Werk ohne Autor

Große Kunst und dunkle Geheimnisse


FilmClicks:
Der Künstler Kurt Barnert (Tom Schilling) - der Gerhard Richter nachempfunden ist - bei der Arbeit © Disney
GESAMTEINDRUCK: Das gewaltige Künstlerdrama „Werk ohne Autor“ ist ein Sittenbild, das mühelos und sehr unterhaltsam 30 Jahre deutscher Geschichte zusammenfasst.   
 
DIE STORY:  „Werk ohne Autor“ erzählt vom Schicksal eines Künstlers namens Kurt Barnert, der dem Malerei-Giganten Gerhard Richter nachempfunden ist. Barnert wächst in den 1930er Jahren in Dresden auf. Er muss früh miterleben, wie seine Lieblingstante von den Nazis abgeholt wird. Er entdeckt seine Liebe zur Malerei. Lässt sich nach dem Krieg in der DDR ausbilden. Kommt aber mit den Machtverhältnissen nicht klar und flüchtet mit Gattin Ellie (Paula Beer) in den Westen, wo er zu seiner Kunst findet. Privat allerdings hat er viele Jahre große Probleme. Denn er leidet unter seinem Schwiegervater, einem despotischen Arzt (Sebastian Koch), dessen dunklem Nazigeheimnis er langsam auf die Spur kommt.  

Flucht in den Westen: Ehepaar Kurt & Ellie Barnert (Tom Schilling, Paula Beer) © Disney

DIE STARS: Die Schauspieler sind – bis in die kleinsten Rollen hinein - handverlesen. Tom Schilling („Oh Boy“)  in der Hauptrolle des Künstlers Klaus Barnert stellt wieder einmal unter Beweis, dass er europaweit einer der besten Schauspieler seiner Generation ist. Paula Beer („Das finstere Tal“) als Ehefrau von Kurt Barnert verleiht dem Film einen schönen nostalgischen Glanz. Und Sebastian Koch („Die Manns“) glaubt dem man den Schurken und Opportunisten in jeder Sekunde.

Ein Despot: Kurt Barnerts Schwiegervater Carl Seeband (Sebastian Koch) © Disney

DIE KRITIK: Es war ein paar Jahre lang nicht so ganz klar, was in der Filmwelt aus Florian Henckel von Donnersmarck werden würde. Nach seinem sensationell erfolgreichen Erstling „Das Leben der Anderen“ , der ihm den Oscar einbrachte, konnte er in Hollywood mit „The Tourist“ nicht so recht überzeugen. Die Studiobosse fanden, dass der Thriller mit Johnny Depp  und Angelina Jolie weltweit nicht genug Geld eingespielt hatte.
Also war der deutsche Regisseur in der Traumfabrik erst einmal nicht so gern gesehen. Und was hat er die Jahre danach getan? Trübsal geblasen? Von wegen! Er hat sich in das Wahnsinns-Projekt „Werk ohne Autor“ gestürzt, für das er nun von Festival zu Festival gereicht wird. Und für Deutschland geht Donnersmarck mit seinem großen Epos wieder ins Rennen um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film.
Wer den Namen Gerhard Richter noch nie gehört hat, kann „Werk ohne Autor“ trotzdem genießen. Denn Donnersmarck geht es in erster Linie darum, sein Publikum fabelhaft zu unterhalten. Das gelingt ihm hier ausgezeichnet in Form des ganz großen Dramas, der übermächtigen Liebesgeschichte und der Suche nach Schuld in drei deutschen Systemen (Nazi-Diktatur, DDR und Bundesrepublik). Auch wenn der Film drei Stunden und acht Minuten lang ist, langweilt er nicht eine Sekunde.
All jene jedoch, die wissen, dass Gerhard Richter weltweit der teuerste Maler der Gegenwart ist, die bekommen hier nicht nur eine Erklärung dafür geliefert, warum seine Bilder millionenschwer sind. Es geht in diesem Film, der locker an das Leben des Künstlers angelehnt ist, auch um die Antwort auf die Frage, warum von den fotorealistischen Malereien Richters eine Faszination ausgeht, der man sich kaum entziehen kann.
Regisseur Donnersmarck setzt mit seinem „Werk ohne Autor“, das bei der Weltpremiere in Venedig bejubelt wurde, wieder einmal Maßstäbe. Kostüme und Bauten sind grandios. Die Geschichte ist so hollywoodmäßig erzählt, dass der deutsche Ursprung des Films nur noch durchschimmert. Auf der anderen Seite wird er genau deshalb wahrscheinlich auch weltweit verstanden.
 
IDEAL FÜR: Kinogänger, die das ganz große Drama lieben – und natürlich für Kunstfreunde, die das Werk von Gerhard Richter schätzen.
 
 






Trailer
LÄNGE: 188 min
PRODUKTION: Deutschland 2018
KINOSTART Ö: 04.10.2018
REGIE:  Florian Henckel von Donnersmarck
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Tom Schilling: Kurt Barnert
Paula Beer: Ellie Barnert
Sebastian Koch: Carl Seeband
Saskia Rosendahl: Elisabeth May

Interview
„Eigentlich wollte ich einen Film über Opern machen“
Der deutsche Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck (Oscar für „Das Leben der Anderen“) berichtet im FilmClicks-Gespräch über seinen neuen Film, das Kunst- und Zeitgeschichte-Drama „Werk ohne Autor“ (Bild: Katharina Sartena). Mehr...