Interviews geben oder die Welt retten. Da gibt es nicht viele Unterschiede.
 
Wollten Sie als Kind schon ein Superheld sein?
Wenn Sie ein Ja hören wollen, müsste ich sie anlügen. Da sieht man aber wieder mal wie unberechenbar das Leben ist. Und wie schnell die eigenen Erwartungen übertroffen werden. Ich hätte nie damit gerechnet, dass eine Superhelden-Serie mal für mich der Grund sein wird Lederhosen zu tragen.
 
Sie haben also nie an den Karriereerfolg geglaubt?
Doch, vielleicht sogar zu sehr. Früher dachte ich, ich sei hervorragend. Heute weiß ich, dass man als Mensch Fehler machen muss, um weiterzukommen. . Ich habe so viele Filme gemacht, die auf vielen Ebenen einfach nicht funktioniert haben. Einfach schlechte Filme. In denen selbst ich schlecht war. Irgendwann hatte ich eine Liste mit Dingen, die ich vermeiden wollte. Ich wollte nicht einfach nur meinen Text runterrattern, ich wollte mich nicht einfach nur auf die Markierungen für die Kamera stellen und treudoof gucken. Warum ich aber irgendwann Glück und dann wieder Pech hatte, weiß ich auch nicht. Das Filmbusiness ist eben unberechenbar.