Zeit der Kannibalen

Erst kommt das Fressen – nie die Moral


FilmClicks:
Heißhunger auf Profit: Devid Striesow, Sebastian Blomberg und Katharina Schüttler © Polyfilm
DIE STORY: Die deutschen Unternehmensberater Frank Öllers (Devid Striesow) und Kai Niederländer (Sebastian Blomberg) pendeln in der Satire „Zeit der Kannibalen“ zwischen Afrika und Asien, verschieben riesige Summen und haben jegliche Moral verloren. Als ihnen die junge Kollegin Bianca März (Katharina Schüttler) zugeteilt wird, überschlagen sich die Ereignisse. März spioniert für die Chefetage, die Firma steht vor dem Verkauf und plötzlich steht auch noch der Krieg vor der Tür.
 
DIE STARS: Devid Striesow („Die Fälscher“) und Sebastian Blomberg (er spielte Rudi Dutschke in „Der Baader Meinhof Komplex“) sind die eigentlichen Protagonisten, die in „Zeit der Kannibalen“ mit Dialogen der bösesten Art um sich werfen. Dann kommt Katharina Schüttler („Oh Boy“) dazu und macht das Trio Infernale perfekt. So viel Spielwitz und Überraschung gab es schon jahrelang nicht mehr in einem deutschen Film.
 
DIE KRITIK: Das gibt es extrem selten. Ein Filmtitel, der in die komplett falsche Richtung zeigt und dennoch absolut zutrifft. Bei „Zeit der Kannibalen“ denkt man natürlich erst einmal an das Genre, das George Romero mit seinen Untoten so wunderbar zur Meisterschaft gebracht hat: Ein Horrorfilm, bei dem sich Menschen gegenseitig auffressen.
Nichts davon hat dieser Film hier vor. Und dennoch passiert genau das. „Zeit der Kannibalen“ ist eine glänzend und herrlich böse Satire auf den Berufsstand der Unternehmensberater, von dem wohl kaum jemand behaupten wird, dass er genau weiß, was da getrieben wird.
Frank Öllers (Devid Striesow mit höchstem Spielwitz) und Kai Niederländer (Sebastian Blomberg) sind weltweit tätig. Immer darauf bedacht, den Firmen, die sie beraten, im globalen Wettbewerb noch ein bisschen mehr Geld einsparen zu helfen. Die Angestellten sind ihnen egal; Worte wie „sozial“ kommen ihnen nicht einmal ansatzweise in den Mund.
Eines Tages hören sie aus Deutschland, dass sich einer ihrer Kollegen trotz bester Aufstiegschancen umgebracht hat. Einkehr, Nachdenken, Überprüfen der eigenen Situation? Aber nicht bei Öllers und Niederländer. Jetzt scheint ihr Weg zum Teilhaber der Firma frei zu sein. Umso mehr, weil ihnen die neue Kollegin Bianca März (Katharina Schüttler) irgendwie unbedarft vorkommt.

Devid Striesow und Katharina Schüttler: Bianca verfolgt beim Flirt eigene Ziele © Polyfilm

Aber dann: Bianca spielt die beiden alten Hasen gegeneinander aus. Der Verkauf der Firma wird zum Traum und kurz darauf zum Albtraum. Und wie in den George-Romero-Filmen klopft plötzlich das wahre Leben an die Tür. Der Krieg vor den teuren Hotels verlagert sich in die bisher beschützten Räume. Und nun geht es ums Überleben!
„Zeit der Kannibalen“ von Johannes Naber ist ein Glücksfall des Kinos. Eine Produktion, die auf starke Schauspieler und brillante Dialoge setzt. Der Film spielt nur in Hotelzimmern. Die Aufnahmen aus den Fenstern wurden digital hinzugefügt. Und dennoch hat man nie das Gefühl, hier würde künstliches Kino erzeugt. Chapeau!
 
IDEAL FÜR: Alle, die gern spannendes Kino mit irre gut geschriebenen Dialogen sehen und nicht die Augen davor verschließen, in welcher Scheinwelt wir manchmal leben.






Trailer
LÄNGE: 93 min
PRODUKTION: Deutschland 2013
KINOSTART Ö: 23.05.2014
REGIE:  Johannes Naber
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Devid Striesow: Frank Öllers
Sebastian Blomberg: Kai Niederländer
Katharina Schüttler: Bianca März