Rückkehr nach Montauk

Von der Unmöglichkeit der Liebe


FilmClicks:
Stellan Skarsgard und Nina Hoss © Filmladen
DIE STORY: „Rückkehr nach Montauk“ ist eine Liebesgeschichte, frei nach der autobiografischen Erzählung „Montauk“ von Max Frisch.
Im Film kommt der international gefeierte Schriftsteller Max Zorn (Stellan Skarsgard) zur Präsentation seines neuen Buches nach New York. Es handelt von einer Liebe, die vor 17 Jahren in eben dieser Stadt zerbrochen ist. Was keiner ahnt: Max hat über sich selbst geschrieben und nun, da er wieder in New York ist, sucht er nach seiner alten Liebe von damals, Rebecca Epstein (Nina Hoss).
Rebecca, die aus Ostdeutschland stammt, ist mittlerweile eine angesehene Anwältin für Wirtschaftsstrafrecht in New York und trifft sich nur sehr ungern mit Max. Aber dann muss sie in der Nähe, im Ferienort Montauk auf Long Island, ein Haus verkaufen.
Max begleitet sie an diesen herrlichen Flecken, wo beide einst ihre schönsten Stunden miteinander verbrachten. Der Schriftsteller möchte sehen, ob Rebecca noch etwas für ihn empfindet. Das Problem an der Sache: Max lebt inzwischen wieder in einer festen Beziehung.

Max (Stellan Skarsgard) kam mit seiner neuen Freundin Clara (Susanne Wolff) nach New York © Filmladen

DIE STARS: Regisseur Volker Schlöndorff hat mit der Besetzung für „Rückkehr nach Montauk“ ein wunderbares Händchen bewiesen.
Der schwedische Hollywood-Star Stellan Skarsgard zeigt das, was er sonst oft nur bei Lars von Trier unter Beweis stellen darf, dass seine verletzlichen und zärtlichen Männer hinreißende Geschöpfe sind. Und Nina Hoss an seiner Seite ist endlich mal nicht so inszeniert, wie sie viele Filmemacher wohl sehen, als eiskalte Ikone auf Distanz. Hier spielt sie herzzerreißend eine Frau mit einem wuchtigen Schicksal in ihrer Lebensgeschichte, das erst am Ende zum Vorschein kommt.
In kleineren Rollen sind sehr gut Susanne Wolff als Max Zorns aktuelle Lebensgefährtin und der Däne Nils Arestrup als Kunstmäzen besetzt.

Am Set: Volker Schlöndorff (l.) mit Nina Hoss und Stellan Skarsgard © Filmladen

DIE KRITIK: Eigentlich hätte aus der Erzählung „Montauk“ nie ein Film werden sollen. Volker Schlöndorff kannte das Buch von Max Frisch schon seit vielen Jahren. Er wusste, dass es (unter anderem) von der Liebe Frischs zu Ingeborg Bachmann handelte. Schöndorff hatte sogar noch mehr Einblick. Er kannte sowohl Frisch als auch Bachmann. Für ihn stand fest: Zu dicht dran an ihm. Daraus wollte er keinen Film machen.
Aber dann schlug, wie soll man es nennen, das Schicksal mehrfach zu. Zum einen wurde Schlöndorff gefragt, ob er „Montauk“ verfilmen wolle. Dann wurde ihm bewusst, dass dieses Projekt eine exzellente Möglichkeit wäre, sich mit dem eigenen Leben auseinanderzusetzen. Denn der Filmemacher hat eine dem Max-Frisch-Text vergleichbare Geschichte selbst erlebt – mit der Regisseurin Margarethe von Trotta.
Und schließlich, als sich für das Projekt nicht genug Geld fand, es fehlten noch 400.000 Euro, sprang Til Schweiger mit seiner Produktionsfirma ein und half dem Meisterregisseur aus. Wie soll man das anders deuten als Schicksal?
Volker Schlöndorff  hat für den Film ein paar Änderungen vorgenommen. So ist die weibliche Hauptfigur jetzt keine Schriftstellerin mehr, sondern eine Anwältin. Aber im Grunde genommen bleibt Schlöndorff den Themen des Buches treu: Warum kann ich die eine, große Liebe nicht leben? Und wieso mache ich gewisse Fehler immer wieder, obwohl ich doch wissen müsste, dass dies nicht gutgehen kann?
„Rückkehr nach Montauk“ ist eine brillant gefilmte Symphonie in Moll, ein sehr melancholischer Film. Als der Schriftsteller Max Zorn nach New York kommt, riecht jede Ecke für ihn nach Erinnerung. Überall schmeckt er Trauer und Wehmut. Stellan Skarsgard, der das Rollenangebot mit dem Satz „wird zwar wenig Popcorn verkaufen, aber wegen solcher Stoffe bin ich Schauspieler geworden“, kommentierte, deutet das mit wenigen sparsamen Gesten an. Große Schauspielkunst braucht nicht viel mehr.
Irgendwann will sich Max dann die Stadt im Hier und Jetzt zu eigen machen. Er kauft sich hippe Klamotten, in die er immer ein wenig hineingeborgt aussieht, und startet einen neuen, verzweifelten Versuch mit der Liebe von dereinst. Ob er am Ende scheitert oder nicht, das muss der Zuschauer entscheiden.
 
IDEAL FÜR: erwachsene Zuschauer, die im Kino nicht so sehr auf Effekte stehen, sondern eher auf eine intensiv erzählte Geschichte über die große Liebe und Schuld, die man auf sich lädt. Ein Film, der lange nachhallt.
 






Trailer
LÄNGE: 106 min
PRODUKTION: Deutschland 2017
KINOSTART Ö: 12.05.2017
REGIE:  Volker Schlöndorff
GENRE: Drama|Romanze
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Stellan Skarsgard: Max Zorn
Nina Hoss: Rebecca
Susanne Wolff: Clara

Interview
Erinnerungen an die Liebe
Deutschlands Regie-Grande Volker Schlöndorff erzählt im Interview über seinen neuen Film „Rückkehr nach Montauk“. Die herbe Liebesgeschichte basiert auf Max Frischs Erzählung „Montauk“. Das Buch und seine Verfilmung tragen in doppeltem Sinne autobiografische Züge. Mehr...