The Zero Theorem

Der Computer-Nerd und die Welt-Formel


FilmClicks:
Computer-Guru mit Hang zu schweren Neurosen: Christoph Waltz als Patient in „The Zero Theorem“ © Filmladen
DIE STORY: „The Zero Theorem“ ist eine sehr surreal angehauchte  Film-Collage über ein sehr reales Thema: Regisseur Terry Gilliam widmet sich der Frage, welche Folgen die allgegenwärtige Vernetzung im virtuellen Raum auf die Menschen hat.
Christoph Waltz verkörpert die zentrale Figur dieses Kino-Kunstwerks. Er spielt den Computer-Nerd Qohen Leth, der sich auf die Spur einer Welt-Formel macht: Das „Zero Theorem“ soll die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens enthalten.
 
DIE STARS: „The Zero Theorem“ ist der ungewöhnlichste Film, den Christoph Waltz seit dem Beginn seiner Hollywood-Karriere gedreht hat. Zwar trifft auf Waltz‘ Oscar-gekrönte Arbeiten für Quentin Tarantino gewiss nicht das Wort gewöhnlich zu.  Doch hat er hier mit dem Monty-Python-Star Terry Gilliam („Brazil“, „König der Fischer“, „12 Monkeys“) einen Regisseur, dessen schwelgerischer Erzählstil, verbunden mit ungezügelter Bilderlust (und Bilderkunst), einmal mehr die Grenzen der konventionellen Kino-Dramaturgie sprengt.
David Thewlis (der Remus Lupin aus den „Harry Potter“-Filmen) spielt Waltz‘ vordergründig kumpelhaften Chef Joby, Mélanie Thierry ist eine betörende Muse.  Die Top-Stars Matt Damon (Rollenname: Management) und Tilda Swinton (Dr. Shrink-Rom) werten einen gediegenen Cast durch wertvolle Kurzauftritte weiter auf.
 
DIE KRITIK: Im ersten Bild des Films sieht man Christoph Waltz – kahlköpfig und unbekleidet – wie er auf einen Computer-Bildschirm starrt. Dort scheint ein schwarzes Loch eine Galaxie zu verschlingen. Im letzten Bild sieht man Waltz – erneut kahlköpfig und unbekleidet – wie er auf einer tropischen Insel mit der Abendsonne Ball spielt. Dazwischen liegen 100 Minuten voller surrealer, apokalyptischer und auch sinnlicher Szenen: Waltz steht im Zentrum von Terry Gillams neuem Kino-Kunstwerk „The Zero Theorem“.
Waltz bekommt als Computer-Spezialist Qohen Leth von seinem Brötchengeber, dem krakenhaften ManCom-Konzern („Alles ist unter Kontrolle“), einen Spezialauftrag. Sein Boss (Matt Damon, weißhaarig, in einer dämonisch angehauchten Nebenrolle) trägt ihm auf, das  „Zero Theorem“ auf seine Richtigkeit zu überprüfen: Die Welt-Formel über den Sinn des Lebens.
Der scheue, ängstliche Qohen ist ein typisches Produkt des Internet-Zeitalters. Er verkriecht sich in seinem Haus, einer ausrangierten Kirche, vor Begegnungen mit realen Menschen. Kontakte knüpft er, wenn überhaupt, virtuell. Als er auf einer Party eine entzückende Frau namens Bainsley (Mélanie Thierry) kennenlernt, setzt er all seine Energie ein, um aus der Begegnung nur ja keine Beziehung werden zu lassen. Er trifft die Schöne dann allerdings bald auf einer Sex-Seite im Internet wieder, wo sie sehr wohl sein Interesse weckt…

Eine erotische Fantasie: Qohen Leth (Christoph Waltz) mit Bainsley (Mélanie Thierry) © Filmladen

Christoph Waltz spielt bei Terry Gilliam nicht nur ohne Haare, sondern auch ohne die Aura gefährlicher Aggression, die für viele seiner Filme so typisch ist. Er legt den Computerfreak Qohen als schwer verhaltensgestörten Nerd an, der sich nur an seinem Rechner im verriegelten Eigenheim wohlfühlt. Eine große Leistung, die Lust darauf macht, den Wiener öfter mal abseits von Schurkenrollen zu sehen.
Und die Welt-Formel? Der Film, der in seinem mal apokalyptischen, mal kunterbunten Bildersturm oft wie ein wilder halluzinogener Trip wirkt, eilt einem Finale mit Zerstörung und Happy End entgegen. Lässt sich aus dem Zero Theorem der Sinn des Seins entschlüsseln? Sagen wir mal: Eher nein. Terry Gilliam serviert dem Publikum keine eindeutige Botschaft. Der Film ist vielfältig interpretierbar. Über seine Thesen nachzudenken, lohnt.
 
IDEAL FÜR: Fans der vor Fantasie nur so sprühenden Kino-Bilderwelt von Terry Gilliam. Und natürlich für die Christoph-Waltz-Gemeinde. 






Trailer
LÄNGE: 107 min
PRODUKTION: Großbritannien / Rumänien / Frankreich 2013
KINOSTART Ö: 05.12.2014
REGIE:  Terry Gilliam
GENRE: Drama|Science Fiction
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Christoph Waltz: Qohen Leth
David Thewlis: Joby
Mélanie Thierry: Bainsley
Matt Damon: Management
Tilda Swinton: Dr. Shrink-Rom