Idris Elba über Film, Musik und sein Regie-Debüt „Yardie“


„Im Sommer bin ich DJ auf Ibiza“

25.02.2018
Interview:  Peter Beddies

Idris Elba: Der Hollywood-Star ist auch als DJ und jetzt als Regisseur aktiv © Berlinale / Getty

Wer Idris Elba erleben will, muss Serien wie „Luther“ oder Blockbuster wie „Der dunkle Turm“ anschauen – oder im Sommer nach Ibiza fahren. Dort legt der Hollywood-Star aus London regelmäßig als DJ auf. Auch im Berliner Szene-Treff Soho House stand Elba in den letzten Tagen bei einer Party an den Turntables. Aber nur nebenbei: Idris Elba kam zur Berlinale, um dort „Yardie“ vorzustellen, seinen ersten Film als Regisseur. Im FilmClicks-Interview sprach er ausführlich über seine Lust am Inszenieren, über  die Musik und die vielen Facetten seiner Karriere. Nur zu einem Punkt wollte er partout kein Wort sagen: Zu den Gerüchten, die ihn zum Kandidaten für die Rolle des James Bond machen. Na gut, dann nicht. So bleibt genug Stoff für neue Interviews, sollte Elba tatsächlich als erster dunkelhäutiger Schauspieler ins Kostüm des Agenten 007 schlüpfen.  


„Yardie“: Mit diesem Film feiert Idris Elba sein Debüt als Regisseur © Studiocanal

FilmClicks: Mr. Elba, der britische Thriller „Yardie“ markiert Ihr Debüt als Regisseur. Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, die Seiten zu wechseln und hinter die Kamera zu gehen?

Idris Elba: Ich habe schon immer die Regisseure bewundert. Welche Visionen sie haben. Wie das, was sie geplant und gedacht haben, auf der Leinwand entsteht. Natürlich war ich als Schauspieler stets Teil davon. Aber ich wollte gern die andere Seite kennen lernen. Außerdem bin ich technikverrückt. Ich liebe alle möglichen Dinge, die auf einem Set so rumstehen und benutzt werden. Bei „Yardie“ habe ich beim zweiten Team auch die Kamera geführt. Das war ebenfalls eine Premiere für mich.
 
Mit welcher Bilanz?
Hat absolut Spaß gemacht. War aber auch ordentlich schwierig. Denn als Schauspieler hat man nur die eine Sache, auf die man sich konzentrieren muss. Aber als Regisseur muss man ständig Fragen beantworten oder zu allen Dingen eine Meinung haben. 

„Als Schauspieler sagst du nur deine Zeilen auf“: Idris Elba in „Der dunkle Turm“ © CentFox

Was war für Sie die größte Herausforderung als Regisseur?
Zu jedem Zeitpunkt organisiert zu sein (lacht). Als Schauspieler kommst Du zum Set, sagst deine Zeilen auf und bist dann wieder weg. Wenn du Regie führst, musst du die Dinge zusammenhalten und zwar in allen Bereichen des Filmemachens. Keine leichte Arbeit. Das weiß ich jetzt. 
 
„Yardie“ wird im Mai bei uns im Kino starten. Es ist ein Thriller über einen jungen Jamaikaner, der nach London kommt. Was hat Sie an dem Stoff interessiert? Menschen, die emigrieren? Was ja eine sehr zeitgemäße Lesart wäre.
Nein, mir ging es eher um diesen einen Menschen, der von Jamaika nach London übersiedelt und dort seinen Weg geht. Der nicht weiß, wie er sich in dieser Welt zurechtfinden soll. Letztendlich helfen ihm seine Familie und die Musik. „Yardie“ ist ein Film über einen Mann, der lernen muss, mit einem Trauma umzugehen. In meinem Leben ist folgendes passiert: Als ich 40 Jahre alt war, starb mein Vater. Zum ersten Mal in meinem Leben wurde ich mit dem Verlust eines geliebten Menschen konfrontiert. Damals wohnte ich in den USA, mittlerweile bin ich wieder nach England gezogen. Es gab für mich einige Punkte der Übereinstimmung zwischen der Hauptfigur des Films und mir. Es fühlte sich einfach richtig an, diese Geschichte in meiner ersten Regiearbeit zu erzählen. Außerdem bin ich ein großer Fan der jamaikanischen Kultur und Musik. Passte alles.
 
