The Accountant

Mathe-Genie und harter Kämpfer


FilmClicks:
Nach außen ein hochseriöser Mann: Ban Affleck (re.) mit John Lithgow in und als „The Accountant“ © Warner Bros.
DIE STORY: Der Thriller „The Accountant“ ist die Story eines mathematisch hochbegabten, persönlich aber schwer verstörten Einzelgängers (Ben Affleck), der sein Zahlentalent dazu nutzt, als Finanzberater von Gangsterkartellen deren Geld und den eigenen Reichtum zu mehren.
Dieser Beruf macht ihn natürlich zum Ziel der Steuerfahnder, die aber erstmal große Schwierigkeiten haben, den Mann überhaupt aufzuspüren.  Und als sie ihn dann umkreisen, müssen die Ermittler feststellen, dass der Accountant nicht nur mathematisches Talent besitzt. Er ist auch ein ausgebildeter Kämpfer, der sich zu wehren weiß.

Dana (Anna Kendrick) bestaunt das Zahlentalent von Christian Wolff (Ben Affleck) © Warner

DIE STARS: Ben Affleck, der Titeldarsteller  von „The Accountant“, ist zwar zweifacher Oscar-Besitzer (für „Good Will Hunting“ und „Argo“), doch gleichzeitig bei den Fans nicht unumstritten. Als neuer „Batman“ machte er sich definitiv nicht nur Freunde.
Affleck ist nicht der einzige Oscar-Besitzer im „Acountant“-Cast. J. K. Simmons gewann den Academy Award  2015 als sadistischer Jazz-Ausbilder in „Whiplash“. Anna Kendrick bekam an der Seite von George Clooney in „Up In The Air“ eine Oscar-Nominierung. John Lithgow wurde (für „Zeit der Zärtlichkeit“ und „Garp und wie er die Welt sah“) gleich zwei Mal nominiert.  

Chef-Steuerfahnder Ray King (J. K. Simmons) mit Agentin Marybeth Medina (Cynthia Addai-Robinson) © Warner

DIE KRITIK: Die Hollywood-Studios haben mehr Mut zu langweiligen Filmtiteln als ihre deutschsprachigen Dependancen. „The Accountant“ bedeutet auf Deutsch schlicht „Der Buchhalter“. Auch „Der Steuerberater“ ist nicht ganz falsch. Aber beides erschien Warner Germany offenbar nicht optimal für einen harten Thriller. So beließ man es bei „The Accountant“ – einem Wort, das die meisten zwar problemlos aussprechen  können, doch erstmal nachschauen müssen, was es heißt.
Ben Affleck alias Christian Wolff, der Accountant, ist nun definitiv kein gewöhnlicher Buchhalter. In der Vorgeschichte des Films sehen wir ihn als mathematisch hochbegabtes, aber schwer verstörtes Kind. Christian ist ein Knabe mit autistischen Zügen, dem von seinem Soldaten-Vater psychologische Betreuung verwehrt wird. Statt dessen wird Chris schon in jungen Jahren zum Kämpfer ausgebildet, um sich gegen die Härte der Welt verteidigen zu können.
Was soll aus dem Jungen bloß werden? Ein Einzelgänger mit genialem Zahlengefühl und mit Scharfschützen-Qualität, sagt der Film. Ersteres braucht der Accountant, um großen Mafia-Kartellen die Bücher zu frisieren. Und zweiteres, um die Ermittler auf Distanz zu halten, die ihn in seinem biederen Unterschlupf (einer winzigen Steuerkanzlei) aufstöbern.
Einen genialischen Autisten als Gangster zu porträtieren, ist eine prima Grundidee für einen Thriller. Ben Affleck spielt den Mann furios, mit neurotischer  Verschlossenheit, blitzendem Verstand und gelegentlich blitzender Knarre.
Auch an anderen Schauplätzen des Films ist viel los. J. K. Simmons als oberster Steuerfahnder hat eine grandiose Szene mit der schönen Cynthia Addai-Robinson als Außen-Agentin, die er geradezu dazu erpresst, unter allen Umständen die Spur des komplett abgetauchten Accountants zu finden.
John Lithgow spielt einen charismatischen Unternehmer, der Gutes tut (seine Firma Living Robotics baut  tolle medizinische Prothesen), der aber den Staat nicht an seinen Profiten beteiligen will.
Und dann ist da noch Anna Kendrick in der famosen Rolle einer jungen Buchhalterin, die Wolff/Affleck kennenlernt, sein Mathe-Genie bestaunt, ihn zu mögen beginnt und fast so etwas wie Vertrauen zu dem einsamen Mann fasst.
Kurzum: Die Zutaten dieses Thrillers sind exzellent – doch je länger das Spiel dauert, desto mehr spürt man,  dass kein großer Film daraus wird. Zwar inszeniert Regisseur Gavin O’Connor mit viel Tempo und rauem Elan, doch er findet kein fesselndes Finale. Weil ihm Autor Bill Dubuque keines geschrieben hat. Dem gehen irgendwann mächtig die Ideen aus, was  er mit seinen Figuren noch anfangen soll. Er rettet sich in das altbewährte (diesfalls aber ziemlich öde) Hollywood-Stilmittel einer ausgiebigen Ballerei.
Wer im Showdown gewinnt, wollen wir natürlich nicht verraten. Der Hauptverlierer aber sei erwähnt: Es ist der Film selbst, dem mit dem banalen und blutigen Schluss vernehmlich die Luft ausgeht.
 
IDEAL FÜR: Thriller-Fans, die nachsichtig damit umgehen, dass ein stark beginnender Film schlussendlich nicht hält, was er verspricht.






Trailer
LÄNGE: 128 min
PRODUKTION: USA 2016
KINOSTART Ö: 20.10.2016
REGIE:  Gavin O'Connor
GENRE: Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Ben Affleck: Christian Wolff
Anna Kendrick: Dana Cummings
J. K. Simmons: Ray King
Cynthia Addai-Robinson: Marybeth Medina
Jon Bernthal: Brax
John Lithgow: Lamar Black