Justin Lin über seine Regie von „Star Trek Beyond“


Ein neuer Boss auf der Enterprise

22.07.2016
Interview:  Anna Wollner

Auf dem Set von „Star Trek Beyond“: Chris Pine (Captain Kirk) mit Regisseur Justin Lin © Paramount

Von der Autobahn ins Weltall: US-Regisseur Justin Lin hat filmmäßig einen großen Sprung hinter sich. Seit 2006 inszenierte der Kalifornier, der 1973 in Taiwan zur Welt kam, die „Fast & Furious“-Blockbuster Drei bis Sechs. Dann nahm er Abschied von Vin Diesel, Dwayne Johnson und ihren Boliden, um sich bei „Star Trek Beyond“ ins Regie-Cockpit zu setzen. Im FilmClicks-Interview verrät Lin, dass er seine Expedition in die Galaxis bestens vorbereitet antrat: „,Star Trek‘ war schon immer ein Teil meines Lebens.“


FilmClicks: Justin Lin, Sie kommen von  „Fast & Furious“ und haben jetzt als Serien-Neuling „Star Trek Beyond“ inszeniert. Wie schwierig war es, zwischen diesen Welten zu wechseln?
Justin Lin: Ach, das war gar nicht so schwer. Lachen Sie nicht, aber als ich mit „Fast & Furious“ anfing, wusste ich rein gar nichts über Autos. Das war überhaupt nicht meine Welt. Aber natürlich wollte ich diejenigen respektieren, die darin aufgehen und ihnen etwas bieten. „Star Trek“ hingegen war schon immer ein Teil meines Lebens. Ich wusste, also wovon ich rede, und wusste, was auf mich zukommt. Ich bin mit der Fernsehserie groß geworden. Jetzt die Chance zu haben, etwas zurückgeben zu können, hat mir unglaublich viel bedeutet.
 
Und dennoch haben Sie ein Motorrad aufs Raumschiff Enterprise geschmuggelt!
Stimmt. Aber das war keine Absicht. Nennen Sie es Zufall oder einfach Bestimmung. Als klar war, dass die Enterprise zerstört wird, brauchte ich einfach ein Fortbewegungsmittel  für Kirk. Da lag ein Motorrad einfach auf der Hand. Außerdem sollte sich der Film nicht zu sehr nach CGI anfühlen. Ich wollte möglichst viel in echten Sets mit echten Utensilien drehen. Die Figuren sollten ein Gespür für ihre Umgebung bekommen. Sie sollten nicht einfach nur vor einer grünen Wand stehen und das Gefühl haben, in einer virtuellen Welt gefangen zu sein. Deswegen war das Motorrad so wichtig.
 
Leading Team: Justin Lin mit Simon Pegg, Scotty-Darsteller und Drehbuchautor © Paramount

Simon Pegg spielt im Film nicht nur Scotty, er hat auch das Drehbuch verfasst. Mussten Sie ihn manchmal an seine jeweilige Rolle erinnern?

Nein. Simon ist der Inbegriff von Professionalität. Das Drehbuch war ihm unglaublich wichtig. Wenn ich mit ihm über das Drehbuch gesprochen habe, hat er mir als Autor geantwortet. Ging es um seine Rolle, war er voll und ganz Schauspieler. Das muss man erstmal hinbekommen.
 
Woher rührt Ihre Faszination für „Star Trek“?
„Star Trek“ ist eine gemeinsame Reise einer Handvoll Leute mit ganz unterschiedlichen Hintergründen. Sie kommen zusammen und vertrauen einander, um gemeinsam die Weiten des Weltalls zu durchqueren. Ohne zu wissen, was sie erwartet. Das hat zumindest mich immer fasziniert. Die Storys haben aber auch eine entdeckerische Komponente: Nicht zu wissen, was als nächstes passieren wird, wie die nächste Mission aussehen wird. Das ist eigentlich genau das, was ich auch im echten Leben suche. Ein paar Leute, die mit mir gemeinsam ein Abenteuer bestreiten.
 
Wie hoch war der Druck, den „Star Trek“-Fans gerecht zu werden?
Die Leidenschaft von Seite der Fans ist einfach sehr groß. Und für sie bin ich erstmal ein Fremdkörper. Natürlich stellen sie also alles in Frage, ob „Star Trek“ in meinen Händen gut aufgehoben ist. Das ist vollkommen legitim. Die Ironie an der Sache ist aber, dass ich selbst ein großer Fan bin und dass „Star Trek“, wie ich schon erwähnte, zu meinem Leben dazugehört.
 
Was würde Ihr achtjähriges Ich zu „Star Trek Beyond“ sagen?
Das hätte vermutlich sehr viel Spaß. Wenn ich als Kind eines von „Star Trek“ gelernt habe, dann, dass eine Familie nicht unbedingt mit Blutsverwandtschaft zu tun haben muss.  Es geht um die gemeinsamen Erfahrungen. Ich habe mich damals immer gefragt, was Chekov und Zulu nach einer Mission machen. Gehen sie einfach getrennte Wege? Mögen sie sich nicht mehr? Oder hängen sie zusammen rum? Ich habe als Kind also schon mit Fanfiction in meinem Kopf die Geschichten weiterentwickelt. In unserem Film bekommt man ein wenig Einblick in das „Star Trek“-Leben jenseits der Enterprise. Natürlich gibt es Action, den typischen Entdeckergeist. Aber mir sind die kleinen Momente genauso wichtig. Zu sehen, wie die Crew zusammenarbeitet, um Hindernisse zu umschiffen.