Where To Invade Next

Michael Moore auf Europa-Tournee


FilmClicks:
„Where To Invade Next“: Michael Moore sucht Beispiele für das schöne Leben in Europa © Einhorn
DIE STORY: „Where To Invade Next“ ist der neue, gewohnt polemische und sehr unterhaltsame Dokumentarfilm von Michael Moore, der sich als Moderator und Fragensteller wie immer selbst in den Mittelpunkt stellt. Anders, als es der Titel vermuten lässt, geht es nicht um militärische, sondern um gesellschaftliche Themen.
Moore reist durch Europa und lässt sich die sozialen Errungenschaften der Europäer vortragen: Mehrere Wochen bezahlter Urlaub im Jahr, mehr als 12 Monatsgehälter, bezahlte Karenzzeit für Mütter, gutes Bildungssystem, liberaler Strafvollzug etc – alles Dinge, die es so in den USA nicht gibt. Moore zeichnet ein sehr idealisiertes Europa-Bild, das er ätzend, aber doch liebevoll, mit den Zuständen in den USA vergleicht.
 
DER STAR: Seit seinem Film „Roger And Me“, in dem er 1989 den General-Motors-Boss Roger Smith attackierte, zählt Michael Moore zu  den erfolgreichsten Dokumentarfilmern der USA. Der 61-Jährige aus Flint, Michigan, der seine Karriere als Journalist begann, gewann 2003 einen Oscar für „Bowling for Colombine“, seinen Film über das Massaker an der Colombine High School in Colorado und über den Waffen-Wahn der US-Bürger.
In „Fahrenheit 9/11“ beschäftigte er sich 2004 mit den Folgen der Attentate von 9/11, in „Sicko“ analysierte er 2007 die vielen Missstände im US-Gesundheitssystem. Sein Film „Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte“ hatte 2009 beim Festival Venedig Weltpremiere.

Italien: Michael Moore lässt sich erklären, wie gut Arbeit und Freizeit zueinander passen © Berlinale

DIE KRITIK: Was, ihr könnt jedes Jahr sechs Wochen Urlaub machen? Was, eure Schulkinder essen mittags keine Pizza in der Ganztagsschule, sondern gesunde, frisch gekochte Speisen? Wenn Michael Moore in „Where To Invade Next“ durch Europa zieht, kommt er aus dem Staunen nicht heraus. Für seinen Film hat er sich in vielen Ländern umgesehen – und zeichnet ein so strahlend helles Europabild, dass man als Europäer zu fragen beginnt, wo denn die ganzen Probleme verborgen sind, die unseren Kontinent nun mal auch kennzeichnen.
Die Schattenseiten Europas interessieren Moore in seinem neuen Film aber nicht. Wie gewohnt, ist sein Dokumentar-Stil ein höchst subjektiver. Er weiß, welche Thesen er ans Publikum bringen will. Und er sucht so lange, bis er Beispiele findet, die seinen Thesen entsprechen. Das ganze wird dann sehr polemisch und höchst humorvoll von Meister Moore persönlich vorgetragen. „Where To Invade Next“ ist ein Film, der viel Spaß macht.
Moores These lautet diesmal: Der amerikanische Traum lebt – aber in Europa. Um diese Behauptung zu untermauern, reiht er ein Beispiel nach dem anderen aneinander.
In Italien lässt er sich vorführen, dass Job, Müßiggang und Lebenslust prächtig zusammenpassen. In Frankreich lobt er die Schulküchen und die kostenfreie medizinische Versorgung. In Deutschland berichtet ihm ein Fabrikant, dass bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 36 Stunden die Unternehmer und die Arbeitnehmer gleichermaßen zufrieden sind. In Finnland erklärt man ihm, wie das prächtig bewertete Schulsystem ganz spielerisch funktioniert. Und so weiter, und so fort.
All diese Mosaiksteinchen eines glanzvollen Europa vergleicht Moore dann mit dem ramponierten Bild, das die USA bieten: Wenig Urlaub, teures Gesundheitssystem, schlechte Schulen, Gier nach Profit. Diese krass gezeichneten Gegensätze sind natürlich blanke Schwarz-Weiß-Malerei (in bunten Farben). Und stets schimmert durch, dass der US-Filmemacher, so kritisch er sich auch gibt, in großer Zuneigung mit seinem Heimatland verbunden ist.
Im Grunde ist „Where To Invade Next“ ein Film fürs amerikanische Publikum, den man als Europäer aber sehr genussvoll anschauen kann: Als kleine Ablenkung von den Krisen-Schlagzeilen, die der Alltag in Europa Tag für Tag zu bieten hat.
 
IDEAL FÜR: Fans von Michael Moore und seinem polemisch-vergnüglichen Dokumentar-Stil.„Where To Invade Next“






Trailer
LÄNGE: 120 min
PRODUKTION: USA 2015
KINOSTART Ö: 25.02.2016
REGIE:  Michael Moore
GENRE: Dokumentation
ALTERSFREIGABE: ab 12