David Kross über seine Laufbahn und seinen Film „Boy 7“


„Karriere? 50 Prozent kann man beeinflussen“

20.08.2015
Interview:  Gunther Baumann

„Boy 7“: David Kross spielt im SciFi-Thriller die Titelfigur, einen Mann ohne Erinnerung © Filmladen

David Kross ist „Boy 7“. Der deutsche Nachwuchs-Star spielt in dem aktuellen Science-Fiction-Thriller einen jungen Mann, dem die Welt auf einmal zum Rätsel wurde: Er ist ohne Erinnerung, ohne Freunde, ohne Plan. Im FilmClicks-Gespräch berichtet Kross über die Hintergründe des spannenden, aber düsteren Jugend-Dramas.  Und er erzählt über seine Film-Laufbahn, die er mit 15 Jahren bei Detlev Buck begann, die ihn aber auch schon an die Seite von  Kate Winslet („Der Vorleser“) und Steven Spielberg („Gefährten“) geführt hat.


FilmClicks: David Kross, was hat Sie daran gereizt, im Science-Fiction-Drama „Boy 7“ mitzuspielen?
David Kross: Für mich persönlich war es ein großer Reiz, einmal in einem Thriller mitzuspielen, in einem klassischen Genre-Film. Dazu habe ich in Deutschland nicht oft die Chance, weil solche Filme nicht sehr häufig gedreht werden.
 
„Boy 7“ basiert auf einem Jugendroman der Holländerin Mirjam Mous. Richtet sich der Film an ein Teenager-Publikum?
An Teenager – aber auch an Erwachsene. „Boy 7“ ist ein sehr spannender Film,  der obendrein wichtige Themen behandelt: Die Manipulation von Menschen durch Menschen, die Steuerung von außen, die Freigabe von Daten. In der Realität geschieht Manipulation natürlich etwas dezenter als im Film, wir bekommen ja keine Chips eingebaut. Aber allein durch die Internet-Nutzung gibt man sehr viel von sich preis. Auch Dinge, von denen man das gar nicht weiß. Das kommt in „Boy 7“ auch vor: Die banalen Fragen von Persönlichkeitstests werden dazu benutzt, die neue Identität der Figuren zu programmieren.

Ein junger Mann als Manipulations-Opfer: David Kross in „Boy 7“ © Filmladen

Sie sind 25, spielen in „Boy 7“ aber einen 18-Jährigen. War das eine leichte Umstellung?
Ach, das blieb alles im Rahmen. Ich habe mich nicht so sehr auf das Alter meiner Figur konzentriert, von Sam, dem Boy 7, sondern auf die Geschichte. Wenn es um das Alter geht, machen die Kostüme sehr viel aus: In „Boy 7“ habe ich einen 18-Jährigen gespielt – in einem TV-Film kürzlich einen Staatsanwalt, also eine erwachsene Rolle.  
 
Ihr Sam gerät in „Boy 7“ anfangs dadurch in die Bredouille, dass er sich von einem verführerischen Mädchen zu einer Computermanipulation hinreißen lässt – Sam kann quasi dem Busen des  Mädchens nicht widerstehen. Realistisch?
Nun, ich selbst wurde noch nie so extrem reingelegt (lacht). Wenn die Gefahr bestand, konnte ich mich ganz gut kontrollieren. Aber Sam ist seit langem verschossen in dieses Mädchen, und er denkt, er hat jetzt die Chance seines Lebens bei ihr. Doch dann geht die Sache natürlich schief.

Großes Kino: David Kross mit Katew Winslet in „Der Vorleser“ © Senator Film

Sie haben sehr früh internationale Karriere gemacht – als Partner von Kate Winslet in „Der Vorleser“ und danach bei Steven Spielberg in „Gefährten“. Sie drehen aber auch kleinere Produktionen in Deutschland. Wie leicht oder wie schwer ist es, da die Balance zu halten?
Wenn man sich darauf konzentriert, seine Arbeit als Schauspieler so gut wie möglich zu machen, dann ist es eigentlich egal, in welchem Film man mitwirkt. Man muss seine Leidenschaft über das Spiel finden – dann kommt man mit diesen Schwankungen klar. Natürlich ist es etwas Besonderes, in einem großen Hollywood-Film mitzuspielen: Man spürt einfach, dass da mehr Geld und mehr Zeit vorhanden ist. Aber wenn man eine gute Idee hat und die gut rüberbringt, dann funktioniert ein Film auch mit einem kleineren Budget.
 
Ist Hollywood ein Ziel für Sie als Schauspieler?
Nun, um in Hollywood Karriere zu machen, muss man wahrscheinlich auch dort leben. An dem Punkt war ich aber noch nicht, dass ich Deutschland verlassen wollte.  Ich habe eine Zeit in London verbracht, aber dann ging ich zurück nach Berlin, weil es mich dort gehalten hat.
 
Hat man es als Schauspieler selbst in der Hand, ob man eine große Karriere macht?
Ich glaube, 50 Prozent kann man beeinflussen. Wenn man in jeder Rolle das Beste gibt, wenn man sich weiterentwickelt und sich nicht vom Drumherum dieses Berufs ablenken lässt. Die restlichen 50 Prozent kann man nicht beeinflussen. Zu Beginn meiner Laufbahn ging alles wahnsinnig schnell. Es gab aber auch Zeiten, in denen nicht so viel los war und in denen ich mir überlegen musste, wie ich damit umgehe. Das gehört zu diesem Beruf halt auch dazu.
 
Hatten Sie schon als Kind den Plan, Schauspieler zu werden?
Nun, das war ein Traum, aber kein konkreter. Es begann dann eher zufällig, und ich hatte das große Glück, meinen ersten Film, „Knallhart“, mit Detlev Buck zu drehen. Unsere Familien sind fast Nachbarn. Er ist ein toller Regisseur und ein sehr angenehmer Mensch. Wir haben in den Sommerferien gedreht, ich war 15, und danach ging ich zurück in die Schule. Und ich dachte mir, das war’s dann jetzt. Allerdings ging es dann relativ rasch weiter.  

Animations-Hit „Rio“: David Kross synchronisiert den Papagei Blu © 2014 20th Century Fox

Eine ganz andere Frage: Sie sprechen in der deutschen Fassung der „Rio“-Animationsfilme die Hauptfigur, den Papagei Blu. Ist das eine interessante Aufgabe?
Ja, das macht viel Spaß. Ich mag die Geschichten der Filme total gern, und ich habe die Rolle von Blu, dem Vogel, lieben gelernt. Ich hatte einen tollen Synchron-Regisseur, und sein Codewort war: „Das war schon sehr gut, aber mach‘ mal  n‘ bisschen mehr wie ein Vogel.“ Meine Stimme klingt da ganz anders als sonst: Ein bisschen höher, ein bisschen krächzender. Viele haben mich gar nicht erkannt, weil ich ja sonst eine monotone und tiefe Stimme habe.



Kritik
Boy 7
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