Taxi Teheran

Der Chauffeur ist der Regisseur


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Goldener Bär der Berlinale 2015: „Taxi Teheran“ von und mit Jafar Panahi (re.) © Filmladen
DIE STORY: „Taxi Teheran“:  Ein Taxi fährt 86 Minuten lang durch die iranische Hauptstadt. Am Steuer sitzt der regimekritische Filmemacher Jafar Panahi, der schon seit Jahren mit Berufsverbot belegt ist. Dieses umgeht er als Chauffeur.
Als Hauptdarsteller seines Films kutschiert er Menschen durch seine Heimatstadt und plaudert mit ihnen über das alltägliche Leben, über seine Schwierigkeiten mit dem Staat und das Filmemachen im Allgemeinen. Wobei immer deutlicher wird, dass Panahi von den Schmerzen berichtet, die es ihm bereitet, mit ansehen zu müssen, wie seine Heimat immer unfreier wird.     
   
Der Filmer wird fotografiert: Panahis Nichte sitzt im Taxi © Filmladen

DER STAR: Der iranische Regisseur Jafar Panahi schafft es immer wieder, das Berufsverbot auszutricksen, das 2010 über ihn verhängt wurde. Seine ersten zwei Filme seither, „Dies ist kein Film“ und „Geschlossener Vorhang“, waren sehr artifiziell und fanden außerhalb von Filmfestivals kaum Publikum. Mit „Taxi Teheran“ dürfte es anders sein. Denn Panahi hat einen wunderbar schlitzohrigen Film gedreht.
 
Nicht nur Menschen kommen an Bord: Auch ein Goldfisch ist dabei © Filmladen

DIE KRITIK: Jafar Panahi genießt derzeit ein Privileg, auf das er bestimmt gern verzichten würde. Bei den großen Filmfestivals wird für ihn ein Stuhl bereitgestellt, der aber stets leer bleibt. Denn Panahi ist im Iran in Ungnade gefallen. Seit fünf Jahren darf er das Land nicht mehr verlassen und nicht mehr drehen Das tut er aber trotzdem. „Taxi Teheran“, sein neuer Film, wurde pünktlich zur Berlinale 2015 außer Landes geschmuggelt und gewann dort prompt den Goldenen Bären.
Ein Mann fährt mit einem Taxi und redet mit den Gästen: Das ist nicht unbedingt der Stoff, aus dem Kinoträume gewoben sind. Aber wenn ein Meister wie Jafar Panahi sich daran setzt, dann kann das blanke Kinovergnügen herauskommen.
Zuerst denkt man, „Taxi Teheran“ wäre ein Dokumentarfilm. Aber es wäre wohl zu gefährlich für Panahi, auf den Straßen von Teheran tatsächlich eine Doku zu drehen. Richtig klar wird an keiner Stelle, wie der Film entstanden ist. Nur, dass auf den Abspann verzichtet wird, um niemanden im Iran zu gefährden, lässt ahnen, welch brisantes Material da zu sehen ist.
Jafar Panahi legt seinen Film sehr klug an. Jeder Gast, der einsteigt und mit dem er sich unterhält, steht für einen Bereich des Lebens. Da ist der Taschendieb mit ethischen Ansprüchen, dann Panahis Anwältin, die Nichte des Regisseurs, ein Fan des Filmemachers und so weiter und so fort.
Alle bleiben nur ein paar Minuten im Auto, werden von einer kleinen Kamera gefilmt und berichten davon, wie schwer das Leben momentan im Iran ist, wenn man nicht gewillt ist, sich bedingungslos den Gesetzen der Mullahs zu unterwerfen. Die Dialoge sind scharfzüngig. Immer wieder staunt man und lacht. Bestes Weltkino. Bevor am Ende das System dann doch noch in den Film einbricht. Natürlich nicht mit Sinn und Verstand. Sondern mit Gewalt.                           
         
IDEAL FÜR: Kinogänger, die sich mit dem politischen Geschehen befassen und gern sehen, wie das in einem brillanten Film auf der Leinwand gespiegelt wird.  






Trailer
LÄNGE: 82 min
PRODUKTION: Iran 2015
KINOSTART Ö: 24.07.2015
REGIE:  Jafar Panahi
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Jafar Panahi: er selbst