Oscars 2017

„Moonlight“: Im zweiten Anlauf zum großen Sieg

26.02.2017
von  Gunther Baumann
Bester Film des Jahres: „Moonlight“ mit Mashershala Ali (re.) und dem jungen Alex Hibbert © Studiocanal
Bester Film: „Moonlight“. Höchstdekorierter Film: „La La Land“ mit insgesamt sechs Auszeichnungen. Großer Verlierer: „Toni Erdmann“, nebst anderen hoffnungsvollen Kandidaten. So lassen sich die Resultate des Oscar-Rennens 2017 zusammenfassen. Doch die Oscar-Gala wurde überschattet von der Affäre um die Bekanntgabe des Films des Jahres. Dass die Laudatoren Faye Dunaway und Warren Beatty hier zunächst den falschen Sieger verkündeten (nämlich „La La Land“ statt „Moonlight“), ist in der Geschichte der Academy Awards ohne Beispiel.

Groteske. Geht’s noch peinlicher, noch verletzender, noch grotesker?  Die Produzenten von „La La Land“ standen, ihre Oscars in der Hand, schon auf der Bühne, um sich für die Wahl zum besten Film im Wettbewerb zu bedanken. Da hieß es auf einmal, Kommando zurück – sorry, Jungs, falscher Film.  Plötzlich wurde  ein  neues Kuvert geöffnet, mit dem Drama „Moonlight“ als großem Sieger. Und während die „La La Land“-Mannen konsterniert abgingen, ließ sich jetzt das Team „Moonlight“ für den begehrtesten aller Oscars feiern.
 
Mit diesem Lapsus, der förmlich nach einer Verfilmung in einer Hollywood-Satire schreit, wird die 89. Verleihung der Academy Awards in die Oscar-Geschichte eingehen. Der kleine Skandal in den Schlussminuten sorgte für einen Aufreger in einer Gala,  die zuvor eher routiniert als ambitioniert abgelaufen war.
 
Moderator Jimmy Kimmel ätzte mit ein paar scharfen Pointen gegen US-Präsident Donald Trump, hielt sich aber sonst erstaunlich zurück – er war der introvertierteste Oscar-Präsentator seit langem. Zurückhaltung übten auch viele Gewinner in ihren Dankesreden. Von den  allgemein erwarteten Brandreden gegen die aktuelle US-Politik war wenig zu hören.   
 
Prononciert politisch ging es beispielweise bei der Ehrung des iranischen Regisseurs Ashgar Farhadi zu, der mit „The Salesman“ den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewann. Er habe „aus Respekt vor den Menschen jener Nationalitäten, die derzeit nicht in die USA einreisen dürfen“ auf den Flug nach Los Angeles verzichtet, ließ Farhadi verlauten. Und weiter: „Wer die Welt in ein Wir und in Gegner einteilt, kreiert Angst.“
 
Möglich, dass Farhadi seinen zweiten Oscar irgendwie US-Präsident Donald Trump verdankt. Denn „The Salesman“ ist definitiv nicht sein stärkster Film, doch viele Juroren fällten eine politische Entscheidung. Unter der hatte dann der von vielen favorisierte deutsch-österreichische Beitrag „Toni Erdmann“ zu leiden,  dem ein Oscar versagt blieb.
 
Ansonsten verteilten die mehr als 6.000 Juroren der Academy ihre Awards sehr breit gestreut über die Kandidaten. „La La Land“ führt mit insgesamt sechs Oscars das Feld an. Die Preise in Top-Kategorien wie beste Regie, bestes Drehbuch (beides Damien Chazelle) und beste Darstellerin (Emma Stone) sollten dem Team über die Enttäuschung hinweghelfen, so knapp vor dem Ziel der Ernennung zum besten Film des Jahres gescheitert zu sein.
 
Diesen Preis bekam, wie eingangs erwähnt, das Drama „Moonlight“ (ab Mitte März bei uns im Kino). Die Auszeichnung war der Höhepunkt einer Gala, in der Filme aus der afro-amerikanischen Szene stark bewertet wurden. Die Oscars für die besten Nebendarsteller etwa gingen ebenfalls an zwei dunkelhäutige Künstler, an Mahershala Ali („Moonlight“) und Viola Davis („Fences“).
 
FilmClicks präsentiert alle Oscar-Gewinner und Nominees in allen Kategorien.


Bester Film

Gewinner
„Moonlight“
Ebenfalls nominiert
„Arrival“
„Fences“
„Hacksaw Ridge“
„Hell Or High Water“
„Hidden Figures“
„La La Land“
„Lion“
„Manchester By The Sea“
 
Bester Hauptdarsteller
Gewinner

Casey Affleck („Manchester By The Sea“)
Ebenfalls nominiert
Andrew Garfield („Hacksaw Ridge“)
Ryan Gosling („La La Land“)
Viggo Mortensen („Captain Fantastic“)
Denzel Washington („Fences“)

Sechs Oscars: „La La Land“ mit Emma Stone und Ryan Gosling © Studiocanal

Beste Hauptdarstellerin
Gewinnerin

Emma Stone („La La Land“)
Ebenfalls nominiert
Isabelle Huppert („Elle“)
Ruth Negga („Loving“)
Natalie Portman („Jackie“)
Meryl Streep („Florence Foster Jenkins“)
 
