The Secret Man

Der Mann, der Watergate aufdeckte


FilmClicks:
„The Secret Man“: Der Watergate-Ermittler Mark Felt (Liam Neeson) kontaktiert heimlich die Presse © Wild Bunch
DIE STORY: „The Secret Man“ ist eine ungewöhnliche und spannungsgeladene Mischung aus Politthriller und Biografie.
Der Titelheld Mark Felt, gespielt von Liam Neeson, ist unter seinem wahren Namen fast unbekannt. Doch als Nachrichtenquelle Deep Throat veränderte er den Lauf der US-Geschichte: Felt, damals Vize-Chef des FBI, war der geheime Informant, der in den 70er Jahren  den Journalisten Bob Woodward mit Fakten zum Watergate-Skandal versorgte. Was in der Folge zum Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon führte.
Die Identität von Deep Throat blieb übrigens bis 2005 unbekannt – dann outete sich Mark Felt (1913 – 2008) selbst.
Der Film von Regisseur Peter Landesman folgt akkurat dem Lauf der Ereignisse. Der Bogen reicht vom Einbruch republikanischer Aktivisten im Watergate-Gebäudekomplex, der Wahlkampfzentrale der Demokraten, bis zur Demission von „Tricky Dick“ Richard Nixon, der vergeblich alles darangesetzt hatte, die Affäre zu vertuschen.

Informant Deep Throat (Neeson) und Journalist Bob Woodward (Julian Morris) © Wild Bunch

DIE STARS:  Der Nordire Liam Neeson, der 1994 für die Hauptrolle in „Schindlers Liste“ eine Oscar-Nominierung erhielt, zählt mit Hits wie der „96 Hours“-Serie oder  „Run All Night“ zu den gefragtesten Stars im Thriller-Fach. In „The Secret Man“ nutzt er mit eindrucksvoller Intensität die Chance, aus dem Porträt des FBI-Manns Mark Felt eine große Charakterrolle zu machen.
Diane Lane, zuletzt in Eleanor Coppolas bezauberndem Road Movie „Paris kann warten“ zu sehen, spielt Mark Felts Ehefrau, die ihrem Mann während seiner gefährlichen geheimen Mission stets solidarisch zur Seite steht.
Regisseur und Drehbuchautor Peter Landesman, ein gelernter Journalist, liebt als Filmemacher realistische Stoffe. Vor „The Secret Man“ inszenierte er das Medizin- und Football-Drama „Erschütternde Wahrheit“ mit Will Smith.

Das FBI kann in der Watergate-Affäre nicht ungestört ermitteln © Wild Bunch

DIE KRITIK: Die Watergate-Affäre: Aus der Sicht der Journalisten wurde das Dokudrama über Washingtons größten Polit-Skandal zum Dokudrama, das Filmgeschichte schrieb. Robert Redford und Dustin Hoffman spielten in „Die Unbestechlichen“ die zwei Reporter der Washington Post, welche die Verstrickung der Republikaner in den Einbruch bei den Demokraten aufklärten.
Durch das Outing des einstigen FBI-Spitzenmanns Mark Felt als Informant Deep Throat ist es in „The Secret Man“ nun möglich, den Blickwinkel umzudrehen. Der neue Film spielt in den Büros der Ermittler und  der politischen Mandatare, die in Sachen Watergate höchst gegensätzliche Ziele verfolgen.
„Ich will, dass das FBI in Ruhe seine Arbeit machen kann“, lautet die Forderung von FBI-Vizedirektor Mark Felt. Doch sein neuer Boss, der von der Nixon-Regierung installierte Direktor Patrick Gray (Marton Csokas) sieht das anders: Er will den Agenten nur 48 Stunden Zeit geben, die Hintergründe des Watergate-Einbruchs aufzuklären.
Regisseur Peter Landesman braucht keine Action und keine Spezialeffekte, um aus dieser Konstellation einen elektrisierenden Politthriller zu machen. Er stützt sich auf die Realität (auch mit historischen Video-Aufnahmen), die politischen Intrigen und die Zivilcourage des FBI-Veteranen Mark Felt. Aus diesen Zutaten entsteht ein packendes Drama, das nicht nur die Schattenseiten der herrschenden Klasse in helles Licht rückt, sondern das auch filmisch begeistert.
Liam Neeson ist großartig als aufrechter und geradliniger Ermittler, der bei der Aufklärung des Falls dem gewohnten Weg folgen will. Er macht deutlich, dass Ratschläge aus dem Weißen Haus nicht nur unerwünscht, sondern auch ungesetzlich sind. Doch als er bemerkt, dass den Vertuschern die Vorschriften herzlich egal sind, entschließt er sich, in den Untergrund zu gehen.
All das wird mit viel Kraft und Eindringlichkeit erzählt. Der Thriller ist dann am mitreißendsten, wenn er ganz nahe an den Fakten bleibt. Als Psychodrama ist „The Secret Man“ hingegen nur mäßig erfolgreich.
Die Protagonisten rund um Liam Neeson erinnern an Schachfiguren eines Machtspiels. Über ihre persönlichen Motive erfährt man nicht viel. Ein Nebenstrang der Handlung, in dem es um private Probleme des Ehepaars Felt mit seiner entfremdeten Tochter geht, wirkt wie angeklebt und geradezu störend.
Als (Un-)Sittenbild aus der Welt der Politik ist „The Secret Man“ aber überaus sehenswert. Und verstörend: Denn auch heute wird im Poker um die Macht ja oft mit gezinkten Karten gespielt. Von Washington bis Wien.
 
IDEAL FÜR: Freunde  fesselnder Politthriller.
 






Trailer
LÄNGE: 104 min
PRODUKTION: USA 2017
KINOSTART Ö: 02.11.2017
REGIE:  Peter Landesman
GENRE: Drama|Thriller
ALTERSFREIGABE: jugendfrei


BESETZUNG
Liam Neeson: Mark Felt
Marton Csokas: Patrick Gray
Diane Lane: Audrey Felt
Julian Morris: Bob Woodward
Tom Sizemore: Bill Sullivan