Der Taucher

Ein wichtiger Film zum Thema Gewalt


FilmClicks:
Ein Mann, der zu Gewaltausbrüchen neigt: Paul (Alex Brendemühl) mit Irene (Franziska Weisz) © Filmladen
GESAMTEINDRUCK: Der österreichische Film „Der Taucher“ ist ein bedächtiger Thriller und ein intensives #MeToo-Drama in einem.
 
DIE STORY: Die Wienerin Irene (Franziska Weisz) lebt mit ihrer Tochter Lena (Julia Franz Richter) auf Ibiza. Dort scheint sie ein recht sorgenfreies Dasein zu führen. Bis eines Tages ihr Ex-Mann Paul (Alex Brendemühl) auftaucht. Der gefeierte Komponist hat seine Frau mehrmals verprügelt. Nun sucht er die Annäherung an Irene, um einen Prozess gegen ihn zu verhindern. Soll sich Irene noch einmal auf Paul einlassen und das Geld akzeptieren, das er ihr als Entschuldigung anbietet?

Inniges Verhältnis: Irene (Franziska Weisz) mit Tochter Lena (Julia Franz Richter) © Filmladen

DIE STARS: Franziska Weisz als Irene steht im Zentrum des Films. Sie ist der Ankerpunkt. Und man geht als Zuschauer gern jeden Weg mit ihr. Denn Franziska Weisz spielt diese zutiefst verunsicherte Frau einfach grandios. Alex Brendemühl als Gewalttäter Paul hätte ganz bestimmt mehr aus seiner Rolle herausholen können. Aber der Regisseur Günter Schwaiger lässt ihn leider nicht.

Ibiza: Lena (Julia Franz Richter) und ihr Halbbruder Robert (Dominic Marcus Singer) © Filmladen

DIE KRITIK: „Der Taucher“ ist die Art Film, die man einfach gut finden möchte. Filme über Gewalt in der Partnerschaft sind wichtig. Es kann nicht genug von ihnen geben. Ein gut gemeintes Drama also. Eines, das man zu Beginn auch gern schaut. Viel Licht auf Ibiza, viel Dunkel in den Räumen.
Aber der Salzburger Filmemacher Günter Schwaiger lässt sich mit der Einführung der Figuren einfach zu viel Zeit. Da geht Bedächtigkeit vor Aktion. Alles nachzuvollziehen. Hier soll nichts nach Sensation klingen und ausschauen. Doch letzten Endes wird aus dem „Taucher“ dann leider kein gut gemachter Film. Wenn man bedenkt, was ein Regisseur wie Martin Scorsese (auch wenn die Schuhe jetzt sehr groß sind) aus dem Szenario des ambivalenten Gewalttäters in „Kap der Angst“ gemacht hat, da wurde hier sehr viel verschenkt.
Günter Schwaiger lädt „Der Taucher“ mit etlichen mystischen Elementen auf. Da ist - bei einer Insel wie Ibiza kein Hexenwerk - viel Wasser. Was im sehr effektiven Finale auch sehr gut eingesetzt wird. Da gibt es rätselhafte Animationen. Man sieht in den Appartements wehende Vorhänge und drohenden Schrecken.
All das lädt dazu ein, sich vorzustellen, was demnächst passieren könnte. Paul hat auch noch einen Sohn (Dominic Marcus Singer) aus einer anderen Beziehung, zu dem seine Tochter Lena sowohl schwesterliche als auch romantische Gefühle hegt. Es gäbe so viele Punkte, mit denen Spannung erzeugt werden könnte. Aber leider lässt Schwaiger seine Figuren immer blass bleiben und aus der Distanz wirken. Da wirkt selbst die rohe Gewalt, die in einem Video mit dem Titel „Der Taucher“ steckt, seltsam entrückt und erreicht den Zuschauer zu keinem Zeitpunkt.
 
IDEAL FÜR: Kinogänger, die gern Thriller mit gesellschaftlichen Problemen vermengt sehen.






Trailer
LÄNGE: 93 min
PRODUKTION: Österreich 2019
KINOSTART Ö: 29.11.2019
REGIE:  Günter Schwaiger
GENRE: Drama|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Franziska Weisz: Irene
Julia Franz Richter: Lena
Alex Brendemühl: Paul
Dominic Marcus Singer: Robert