Was hat uns bloß so ruiniert

Drei Mütter, drei Väter und drei Babys


FilmClicks:
Unterwegs zur Elternschaft: Marcel Mohab und Vicky Krieps in „Was hat uns bloß so ruiniert“ © Thimfilm
DIE STORY: „Was hat uns bloß so ruiniert“ ist eine Komödie über, wie es im Film heißt, die „Macht der Hormone“. Als die Wienerin Stella (Vicky Krieps) schwanger wird, verspüren auch ihre Bobo-Freundinnen Mignon (Pheline Roggan) und Ines (Pia Hierzegger) eine gewisse Sehnsucht nach Nachwuchs. Schnitt. Zwei Jahre später sehen wir die drei Freundinnen auf einem Spielplatz, wie sie ihre drei Babys ausführen.
Den Vätern (und auch den Beziehungen) ergeht es unterschiedlich. Chris (Manuel Rubey) wird von Ines rausgeworfen („ich liebe dich nicht“) und übersiedelt mit frisch erworbener Matratze in den Laderaum seines Volvo-Kombi. Markus (Marcel Mohab) muss irgendwann zur Kenntnis nehmen, dass seine Stella mit Chris fremdgegangen ist. Und Luis (Andreas Kiendl) bemüht sich nach Kräften, die eigenwilligen Ideen seiner Mignon  mit Nachgiebigkeit und Zärtlichkeit zu begleiten. Unter anderem besteht sie darauf, ihre Tochter ohne Windeln aufzuziehen.

Schwangerschaftsgymnastik: Gleich beginnt der Wellentanz © Thim

DIE STARS: Regisseurin Marie Kreutzer („Die Vaterlosen“, „Gruber geht“) hat „Was hat uns bloß so ruiniert“ nicht nur inszeniert, sondern auch geschrieben – als Mutter kennt sie sich mit dem Themenkreis Kind & Familie bestens aus.
Mit Pia Hierzegger („Hotel Rock’n’Roll“), Manuel Rubey („Gruber geht“), Andreas Kiendl (ab 30. September auch im starken Thriller „Mein Fleisch und Blut“ zu sehen) und Marcel Mohab („High Performance“) sind erste Kräfte der österreichischen Szene im Eltern-Einsatz. Sie werden verstärkt durch die Luxemburgerin Vicky Krieps („Colonia Dignidad“) und die Hamburgerin  Pheline Roggan („Soul Kitchen“).

Die drei Mütter am Spielplatz: Ein Gläschen auf den Nachwuchs © Thim

DIE KRITIK: „Oida, ihr habt’s echt Probleme“, entfährt es der resoluten Ines (Pia Hierzegger) einmal auf der Leinwand. Und sie präzisiert: „First World Problems“. Das trifft die Essenz von „Was hat uns bloß so ruiniert“ auf den Punkt.
Die Komödie schildert mit Humor und Ironie die Bemühungen von drei jungen Wiener Paaren, erstens lässige Typen und zweitens perfekte Eltern zu sein, wobei sie rasch lernen, dass Lässigkeit und Perfektion einander gegenseitig ausschließen. Die Ironie des Films ist eine sanfte: Harte Konflikte, die an die Substanz gehen, kommen trotz kleiner Beziehungskrisen nicht vor.
Über weite Strecken wirkt der Film wie eine Satire über den sorgenfreien Lebensstil der bourgeoisen Bohèmiens, der Bobos. Natürlich gibt’s auch dort viel, worüber man sich ereifern kann. Etwa über die Angst, zum Spießer zu werden. Über den Wellentanz in der Schwangerschaftsgymnastik. Über Aromatherapie, den optimalen Kinderwagen oder die Vollversammlung in der (alternativen) Kindergruppe.
Und immer wieder geht es um das ideale Essen - ganz wichtig, damit die frisch geschlüpften Zwerge zu Prachtkindern heranwachsen. „Müesli ist eine veraltete Vorstellung von gesund“, heißt es dann zum Beispiel. Auch das Thema Kartoffelsuppe kann erstaunliche Wallungen auslösen (nicht im Magen der Speisenden, sondern als Diskussionsstoff).
Die Kids verfolgen die Bemühungen ums perfekte Futter mit einer gewissen wehrlosen Distanz. Als sich ein Vater mit dem Satz „Das ist ein Kichererbseneintopf“ beim Nachwuchs einschleimen will, bekommt er als Antwort ein ungemein sympathisches „Bäh!“ zu hören.
Regisseurin Marie Kreutzer beweist in ihrem dritten Spielfilm einmal mehr, dass sie ein sicheres Händchen für gut gesetzte Pointen hat; für einen lebendigen Rhythmus und für kompetent gezimmerte Spannungsbögen. Die Darsteller spielen mit viel Verve und erkennbarem Vergnügen ihre Vater-Mutter-Kind-Erlebnisse aus.
So ist „Was hat uns bloß so ruiniert“ ein nervenschonender und rundum sympathischer Film geworden, dem nur eines fehlt: Ein Thema, das über First World Problems hinausgeht.    
 
IDEAL FÜR: Junge Eltern und alle, die es werden wollen.






Trailer
LÄNGE: 96 min
PRODUKTION: Österreich 2016
KINOSTART Ö: 23.09.2016
REGIE:  Marie Kreutzer
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 8


BESETZUNG
Vicky Krieps: Stella
Marcel Mohab: Markus
Pia Hierzegger: Ines
Manuel Rubey: Chris
Pheline Roggan: Mignon
Andreas Kiendl: Luis