Berlinale 2016

Start mit „Hail, Caesar!“: Viele Stars und viele Pointen

12.02.2016
von  Gunther Baumann
Berlinale 2016: Clooney, Tatum, Brolin, Ethan Coen, Ehrenreich, Swinton & Joel Coen © Katharina Sartena
Joel und  Ethan Coen. George Clooney und Josh Brolin.  Channing  Tatum, Alden Ehrenreich und Tilda Swinton: Die Berlinale  startete am 11. Februar mit voller Star-Power in ihre 66. Ausgabe. Schon vor der abendlichen Gala gab’s viel Beifall bei der Presse-Premiere von „Hail, Caesar!“, dem Eröffnungsfilm der Coen Brothers. „Ein Film, wie für ein Festival gemacht“, urteilte ein Reporter.  Denn die neue Coen-Komödie ist ein liebevoll-satirischer Blick hinter die Kulissen des alten Hollywood-Kinos der 1950er Jahre. „Hail, Caesar!“ läuft bereits am 18. Februar bei uns im Kino an.  
Am Set von „Hail, Caesar!“: Joel & Ethan Coen mit Josh Brolin & George Clooney © Universal

Ein Film übers Filmen.
George Clooney spielt einen Filmstar, der während eines Drehs zum Opfer einer obskuren Entführung wird. Scarlett Johansson mimt eine schwangere Seejungfrau. Channing Tatum  zeigt sein Talent als Steptänzer im Matrosen-Kostüm und verlässt Los Angeles später mit einem U-Boot:  „Hail, Caesar!“ ist ein Film übers Filmemachen im  alten Stil - mit vielen absurden Pointen.
 
„Ist das Nostalgie? Nein. Wir haben diese Ära ja gar nicht selbst erlebt“, sagte Autor/Regisseur Joel Coen beim restlos überfüllten Pressegespräch in Berlin. „Wir zeigen ein romantisches Bild vom Hollywood der Fünfziger Jahre. Mit zärtlicher Zuneigung für das alte Studiosystem – obwohl wir nicht so sicher sind, wie wir mit unserem Stil damals angekommen wären. Denn heute drehen wir Filme anders, als es damals der Fall war.“
 
Rückblick. Der Rückblick auf den Dreh geriet zum schelmischen Vergnügen. „Wenn die Coens anrufen, will man kein Drehbuch lesen. Dann sagt man einfach Ja“, sprach Channing Tatum („ich habe vor diesem Film noch nie gesteppt“).

„Der Dreh bereitete sogar noch mehr Spaß als jetzt das Anschauen des Films,“ schwärmte Tilda Swinton,  die in einer Doppelrolle gleich zwei scharfzüngige Film-Reporterinnen verkörpert. Auch George Clooney  machte ein Doppel-Kompliment: „Weil die Coens zwei sind, hat man bei der Arbeit mit ihnen das doppelte Vergnügen.“
 
Berlinale-Plakat: In Berlin ist der Bär los © Berlinale

Politik. „Hail, Caesar!“ ist ein rundherum heiterer Film ohne aktuelle gesellschaftliche Anspielungen. Die Komödie bietet damit ein Kontrastprogramm zu den vielen düsteren Schlagzeilen unserer Tage. Die Filmkünstler wurden beim Berlinale-Gespräch auch nach Kommentaren zur Flüchtlingskrise gefragt. Da hatte man den Eindruck, manchen Reportern wäre es am liebsten, die (politisch engagierten) Stars könnten mit einem Patentrezept zur Beruhigung der Weltlage aufwarten.
 
Doch das können die natürlich nicht. „Es sind sehr schwere Zeiten“, sagte George Clooney, plötzlich ganz ernst. „Ich beschäftige mich mit vielen Katastrophen-Gegenden – unter anderem in Darfur, wo so viel schiefgegangen ist. In Berlin werde ich jetzt mit Kanzlerin Angela Merkel über  das Flüchtlings-Thema sprechen.“
 
Ethan und Joel Coen befanden ebenfalls, es sei sehr wichtig, über die Flüchtlings-Frage zu reden – und Filme darüber zu drehen.  Sie erinnerten an ihre Funktion als Juroren beim Festival Cannes 2015: „Da haben wir mit ,Dheepan‘ einen sehr eindrucksvollen Flüchtlings-Film mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.“
 
Trump. Auch aus den USA kommen derzeit  Schlagzeilen, die in der liberalen Hollywood-Gemeinde Unbehagen auslösen. Als beim Pressegespräch der Name Donald Trump fiel,da fiel Joel Coen die Kinnlade herunter. „Ein Präsident Trump? Das wäre beängstigend.“ Kurzes Nachdenken. „Aber dass er die Wahl gewinnen könnte, das ist doch eine surreale Vorstellung.“