Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Ein Teenager in der Zeitschleife


FilmClicks:
Ein verschworenes Quartett: Samantha (Zoey Deutch, 2. v. li.) und ihre Freundinnen © Polyfilm
DIE STORY: Gäb‘s einen Preis für den längsten Filmtitel des Jahres, so wäre „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ der klare Sieger. Dabei heißt der Film auf Englisch ganz kurz und bündig „Before I Fall“, also „Bevor ich falle“, und das trifft den Inhalt ebenso auf den Punkt.
Die Story rankt sich um einen Teenager namens Samantha (Zoey Deutch). Die Schülerin führt ein hübsch gewöhnliches Leben zwischen Unterricht und erster Liebe, Instagram und Snapchat. Samantha und ihre drei besten Feundinnen bilden ein verschworenes Quartett.
Am Abend des Tages, an dem der Film spielt, sind die Vier zu einer Party eingeladen. Anfangs wird geflirtet und geschäkert – später vehement gestritten. Julia (Elena Kampouris), die Außenseiterin der Klasse, macht mächtig Ärger und wird von den anderen Partygästen sehr aggressiv aus dem Haus expediert.
Verstört von dem Vorfall, setzen sich die Freundinnen ins Auto und fahren nach Hause. Dann ein Aufprall, ein Knall – ein schwerer Unfall. Samantha stirbt.
Schnitt.
Samantha wacht wieder auf. Am gleichen Tag, an dem der Unfall geschah. Von nun an ist sie in einer Zeitschleife gefangen. Der Tag des Crashs fängt immer wieder von vorn ab. Das Mädchen beginnt irgendwann, diesen Kreislauf als Chance zu sehen. Sie nimmt sich vor, Dinge, die in ihrem Leben und in ihrem Umfeld schiefgelaufen sind, geradezurücken.

Schule: „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ © Polyfilm

DIE STARS: Ein Teenager-Film wie „Wenn du stirbst…“ braucht naturgemäß sehr junge Darsteller. Regisseurin Ry Russo-Young hat ein begeisterndes Ensemble von (noch) unbekannten jungen Schauspielern gefunden, das von der hohen Qualität des US-Mimen-Nachwuchses zeugt.
Einen Namen sollte man sich merken: Zoey Deutch. Die Darstellerin der Hauptfigur Samantha, die ein wenig wie die ganz junge Julianne Moore ausschaut, spielt diese Existenz zwischen Leben und Tod unglaublich subtil mit einem riesigen Repertoire an feinen Gesten, Mienen und Emotionen. Großartig.

Natürlich gehören auch Flirts zum Teenager-Leben © Polyfilm

DIE KRITIK: „Wenn du stirbst“ ist ein Film, der ganz automatisch Erinnerungen an einen Kino-Klassiker weckt: „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Zoey Deutch kreiselt als Schülerin Samantha so wie einst Bill Murray als TV-Wetterfrosch stets um den gleichen, schicksalhaften Tag. Nur dass es für sie keinen Ausweg zurück in den Alltag gibt. Denn sie ist ja bereits tot, wenn sie in die Zeitschleife gerät.
Mit seiner direkten Zugangsweise aufs harte Thema – voller Zuneigung zu den Figuren, aber ohne Gefühlsduselei – spielt „Wenn du stirbst zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ in der Top-Liga der Schicksalsdramen. Das liegt an der hochklassigen Buchvorlage (der Roman von Lauren Oliver wurde für den Deutschen Jugendbuchpreis nominiert) und an der prächtigen Inszenierung von Ry Russo-Young, die aus der Independent-Szene kommt.
Die Regisseurin packt jede Menge Leben in das Drama über den Tod. Sie baut Zoey Deutch als Samantha von Beginn an zur Sympathieträgerin mit kleinen Fehlern auf. Sie mindert die Schockwirkung des Unfalltodes dadurch, dass sie vom Crash (den man mehr hört als sieht) sofort wieder in Samanthas Zimmer schneidet, in dem gerade der Wecker läutet.
Geschickt pickt sich der Film immer neue Details aus Samanthas letztem Tag auf Erden heraus. Und wenn sie sich dann zu verändern beginnt, wenn sie ihre Zeitschleifen-Zeit ganz gezielt dazu einsetzt, den Menschen in ihrer Umgebung Gutes zu tun, dann beginnt man auch als Zuschauer, darüber nachzudenken, ob man nicht mit dem einen oder anderen Menschen in seinem Umfeld einen besseren Umgang wählen sollte.
So ist „Wenn du stirbst…“ ein großartiger Jugendfilm geworden, der nicht nur sein Zielpublikum, sondern auch jeden Erwachsenen fesselt. Das Fundament des Dramas strahlt viel Melancholie aus, doch darauf erheben sich feine Passagen voll Spannung, Gefühl und auch Humor.
Natürlich möchte Samantha nur zu gern wissen, was der Auslöser für ihren Autounfall war. Wenn sie dem Rätsel auf die Spur kommt, löst das einen echten Gänsehaut-Moment  im Saal aus.
 
IDEAL FÜR: alle Filmfreunde, die Schicksalsdramen mit Niveau lieben.






Trailer
LÄNGE: 99 min
PRODUKTION: USA 2017
KINOSTART Ö: 01.06.2017
REGIE:  Ry Russo-Young
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Zoey Deutch: Samantha
Halston Sage: Lindsay
Medalion Rahimi: Elody
Cynthy Wu: Ally
Logan Miller: Kent
Elena Kampouris: Juliet