Claire Foy über das neue Lisbeth-Salander-Abenteuer „Verschwörung“


„Jane Bond? Auf keinen Fall!“

23.11.2018
Interview:  Peter Beddies

Claire Foy: Die Engländerin ist nach Noomi Rapace & Rooney Mara die dritte Lisbeth Salander im Kino © Sony

Claire Foy: An der zierlichen Britin kommt man momentan weder im Kino noch in den Streaming-Portalen vorbei. Auf der großen Leinwand ist sie seit einigen Wochen an der Seite von Ryan Gosling in „Aufbruch zum Mond“ zu sehen. Bei Netflix kann man sie in den ersten beiden Staffeln der Royals-Serie „The Crown“ bewundern. Und nun gibt sie – ganz aktuell – im Kino die rabiate Hackerin Lisbeth Salander in „Verschwörung“. FilmClicks traf Claire Foy in Berlin zum Gespräch.


Illusionsmaschine Kino: Claire Foy privat und als Lisbeth Salander © Sony

FilmClicks: War Ihnen Lisbeth Salander,  die wilde literarische Figur aus der „Millennium“-Trilogie von Stieg Larsson, schon vor dem Dreh von „Verschwörung“ bekannt?

Claire Foy: Klar. Auf jeden Fall! Ich mag sie sehr. Ihre innere Zerrissenheit. Aber auch ihre Entschlossenheit, für etwas zu kämpfen. Das ist eine Rolle, in die man wunderbar schlüpfen und ausfüllen kann.
 
Gibt es Parallelen zwischen Lisbeth und der Queen Elizabeth II., die Sie in der Serie „The Crown“ gespielt haben?
Ich bin mir nicht sicher, ob man immer alles miteinander vergleichen muss. Aber hier macht es wirklich Sinn. Beide Frauen sind innerlich Vulkane. Von außen jedoch merkt man ihnen das nicht an. Sie kämpfen sehr darum, nicht die Fassung zu verlieren. Der Queen gelingt es immer – Lisbeth zum Glück nicht immer.
 
Wenn man sich anschaut, wie Sie in „Verschwörung“ über die Leinwand jagen und zum Schrecken der Bösen werden, denkt man automatisch an James Bond. Haben Sie Lisbeth als eine Art Jane Bond gespielt?
Nein! Jane Bond? Auf keinen Fall! Wer so etwas sagt oder schreibt, hat nicht verstanden, woher Lisbeth Salander kommt. Stieg Larsson hat sie als Schmerzensfrau geschaffen. Sie ist das Leitbild, das wir heute vor uns haben sollten, wenn es um Missbrauchs-Debatten geht. Lisbeth ist als Kind schreckliches Leid zugefügt worden. Nun findet sie die Kraft, sich dagegen zur Wehr zu setzen.
 
Und auch anderen zu helfen.
Ja, das ist ein guter Effekt, den es dabei gibt. Aber in erster Linie muss sich diese Lisbeth selber helfen. Sie muss zu sich finden. Nur dann kann sie überhaupt weitermachen. Im Gegensatz zu anderen Helden geht es hier um Leben und Tod. Das hat mich an dieser Figur gereizt. Und deshalb sehe ich - nicht einmal im Entferntesten - hier eine Parallele zu James Bond.

Monatelanges Training: Claire Foy beim Dreh vor der Kamera © Sony

Vielleicht gibt es eine winzig kleine. Sie durften kämpfen, wie man es bisher von Bond oder Jason Bourne gesehen hat. Macht so etwas Spaß? 
Ja, das hat schon etwas - ohne Frage. Auch wenn es vielleicht ein bisschen schade ist, dass man keine lebenslangen Kenntnisse erwirbt. Man trainiert für viele Wochen und kann sich dann auf einmal wunderbar akrobatisch bewegen. Man kann - zumindest zum Teil - seine eigenen Stunts machen. Das gehört für mich natürlich auch mit zum Charakter. Aber wenn Sie mich heute, Monate nach den Dreharbeiten, bitten würden, in einer brennenden Fabrikhalle in eine Wanne mit Wasser zu hechten, dann würde das vermutlich schief gehen.
 
Eine Frage zu Ihrer Karriere: Zur Zeit werden Sie wahlweise als neue Hoffnung des Films ausgerufen oder als der nächste große Star gehandelt. Wie bekommen Sie das mit?
Wie soll man damit umgehen? Es ist ja nichts, was ich irgendwie beeinflussen kann! Ich versuche, meine Arbeit so gut wie möglich zu machen und im Anschluss mein Leben so normal wie möglich zu leben.
 
Werden Sie auf der Straße oft erkannt und angesprochen?
Nein, zum Glück nicht. Das hat sicher auch etwas damit zu tun, dass ich in England lebe und da sind die Menschen, selbst wenn sie einen erkennen würden, etwas zurückhaltender als in anderen Teilen der Welt. Aber ich merke schon, dass sich in den zehn Jahren, in denen ich meinen Beruf ausübe, etwas verändert hat. Damals konnte ich noch einfach so mit einem Film aufhören und wieder in die Anonymität gehen. Das wird jetzt immer schwerer. Ich muss regelrecht dafür kämpfen, zwischen Filmprojekten mein normales Leben führen zu können.
 
Wie oft werden Sie, nach dem gigantischen Erfolg von „The Crown“, noch mit „Your Majesty“ angesprochen?
In der Öffentlichkeit ist mir das noch nie passiert. Aber Freunde machen sich hin und wieder einen Spaß daraus, mich so anzusprechen. Solange ich weiß, dass es ein Spaß ist, ist alles in Ordnung.



Kritik
Verschwörung
Der Thriller „Verschwörung“ bringt eine Wiederbegegnung mit der Hackerin Lisbeth Salander aus der „Millennium“-Trilogie. Allerdings hat das actionreiche Werk mit den Politthrillern des verstorbenen Autors Stieg Larsson nicht mehr viel zu tun. Mehr...