Self/Less - Der Fremde in mir

Zwei Körper – ein Gedanke


FilmClicks:
Der todkranke Damian (Ben Kingsley, hinten) wacht nach einer OP als Edward (Ryan Reynolds) auf © Concorde
DIE STORY: „Self/Less - Der Fremde in mir“ ist der Versuch, im Blockbuster-Sequel-Actionhelden-Jahr 2015 mal etwas Anderes zu machen. Eine Art Science Fiction im Frankenstein-Gewande mit dem Anstrich der Möglichkeiten des ewigen Lebens.
Damian Hale (Ben Kingsley) ist ein schwerreicher Industrieller, den eines Tages die Nachricht ereilt, dass er nur noch kurze Zeit zu leben hätte. Es sei denn, er ginge auf das Angebot des im Verborgenen arbeitenden Wissenschaftlers Albright (Matthew Goode) ein, bei ihm ein Verfahren namens „Shedding“ anzuwenden. Der Geist wird dabei auf den Körper eines jungen und gesunden Mannes übertragen.
Hale setzt sich der Prozedur aus und erwacht im Körper von Ryan Reynolds. Nicht schlecht – könnte man sagen. Nun kann er das Leben genießen. Aber Hale plagen Halluzinationen und er macht sich auf die Suche, das Geheimnis hinter „Shedding“ zu lüften.  
 
 
Edward (Ryan Reynolds, re.) stellt den sinistren Professor Albright (Matthew Goode) © Concorde

DIE STARS: Ben Kingsley („Gandhi“) als alter, dem Tode geweihter Milliardär, hat nicht viel Leinwand-Zeit, aber er macht wie meistens das Optimum daraus.
Kurz danach übernimmt Ryan Reynolds („Die Frau in Gold“) und ist – nun ja – farblos wie immer. Er passt perfekt zu dieser Figur des Normalbürgers, der nicht mehr versteht, wie ihm geschieht. Er hat noch Bruchstücke seines alten Lebens als Soldat in sich, die sich nicht mit seinem neuen Leben als steinreicher Lebemann vertragen – solide Leistung.
Matthew Goode („The Imitation Game“) hat hingegen als Wissenschaftler, der sich wie ein Gott fühlt und aufführt, die beste Rolle abbekommen. Er darf so fies sein wie schon lange kein Wissenschaftler mehr in einem Hollywood-Film.
 
DIE KRITIK: Der Filmemacher Tarsem Singh war mal eines der großen Talente Hollywoods. Über seinen Erstling „The Cell“ aus dem Jahr 2000 kann man heute noch staunen. Danach ließ er das Sterbedrama „The Fall“ folgen. Filme mit einer ausgeprägten Farb-Dramaturgie, die einen zuweilen sprachlos und begeistert zurückließen.
Nach zwei Werken als Auftrags-Regisseur für Hollywood hat er nun „Self/Less“ gedreht. Das ist ein verwinkelter und verzwickter (ein paar Umwege weniger wären gut gewesen) Science-Fiction-Film über die Möglichkeit des ewigen Lebens. Die Geschichte ist komplett in realistischen Farbtönen gefilmt, was bei diesem Regisseur dann doch eher enttäuscht. Auf der Ebene wäre deutlich mehr drin gewesen.
Was fängt man an mit dem ewigen Leben? Diese Frage stellt sich Edward (Ryan Reynolds), als er von einer Operation erwacht. Kurz zuvor war er noch der Milliardär Damian Hall (Ben Kingsley), der allerdings unter einer unheilbaren Krankheit litt. Ein geheimnisvoller Wissenschaftler (Matthew Goode) hatte ihm für viel Geld angeboten, ihn mit dem neuen Verfahren „Shedding“ zu retten.
Shedding? Dabei wird der alte kranke Körper entsorgt, während der Geist auf einen jungen Körper übergeht – soweit das phantastische Element der Geschichte. Edward/Damian bekommt ein neues Leben geschenkt, dass er genießen könnte. Wären da nicht die ständigen Gedankenblitze, der er nur unterdrücken kann, wenn er regelmäßig Tabletten nimmt.
 „Self/Less“ ist vom Ansatz her sehr lobenswert: Ein stargespickter Film, der nicht sofort zu durchschauen ist. Aber auch hier greift dann ziemlich schnell die Routine. Es wird bald klar, dass es kein ewiges Leben für alle geben kann. Natürlich müssen Menschen für diesen Luxus leiden.
Edward kommt Stück für Stück hinter ein gut gehütetes Geheimnis. Und dann jagt er die Bösen. Und dann will er mit sich ins Reine kommen. Und dann taucht noch eine Frau (Natalie Martinez) auf, für die er kämpfen kann. Die Quintessenz: Im zweiten Teil des Films gibt’s nur noch reine Routine statt neuer Einfälle. 
         
IDEAL FÜR: alle, die gern Science Fiction und Action mit einem ungewöhnlichen Ansatz mögen. Hier kann man auch gut über die Dauer des Films hinaus grübeln.






Trailer
LÄNGE: 118 min
PRODUKTION: USA 2015
KINOSTART Ö: 09.10.2015
REGIE:  Tarsem Singh
GENRE: Science Fiction
ALTERSFREIGABE: ab 14


BESETZUNG
Ben Kingsley: Damian Hale
Ryan Reynolds: Edward Hale
Matthew Goode: Professor Albright
Natalie Martinez: Madeline Bitwell