James Bond - Spectre

Action, Terror und Sinnlichkeit


FilmClicks:
Ein James-Bond-Moment: Agent 007 (Daniel Craig), eine Blondine (Léa Seydoux) und zwei Martinis © Sony
DIE STORY:  In „Spectre“ schließt sich der Geschichtenkreis der vier Bond-Filme, in denen Daniel Craig den Geheimagenten Ihrer Majestät verkörpert.
James Bond bekommt eine rätselhafte Nachricht seiner verstorbenen Chefin M. Er soll sich an die Fersen eines italienischen Gangsters heften. Den bringt er in Mexiko-City zur Strecke. Er beschläft (nicht nur) zur Informationsbeschaffung dessen Witwe (Monica Bellucci). Er besucht seinen alten Widersacher Mr. White (Jesper Christensen), dessen Tochter Madeleine Swann (Lea Seydoux) er zu beschützen verspricht. Und er kommt Stück für Stück der Terrororganisation Spectre näher, der Franz Oberhauser (Christoph Waltz) vorsteht.
Doch damit fangen die Probleme erst an. Denn daheim in London sollen alle Doppelnull-Agenten abgeschaltet werden. Die Sicherheitstechnik der Zukunft vertraut auf Totalüberwachung.

Und Action! Wer Bond-Thriller kennt, weiß, was ihn in „Spectre“ erwartet © Sony

DIE STARS: Sollte es wirklich stimmen, dass der zweitbeste Bond aller Zeiten die Nase voll hat, dann hat Daniel Craig vergessen, seinem Gesicht Bescheid zu sagen. Zum vierten Mal stürzt er sich mit voller Körperlichkeit und absoluter Leidenschaft in seinen Job.
Léa Seydoux schafft etwas ziemlich Sensationelles. Sie spielt ein Bond-Girl, wie es so noch keines gegeben hat. Sie ist James Bond in fast allen Belangen ebenbürtig, weshalb es auch Sinn macht, dass sie in einigen Momenten die Weltenretterin ist.
Monica Bellucci - was soll man sagen - kann sehr gut schmachten. Viel mehr lässt ihr knapp fünfminütiger Auftritt nicht zu.
Den stärksten Eindruck aber bilden die neuen Mitglieder des “Team Great Britain”. Früher hat Bond allein die Welt gerettet. Heute kann er sich auf Naomie Harris (Moneypenny), Ralph Fiennes (M) und Ben Whishaw (Q) verlassen. Einzig Christoph Waltz musste sich bremsen. Man merkt ihm an, dass er gern noch fieser gewesen wäre. Allein, man hat ihn wohl nicht gelassen.

Bond lässt sich die jüngsten Entwicklungen im Automobilwesen vorführen © Sony

DIE KRITIK: Es ist wahrhaft kein leichter Job, mit „Spectre“ den 24. Bond in einer langen Reihe erfolgreicher Filme abliefern zu müssen. Zumal der Vorgänger “Skyfall” nicht nur von den Fans geliebt wurde. Er hat auch weit über eine Milliarde Dollar an den Kinokassen eingespielt. Kann man nicht toppen! Kann man nicht toppen? So ein Quatsch, dürfte sich Regisseur Sam Mendes gedacht haben und legt los wie die Feuerwehr. Einen derart intensiven Auftakt gab es in der Bond-Reihe noch nie.
James Bond (Daniel Craig) besucht mit einer schönen Frau - noch wissen wir nicht warum - Mexiko-City während der Festlichkeiten zum „Tag der Toten“. Er geht mit ihr auf ein Hotelzimmer.
Kurz vorm Schäferstündchen, das man erwarten könnte, verabschiedet er sich, springt über Dächer hinweg, bewegt sich auf ein Haus zu, in dem er eine Gruppe von Männern beobachtet.
Bis dahin - mehrere Minuten lang - ist die Kamera Bond gefolgt, hat der Film nicht einen einzigen Schnitt. Dann stürzt ein Haus ein, James Bond jagt einen Gangster quer durch die Stadt. Es kommt zum ersten Showdown in einem Helikopter - Bäng! Der Zuschauer ist fasziniert und die traditionelle Eröffnung-Sequenz beginnt. Optisch auf höchstem Niveau, sehr elegant. Und selbst der vielgescholtene Song von Sam Smith (ja, er klingt immmer noch so, als würde er sich beim Singen mit voller Wucht seine Genitalien quetschen) macht in diesem Umfeld Sinn.
Was für ein Auftakt - atemberaubend und wunderschön! Leider aber auch der mit Abstand schönste des Teil des mit 148 Minuten wieder einmal nicht eben kurzen (aber auch nicht langweiligen) Films.
Sicher, es ist schwer, nach mehr als einem halben Jahrhundert mit neuen James-Bond-Geschichten um die Ecke zu kommen. Aber ein bisschen mehr Risiko hätte es bei „Spectre“ schon sein dürfen. Denn der Film folgt dem Motto „Alles schon mal dagewesen“: Ein rasantes Autorennen in Rom. Eine Schlägerei in einem Zug. Liebes-Spaß in schönen Hotelzimmern. Unterirdisch wohnende Schurken mit Hang zur digitalen Überwachung (die ist neu) und zur Weltherrschaft (wie immer). Allerdings haben sich die Macher nicht lumpen lassen: Alles ist noch eine Nummer grösser und gewaltiger als zuvor. Wer allerdings schon mehr als zehn Bond-Filme gesehen hat, der dürfte bei fast jeder Szene ein Déja vu haben.
Und Christoph Waltz? Die Fans hatten gehofft, dass er als Franz Oberhauser eine Show wie bei Quentin Tarantino abzieht. War ihm aber wohl nicht gestattet. Dass er der Böse ist, dürfte sich herumgesprochen haben. Wie sein Leben mit dem von  Bond zusammenhängt und wieso er böse wurde, das soll jeder selbst im Kino sehen. Nur soviel: Es gab schon viel stärkere Bond-Bösewichter mit viel besseren Motiven.
Punkten kann der Film erneut mit seinen Locations. London, wo das Finale um die Macht der Informationshoheit abgeht, sah bei Bond selten so düster aus. Mexiko-City und Tanger dürfen strahlen. Und Österreich punktet mit dem „Ice Q“ in Sölden, einem Glaspalast auf dem Berg und sehr viel schöner winterlicher Landschaft. Um die 20 Minuten spielt „Spectre“ in den Alpen.
Gibt es künftig einen weiteren Bond mit Daniel Craig? Laut Vertrag soll noch ein fünfter folgen. Allerdings ist die Geschichte um James‘ Anfänge und die geheimen Organisationen mit diesem Film komplett auserzählt. Alle Figuren der letzten Jahre tauchen noch einmal kurz auf. Und wenn James am Ende sagt, „habe keine Munition mehr“, dann lässt sich das wunderbar deuten.

IDEAL FÜR: Einsteiger in den Bond-Kosmos, da „Spectre“ eine Art Best of der letzten Jahrzehnte ist. Und für alle anderen 007-Fans.






Trailer
LÄNGE: 147 min
PRODUKTION: USA / Großbritannien 2015
KINOSTART Ö: 05.11.2015
REGIE:  Sam Mendes
GENRE: Action|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Daniel Craig: James Bond
Christoph Waltz: Franz Oberhauser
Ralph Fiennes: M
Naomie Harris: Moneypenny
Ben Whishaw: Q
Léa Seydoux: Madeleine Swann
Monica Bellucci: Lucia Sciarra
Dave Bautista: Mr. Hinx

Interview
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