We Come As Friends

Der neue Kolonialismus in Afrika


FilmClicks:
„We Come As Friends“: Hubert Sauper bereiste den Sudan mit einer selbst konstruierten Flugmaschine © Filmladen
DIE STORY: „We Come As Friends“ ist die jüngste Doku des österreichischen Regisseurs Hubert Sauper. Der weiß in seinen Filmen meist von besonders haarsträubenden Fällen von Ungerechtigkeiten auf der Welt zu berichten. In „Darwin’s Nightmare“ verdichtete Sauper 2004 die ökologische Katastrophe am ostafrikanischen Victoriasee, die durch das Aussetzen des Nilbarsches entstand, zu einem Rundumschlag gegen die Globalisierung.
Nun unternimmt der Tiroler eine Reise in einem selbstgebauten, wackelig in der Luft segelnden Flugzeug, mit dem er im Sudan landet. Vor dem Hintergrund der Spaltung des Landes in zwei Hälften im Jahr 2011 erzählt Sauper von modernen Formen der Kolonialisierung.
Chinesische Arbeiter sind in abgeschotteten Containern dabei, für ihre Bosse das Rohöl zu fördern, das unter dem Boden des Sudans liegt. Bizarrerweise verläuft die ergiebigste Ölquelle unter der neu geschaffenen Nord-Süd-Grenze des Landes, was bewaffnete Konflikte der lokalen Kriegsherren provoziert. Große Konzerne und Politiker sprechen von notwendigen Maßnahmen, doch das Ziel der Geschäftemacher ist nur eines: Das Land für maximalen Profit auszubeuten.

DIE STARS: Regisseur Hubert Sauper ist ein Star der Dokumentarfilmszene. Der gebürtige Kitzbüheler hat es mit seinem letzten Film „Darwin’s Nightmare“ sogar bis zu einer Oscar-Nominierung gebracht. Sein aktueller Film feierte seine Premiere bei der Berlinale 2014 und bekam dort den Peace Film Award. In Sundance staubte Sauper den Spezialpreis der Jury ab, bei der Viennale den Wiener Filmpreis. Außerdem darf Sauper heuer noch auf einen Europäischen Filmpreis 2014 in der Kategorie Dokumentarfilm hoffen.
 
DIE KRITIK: Nicht jede dokumentarische Form passt auch zu der Geschichte, von der sie berichtet. Sauper gelingt in „We Come As Friends“ über weite Strecken ein faszinierender, weil gänzlich unbekannter Blick auf afrikanische Lebenswelten im Allgemeinen und sudanesische Befindlichkeiten im Besonderen.
Wie mit den Ressourcen der Welt verschwenderisch umgegangen wird, ist uns allen bekannt. Jedoch treibt es Sauper in seiner Schilderung auf die Spitze: Man sieht die extremen Ausformungen des neuen Kolonialismus und begreift so Schritt für Schritt, welches große Ganze hinter den kleinsten Entscheidungen steht.
Sauper zeigt beschwichtigende Politiker, lokale Kriegsherren (denen man lieber nicht begegnet) und profitorientierte chinesische Ölförderer. Im Süd-Sudan, wo Sauper einen Großteil seiner Dreharbeiten erledigte, herrschen tatsächlich Zustände, wie man sie auch vor 100 Jahren in den damaligen Kolonien hätte vorfinden können.
Allein: Dann und wann wächst dem Filmemacher sein eigenes Thema über den Kopf - zu komplex und vielschichtig scheint die Materie zu sein, um sich in 105 Kinominuten umfassend abbilden zu lassen. Das versucht Sauper auch gar nicht und arbeitet lieber fragmentarisch. Für den dramaturgischen Duktus des Films ist dies nicht unbedingt vorteilhaft, für die Botschaft, die Sauper uns mit auf den Weg geben will, schon.
 
IDEAL FÜR: Politisch hellwache, auf dem internationalen Wirtschafts-Parkett firme Arthaus-Enthusiasten.






Trailer
LÄNGE: 105 min
PRODUKTION: Österreich / Frankreich 2014
KINOSTART Ö: 28.11.2014
REGIE:  Hubert Sauper
GENRE: Dokumentation
ALTERSFREIGABE: ab 16



Interview
„Religionen sind beängstigende Organisationen“
„Man setzt das eigene Leben aufs Spiel, wenn man es nicht voll lebt“, sagt der aus Kitzbühel stammende Filmemacher Hubert Sauper. Für den Dreh zu „We Come As Friends“, einer  Doku über den neuen Kolonialismus in Afrika, nahm er im gespaltenen Sudan gelegentlich hohe Risiken auf sich. Mehr...