Bester Nebendarsteller
Gewinner

Mahershala Ali („Moonlight“)
Ebenfalls nominiert
Jeff Bridges („Hell Or High Water“)
Lucas Hedges („Manchester By The Sea“)
Dev Patel („Lion“)
Michael Shannon („Nocturnal Animals“)
 
Beste Nebendarstellerin
Gewinnerin

Viola Davis („Fences“)
Ebenfalls nominiert
Naomie Harris („Moonlight“)
Nicole Kidman („Lion“)
Octavia Spencer („Hidden Figures“)
Michelle Williams („Manchester By The Sea“)
 
Beste Regie
Gewinner

Damien Chazelle  („La La Land“)
Ebenfalls nominiert
Mel Gibson („Hacksaw Ridge“)
Barry Jenkins („Moonlight“)
Kenneth Lonergan („Manchester By The Sea“)
Denis Villeneuve („Arrival“)
 
Bestes adaptiertes Drehbuch
Gewinner

„Moonlight“ (Barry Jenkins)
Ebenfalls nominiert
„Arrival“ (Eric Heisserer)
„Fences“  (August Wilson)
„Hidden Figures“ (Allison Schroeder)
„Lion“ (Luke Davis)

Bestes Original-Drehbuch
Gewinner 

„Manchester By The Sea“ (Kenneth Lonergan)
Ebenfalls nominiert
„Hell Or High Water“ (Taylor Sheridan)
 „La La Land“ (Damien Chazelle)
„The Lobster“ (Giorgos Lanthimos, Efthimis Filippou)
„20th Century Women“ (Mike Mills)
 
Bester fremdsprachiger Film
Gewinner

„The Salesman“ (Ashgar Farhadi, Iran)
Ebenfalls nominiert
„Land Of Mine“ (Martin Zandvliet, Dänemark)
„Ein Mann namens Ove“ (Hannes Holm, Schweden)
„Tanna“ (Bentley Dean & Martin Butler, Australien)
„Toni Erdmann“ (Maren Ade, Deutschland / Österreich)
 
Bester Animationsfilm
Gewinner

„Zoomania“
Ebenfalls nominiert
„Kubo – Der tapfere Samurai“
„Mein Leben als Zucchini“
„Die rote Schildkröte“
„Vaiana“
 
Bester Dokumentarfilm
Gewinner

„O. J.; Made in America“
Ebenfalls nominiert
„I Am Not Your Negro“
„Life, Animated“
„Seefeuer“
„13th“
 
Beste Filmmusik
Gewinner

„La La Land“  (Justin Hurwitz) 
Ebenfalls nominiert
„Jackie“ (Mica Levi)
„Lion“ (Dustin O’Halloran & Hauschka)
„Moonlight“  (Nicholas Britell)
„Passengers“ (Thomas Newman)
 
Bester Film-Song
Gewinner

„City Of Stars“ (aus „La La Land“)
Ebenfalls nominiert
„Audition“ (aus „La La Land“)
„Can’t Stop The Feeling“ (aus „Trolls“)
„The Empty Chair“ (aus „Jim“)
„How Far I’ll Go“ (aus „Vaiana“)
 
Beste Kamera
Gewinner

„La La Land“
Ebenfalls nominiert
„Arrival“
„Lion“
„Moonlight“
„Silence“
 
Beste visuelle Effekte
Gewinner

„Das Dschungelbuch“
Ebenfalls nominiert
„Deepwater Horizon“
„Doctor Strange“
„Kubo – Der tapfere Samurai“
„Rogue One – A Star Wars Story“
 
Bester Filmschnitt
Gewinner

„Hacksaw Ridge“
Ebenfalls nominiert
„Arrival“
„Hell Or High Water“
 „La La Land“
„Moonlight“
 
Bestes Production Design
Gewinner

„La La Land“
Ebenfalls nominiert
„Arrival“
„Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“
„Hail, Caesar!“
„Passengers“
 
Bestes Kostümdesign
Gewinner

„Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“
Ebenfalls nominiert
„Florence Foster Jenkins“
„Jackie“
„La La Land“
„Vertraute Fremde“

Bestes Make-Up
Gewinner

„Suicide Squad“
Ebenfalls nominiert
„Ein Mann namens Ove“
„Star Trek Beyond“
 
Bester Tonschnitt
Gewinner

„Arrival“
Ebenfalls nominiert
„Deepwater Horizon“
„Hacksaw Ridge“
„La La Land“
„Sully“
 
Beste Tonmischung
Gewinner

„Hacksaw Ridge“
Ebenfalls nominiert
„Arrival“
„La La Land“
„Rogue One: A Star Wars Story“
„13 Hours: The Secret Soldiers Of Benghazi“
 
Bester Kurzfilm (Spielfilm)
Gewinner

„Sing“
Ebenfalls nominiert
„Ennemis Intérieurs“
„La Femma et le TGV“
„Silent Nights“
„Timecode“
 
Bester Kurzfilm (Animation)
Gewinner

„Piper“
Ebenfalls nominiert
„Blind Vaysha“
„Borrowed Time“
„Pear Cider And Cigarettes“
„Pearl“
 
Bester Kurzfilm (Dokumentation)
Gewinner

„The White Helmets“
Ebenfalls nominiert
„Extremis“
„4.1 Miles“
„Joe’s Violin“
„Watani: My Homeland“