Matt Damon über äußere und innere Größe und seinen Film „Downsizing“


Der Action-Held als Biedermann

19.01.2018
Interview:  Peter Beddies

Matt Damon: „Der Regisseur sagte: ,Wie ein Kinostar siehst Du nicht gerade aus. Du hast die Rolle!'“ © Katharina Sartena

Matt Damon ist ein Hollywood-Star mit zwei Gesichtern: Mal spielt er knallharte Action-Helden wie in den „Bourne“-Thrillern, und dann wieder kreuzbrave Durchschnittsbürger, die pure Biederkeit ausstrahlen. Letztere Version von ihm bekommt man im aktuellen Kino-Hit „Downsizing“ zu sehen; noch dazu wird er in dieser Sci-Fi-Komödie auf 13 Höhe Zentimeter Höhe eingeschrumpft. FilmClicks sprach mit  Matt Damon bei der „Downsizing“-Weltpremiere in Venedig über äußere und innere Größe, über sein Aussehen, die Umwelt und seinen frühen Oscar-Erfolg mit „Good Will Hunting“.


FilmClicks: Mr. Damon, wie oft haben Sie von Ihren Regisseuren schon gehört, dass Sie für einen Hollywoodstar viel zu normal aussehen?
Matt Damon: Sehr, sehr, sehr oft. Auch bei meinem neuen Film „Downsizing“ wieder. Regisseur Alexander Payne meinte gleich bei unserem ersten Treffen: „Wie ein Kinostar siehst Du nicht gerade aus. Du hast die Rolle!“.

Ein braver Bürger: Matt Damon in „Downsizing“ © Paramount

Geht so etwas nicht sehr ans Ego?
Nicht, wenn man, wie in meinem Fall, die meisten Rollen bekommt. Wenn ich unzufrieden wäre, würde man mich wahrscheinlich völlig zu Recht fragen, ob ich spinne. Denn ich habe eine wunderschöne Karriere – unter anderem deswegen, weil ich so aussehe, wie ich aussehe.
 
Manchmal verkörpern Sie aber auch einen etwas ungewöhnlicheren Typ. Also ein bisschen. Wenn Sie zum Beispiel „Jason Bourne“ drehen. Oder „The Great Wall“.
Ja, dann lege ich meinen inneren Schalter um und quäle mich unter Umständen viele Wochen lang im Fitness-Studio und habe eine genau einzuhaltende Diät. Kein Glas Rotwein am Abend. Kein Stück Schokolade zwischendurch. Entweder drei Stunden hartes Training pro Tag oder zwei Stunden und dann am Abend noch eine endlose Runde Joggen. Schön ist das nicht!
 
Aber ist der Blick am Abend in den Spiegel nicht herrlich?
Wieso? Ich bin doch verheiratet (lacht). Nein, mal im Ernst. Meine Frau akzeptiert mich so, wie ich bin. Die großen Abnehm- oder Körperform-Aktionen unternehme ich nur für den Film. Das gehört halt zu meiner Arbeit dazu.
 
Und anders herum – was ist los, wenn Sie direkt von „Jason Bourne“ kommen?
Das war vor dem Dreh von „Downsizing“ der Fall, und da hätte ich fast Ärger mit Regisseur Alexander Payne bekommen. Er war ganz erschrocken, wie fit ich wirkte. Dabei sollte ich in „Downsizing“ doch so einen amerikanischen Jedermann spielen. Also habe ich das Training weggelassen und stattdessen irgendwas mit Marshmellows gegessen. Nach ein paar Wochen hatte ich genug Speck auf den Hüften, um diesen Paul Safranek glaubhaft spielen zu können.

Am Set von „Downsizing“: Matt Damon mit Regisseur Alexander Payne © Paramount

Dieser Paul lässt sich in „Downsizing“ auf knapp 13 Zentimeter Höhe kleinschrumpfen. Wäre das…
,,,etwas für mich? Nein, auf keinen Fall. Und ich habe mich damit auch nicht allzu sehr auseinandergesetzt. Ich glaube, Alexander Payne hat sich mit Wissenschaftlern darüber unterhalten, ob so etwas möglich wäre. Aber im Grunde genommen ist dieses Downsizing doch nur eine Metapher dafür, wie klein sich der Mensch heute in unserer Welt fühlt.
 
Also der Gedanke, mit so einer Aktion etwas die Umwelt retten zu können…
…der kam mir nicht. Aber ich mache mir natürlich so meine Gedanken. Wenn ich an meine Kinder denke oder an später, wenn die mal Kinder haben werden. Es ist schon essentiell, dass wir uns um die Umwelt kümmern, anstatt die immer mehr kaputt zu machen.
 
Sagen Sie das mal Ihrem Präsidenten Donald Trump.
Bitte nicht das Schlimmste. Da bekomme ich gleich schlechte Laune. Wir können nur hoffen, dass seine vier Jahre ganz schnell vorbeigehen und dass er bis dahin nicht alles kaputt gemacht hat.
 
Es ist jetzt 20 Jahre her, dass Ihre Karriere mit „Good Will Hunting“ durch die Decke ging.
Eigenartig, oder? So viel Zeit soll schon wieder vergangen sein? 20 Jahre? Aber dann denkst Du nach: Klar, mittlerweile habe ich vier Kinder, die immer größer werden. Doch das geht mir ja zum Glück nicht allein so. Für jeden tickt exakt dieselbe Zeit.

Jugendjahre: Matt Damon und Ben Affleck in „Good Will hunting“ © Buena Vista Home Entertainment

Schauen Sie sich „Good Will Hunting“ noch häufig an?
Nein, nur hin und wieder. Aber ich glaube, meiner elfjährigen Tochter werde ich ihn demnächst mal zeigen. Ich hoffe, dass es stimmt, was viele Menschen sagen. Dass sich der Film sehr gut gehalten hat. Was ich aber letztens gemacht habe: Mein damaliger Schreib- und Filmpartner Ben Affleck und ich haben das Drehbuch zu „Good Will Hunting“ bei einer Veranstaltung der New York Times öffentlich gelesen. Auch zum ersten Mal nach 20 Jahren. Das war sehr schön.
 
Kann man in einer sich nach Jugend verzehrenden Branche wie der Filmindustrie offen darüber reden, wie das so war vor 20 Jahren? Ich meine, ohne sich alt zu fühlen?
Ich erzähle Ihnen eine schöne Geschichte, die gut dazu passt. Als mein Kumpel Ben Affleck 2010 „The Town“ drehte, war er einmal mit dem Auto in New York unterwegs. An seiner Seite Blake Lively. Als er an meinem Appartement vorbeifuhr, sagte er: „Da wohnt mein Kumpel Matt“. Und sie darauf. „Du kennst Jason Bourne?“. Darauf musste Ben sehr lachen, weil sie keine Ahnung hatte, wie lange wir uns kennen. Dass wir an „Good Will Hunting“ gearbeitet und einen Oscar bekommen hatten. Das war lange vor ihrer Zeit. Fühlt man sich da alt? Ein bisschen schon.
 
Und man merkt, wie schnell das Vergessen geht.
Das auf jeden Fall. Die Studios schielen heute ganz besonders auf die 13- bis 18jährigen Kinobesucher. Aber die fangen erst an, zu schauen. Sie wissen noch nichts davon, was vor ihrer Zeit im Film los war. Wenn man also mal für ein paar Jahre aussteigt, dann muss man mit der Konsequenz leben, dass einen unter Umständen eine ganze Generation nicht mehr kennt.  



Kritik
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