Kennen Sie das Gefühl, in London als Fremder anzukommen?
Nein, ich bin in London geboren. Meinen Eltern mag das so gegangen sein. Auch wenn England damals Menschen anderer Kulturen viel mehr willkommen geheißen hat als es heute der Fall ist. Aber ich hatte nie Probleme damit. 
 
Was haben Sie bei „Yardie“ für mögliche neue Regie-Projekte gelernt?
Genau zu sagen, was ich will. Im Schnittraum ist mir ein paar Mal aufgefallen, dass mir bei einzelnen Szenen bestimmte Einstellungen gefehlt haben. Werde ich beim nächsten Mal um mehr Einstellungen bitten? Nicht unbedingt. Aber ich werde genauer sagen, was ich brauche. Momentan kann ich sagen, dass ich stolz bin auf meinen Erstling. Aber der Film ist natürlich noch lange nicht perfekt.
 
Ihr Film ist vollgepackt mit feinstem Reggae. Sind Sie Experte auf diesem Gebiet?
Nein, als DJ lege ich in letzter Zeit hauptsächlich House auf. Aber ich wollte mit diesem Film auch der Musik aus Jamaika ein Denkmal setzen. Wir mögen die Musik, wir mögen den Groove. Aber verstehen wir die Texte? Nur ganz selten. Das wollte ich mit dem Film gern ändern.  Der Einsatz der einzelnen Titel ist so, als würde ein DJ auflegen. Mein Schnittmeister meinte manches Mal zu mir: „Jetzt geht wieder der DJ mit Dir durch“ (lacht).
 
Was ist das Plattenauflegen für Sie? Hobby oder mehr?
Oh, definitiv mehr. Im Sommer bin ich als DJ auf Ibiza unterwegs. Das ist auch in diesem Jahr wieder der Plan. Außerdem habe ich weltweite Einladungen zu Musik-Festivals. Da würde ich mich schon als Semi-Profi bezeichnen.
 
Und da steht dann auf den Plakaten, „Heute Abend an den Turntables Hollywood-Star Idris Elba“.
Nein, so etwas würde die Menschen, die ich zum Tanzen bringen möchte, nicht interessieren. Sie wollen auf der Tanzfläche etwas erleben. Da könnte ich mit dem Hinweis auf Hollywood ganz bestimmt nicht punkten.
 
Aber Sie treten unter Ihrem Namen auf?
Entweder als DJ Idriss oder unter Driss. Aber meistens trete ich unter meinem Namen auf. Es steht auch nicht am nächsten Tag in der Zeitung, wenn ich auflege. Ich mache das sehr gern. Aber die Leute sind beim Tanzen nicht darauf erpicht, von einem großen Namen bespielt zu werden. 
 
Sie sind DJ und Schauspieler und nun auch Regisseur. Was sagen Sie, wenn Sie jemand nach Ihrem Beruf fragt?
Dann sage ich, dass ich Künstler bin. Damit entfallen alle weiteren Kategorisierungen. Werde ich für alle Zeiten Schauspieler bleiben? Wohl kaum. Immerhin werde ich langsam alt und grau. Werde ich noch einen Film inszenieren? Liebend gern. Aber dann innerhalb der nächsten fünf Jahre. Künstler hingegen kann man sich auch noch nennen, wenn man sehr sehr alt ist. Wurde ich als irgendetwas Spezielles geboren? Jedenfalls nicht als Schauspieler. Aber als jemand, der eine große Vorstellungskraft hat. Und das macht einen Künstler aus.