Was uns nicht umbringt

Kunstvoll modellierte Depression


FilmClicks:
„Was uns nicht umbringt“: Der Therapeut (August Zirner) und seine Ex-Frau (Barbara Auer) © Alamode
GESAMTEINDRUCK: Das deutsche Drama „Was uns nicht umbringt“ beschenkt das Publikum mit einer Riesenportion Trübsal. Exzellente Darsteller spielen Figuren, die entweder schwer depressiv sind oder aus anderen Gründen am Seelenschmerz leiden.
 
DIE STORY: Die Autorin und Regisseurin Sandra Nettelbeck realisierte mit „Was uns nicht umbringt“ einen Ensemblefilm, dessen Charaktere um einen Psychotherapeuten kreisen (August Zirner spielte den Mann schon einmal in Nettelbecks Komödie „Bella Martha“). Der Film ist eine Karussellfahrt der düsteren Gedanken mit dem Therapeuten als Trostspender und Zentralfigur. Doch ihm geht es auch nicht gut.

Johanna ter Steege und August Zirner in einer Therapiestunde © Alamode

DIE STARS: Neben August Zirner und Barbara Auer agieren in „Was uns nicht umbringt“ großartige Darsteller wie Bjarne Mädel, Jenny Schily, Mark Waschke, Deborah Kaufmann oder Peter Lohmeyer. Dazu kommt noch die Niederländerin Johanna ter Steege: Regisseurin Sandra Nettelbeck hat ihr Seelendrama exzellent besetzt.
 
DIE KRITIK: „Was uns nicht umbringt“ ist vermutlich ein Film, der allen Beteiligten beim Dreh sehr viel Spaß gemacht hat. Exzellente Schauspieler loten schwierige Charaktere bis in deren kleinste Seelen-Verästelungen aus und schaffen so höchst kunstvoll modellierte Porträts problembehafteter Zeitgenossen: Da sieht man große Leistungen auf der Leinwand, zu denen man den Darstellern nur gratulieren kann.
Spaß bereitet dieser Besuch im weiten Land der Neurosen allerdings wohl nur Zuschauern, die sich im dunkelgrauen Biotop wohlfühlen. Man begegnet der Reihe nach Menschen, die unter schweren Schicksalsschlägen oder psychischen Beeinträchtigungen leiden.
Da ist die Autorin (Deborah Kaufmann), die den Tod ihres Kriegsreporter-Lebensgefährten so wenig verkraftet, dass sie bereits ihr eigenes Begräbnis plant. Ein Pilot (Oliver Broumis) leidet so sehr unter dem nahenden Krebstod seines Lebensgefährten, dass er plötzlich von Flugangst heimgesucht wird und seinen Beruf nicht mehr ausüben kann.
Eine autistisch angehauchte Tierpflegerin (Jenny Schily) macht sich selbst und ihrem scheuen Verehrer (Bjarne Mädel) durch ihre Macken das Leben schwer. Eine Soundkünstlerin (Johanna ter Steege) wird von massiven Verlustängsten geplagt. Die Folgen: Einerseits wird mit einer ausgeprägten Spielsucht selbst zur Verliererin und andererseits schmachtet sie sich gern an neue Männer heran (zum Beispiel an den Therapeuten).
Sandra Nettelbeck, die Filmemacherin, lässt den Reigen der Depressionen auf Hochtouren kreisen (Dialogbeispiel? Sie: „Ich habe immer gedacht, wenn ich einmal tot in meiner Wohnung liege, dann wärst du der, der mich finden wird.“ – Er: „Das ist das Romantischste, was ich je gehört habe“).
Nur selten gibt es kurze Momente angedeuteter Heiterkeit. Etwa dann, wenn der stets melancholische, weil einsame Therapeut Max einen Hund aus dem Tierheim holt und feststellt, dass auch sein neuer Gefährte schwermütig ist. Oder dann, wenn der Bestatter Mark (Christian Berkel) mit seiner zwanghaft hypochondrischen Schwester in der Ordination auftaucht.
Aber bei den meisten Figuren regiert das wunschlose Unglück, wenngleich einigen der Beteiligten dämmert, dass sie nicht ewig in der Depression verharren können. Worauf sie erste kleine Schritte zur Heilung versuchen.
Warum man sich diese Wanderung durchs Tal der Tränen allerdings antun soll, bleibt offen. „Was uns nicht umbringt“ ist ein Film, der Betroffenheit mit den Figuren weckt, aber wenig Anregungen bietet, die man fürs eigene Leben nutzen könnte. Außer der Empfehlung, möglichst niemals komplett im Kummer zu versinken. Doch für diese Weisheit braucht es keine 129 Filmminuten.
 
IDEAL FÜR:  Filmfreunde mit ausgeprägter Vorliebe für Tragödien.
 






Trailer
LÄNGE: 129 min
PRODUKTION: Deutschland 2018
KINOSTART Ö: 16.11.2018
REGIE:  Sandra Nettelbeck
GENRE: Drama


BESETZUNG
August Zirner: Maximilian
Barbara Auer: Loretta
Johanna ter Steege: Sophie
Peter Lohmeyer: David
Bjarne Mädel: Hannes
Jenny Schily : Sunny
Christian Berkel: Mark
Deborah Kaufmann: Isabelle
Mark Waschke: Ben