Final Portrait

Erfolg, Kreativität und Krise


FilmClicks:
„Final Portrait“: Der Künstler Alberto Giacometti (Geoffrey Rush, r.) und James Lord (Armie Hammer) © Filmladen
DIE STORY: Die Künstler-Komödie „Final Portrait“ wirft einen Blick zurück ins Paris des Jahres 1964. Der junge amerikanische Autor und Kunstfreund James Lord (Armie Hammer), schon beschwingt von der Atmosphäre der Stadt,  trifft den weltberühmten Künstler Alberto Giacometti (Geoffrey Rush).
Giacometti schlägt Lord vor, er wolle ihn porträtieren. Der Amerikaner sagt geschmeichelt zu – innerhalb von ein paar Stunden sollte die Sitzung wohl beendet sein. Glaubt er. Doch die Entstehung des Bildes wird zur unendlichen Geschichte. Und James Lord bekommt im Lauf der Zeit einen intimen Einblick ins Künstler-Leben, wie er sich ihn wohl nie erträumt hätte.

Im Atelier: Alberto Giacometti (Rush) arbeitet an einer seiner Skulpturen © Filmladen

DIE STARS: Der New Yorker Stanley Tucci, als Darsteller ein gestandener Hollywood-Star, zeigt mit „Final Portrait“, dass er auch als Drehbuchautor und Regisseur in der Ersten Liga spielt.
Für seinen Hauptdarsteller Geoffrey Rush ist Alberto Giacometti nicht die erste reale Figur, die er verkörpert. Er beeindruckte schon als Pianist David Helfgott in „Shine“ (Oscar-Auszeichnung) und als Peter Sellers in „The Life And Death Of Peter Sellers“.
Armie Hammer (James Lord) schaffte mit einer Doppelrolle den großen Durchbruch, als er in David Finchers Facebook-Drama „The Social Network“ die Winklevoss-Zwillinge spielte, die mit Mark Zuckerberg im Streit lagen.  
Die wichtigsten Frauenrollen in „Final Portrait“ sind mit Sylvie Testud (Giacomettis Frau Annette) und Clémence Poésy (Giacomettis Geliebte Caroline) prominent besetzt.
 
Giacometti privat: Mit seiner Geliebten Caroline (Clémence Poésy) © Filmladen

DIE KRITIK: Von Helmut Dietl, dem begnadeten „Monaco Franze“-Regisseur, ist der Spruch überliefert, dass die Künstler sich anstrengen sollten, nicht gar so unausstehlich zu sein. „Aber es nutzt ja nix“, sagte er damals im Interview – „die meisten sind’s einfach!“
Der große Bildhauer und Maler Alberto Giacometti (1901 – 1966), dem wir in „Last Portrait“ begegnen, könnte einer der Künstler sein, die Dietl gemeint hat. In seinen späten Jahren ist der Schweizer aus Paris, gespielt von Geoffrey Rush, längst ein steinreicher Mann, dem die ganze Kunstwelt zu Füßen liegt.
Unausstehlich (zugleich aber auch charismatisch und charmant) ist dieser Giacometti in dem Sinn, dass er alles und jeden in seiner Umwelt nur an den eigenen  Bedürfnissen misst. Seine Frau (Sylvie Testud) und seinen Bruder (Tony Shalhoub) behandelt er eher als Lakaien denn als Lebensmenschen. Obendrein kränkt er seine Gemahlin, weil er ein Dauerverhältnis mit einer süßen Prostituierten (Clémence Poésy) hat.
Sein finanzieller Reichtum bedeutet dem reichen Mann längst nichts mehr. Wenn als Honorar für seine Kunst ein Sack voll Bargeld abgeliefert wird, schiebt er die Scheine achtlos unter einen Schrank. Und bald darauf drückte er zwei dicke Geldbündel den Zuhältern seiner Mätresse in die Hand. Damit sie  Schutz vor ihren Beschützern habe.
Den Eigensinn des alternden Künstlers bekommt auch Giacomettis junger Biograf James Lord (Armie Hammer) zu spüren, der nur zu gern einwilligt, dem Meister für ein Portrait Modell zu sitzen. Allerdings wird ihm bald klar, auf was er sich da eingelassen hat. Denn die Sitzung wird zum wochenlangen Marathon. Weil Giacometti nie zufrieden ist. Wenn er sich mit einem vernehmlichen „Shit“ bemerkbar macht, weiß Lord, dass der Künstler bald fast alles weiß übermalen wird, was zuvor entstand.
In diesen Sequenzen verschiebt Regisseur Stanley Tucci den Film von der leicht verschrobenen Anekdotensammlung zum wahren Künstlerdrama. Denn auf einmal wird deutlich, dass Kreativität und Krise bei vielen Künstlern Zwillinge sind. Selbst ein weltberühmter Mann wie Giacometti schöpft seine Malerei und seine Skulpturen nicht aus dem Wissen um seine souveränen Fähigkeiten. Stets ist er nur zu gern bereit, die eigenen Leistungen schlechtzureden.
So bekommt dieser feinsinnige Einblick in die Welt der Kunst eine allgemeingültige Botschaft: Denn geht’s nicht den meisten von uns so, dass wir immer wieder mal dazu neigen, unsere kreativen Hervorbringungen abzuwerten?
 
IDEAL FÜR: Filmfreunde und Kunstfreunde.






Trailer
LÄNGE: 94 min
PRODUKTION: Großbritannien / USA 2017
KINOSTART Ö: 04.08.2017
REGIE:  Stanley Tucci
GENRE: Biografie|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Geoffrey Rush: Alberto Giacometti
Armie Hammer: James Lord
Tony Shalhoub: Diego Giacometti
Sylvie Testud: Annette
Clémence Poésy: Caroline

Interview
„Biografien finde ich meistens langweilig“
„Biografien auf der Leinwand finde ich meist langweilig“, sagt Hollywood-Star und Regisseur Stanley Tucci im FilmClicks-Interview. Doch mit der Künstler-Komödie „Final Portrait“ hat Tucci nun eine faszinierende Bio über den weltberühmten Alberto Giacometti gedreht. Mehr...