Safari

Der Schuss, der Tod und das Blut


FilmClicks:
„Safari“: Ein Großwildjäger-Paar aus Österreich inmitten von Trophäen © Seidl Film
DIE STORY: Der Wiener Regisseur Ulrich Seidl nähert sich in „Safari“ einem heißen Thema auf betont kühle, analytische Weise: Der Großwildjagd in Afrika durch Jagd-Touristen aus Österreich und Deutschland. Seidl kommentiert das Geschehen  nicht. Er lässt die Jäger reden und zeigt sie bei ihren Aktionen.
Das Resultat: Wer gegen die Großwildjagd eingestellt ist, kann den Film als flammenden Appell gegen das Töten ahnungsloser Tiere deuten. Doch auch die Jäger finden sich offenkundig treffend proträtiert: Einige der Protagonisten des Films kamen zur „Safari“-Weltpremiere beim Filmfest Venedig. Dort wurde „Safari“ (der Film lief außer Konkurrenz) mit großem Beifall gefeiert.
 
DIE STARS: Der mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnete Regisseur Ulrich Seidl ist der neben Michael Haneke prominenteste österreichische Filmemacher unserer Zeit. Der Wiener ist als Dokumentarfilmer („Im Keller“, „Tierische Liebe“) genauso angesehen wie als Spielfilm-Regisseur („Hundstage“, „Paradies“-Trilogie“). Alle seine Filme, egal aus welchem Metier, haben eines gemeinsam: Sie behandeln provokante Themen und lösen folglich viele Diskussionen aus.

Ulrich Seidl und Kameramann Wolfgang Thaler wählten für „Safari“ eine kühle Bildsprache © Seidl Film

DIE KRITIK: FilmClicks rezensierte „Safari“  bereits am Tag nach der Weltpremiere Anfang September 2016 beim Festival von Venedig. Hier noch einmal der Text:
Die Kamera ist dabei, wenn die Jagdtouristen ihre Waffen auf große Tiere richten; bis hin zu Zebra und Giraffe. Die Kamera weicht auch nicht aus, wenn die Tiere dann fachmännisch und blutig zerlegt werden. Die Bilder eines schwarz-weiß-blutroten Zebrafells oder einer toten Giraffe, aus der die Gedärme herausquellen, sind nichts für zarte Seelen.
Zwischendurch kommen, sehr ausführlich, die Jäger selbst zu Wort, um ihr Hobby und ihre Beweggründe zu erläutern. Sie lesen einander Preislisten für Abschüsse vor. Sie erzählen, welches Tier sie gern einmal schießen würden (Elefant?) und welches eher nicht (Leopard!). Sie fachsimpeln über verschiedene Gewehr-Modelle und deren Vorzüge. Nur eines können (oder wollen) sie nicht plausibel erklären: Was denn nun wirklich die Faszination für sie ausmacht, ein ahnungsloses Tier in die ewigen Jagdgründe zu befördern.
Ulrich Seidl bedrängt seine Protagonisten nicht. Er lässt die JägerInnen einfach sprechen. Wer nicht selbst zur Zunft der Jäger zählt, wird den Film möglicherweise mit einem Gefühl von gruseliger Verwunderung aufnehmen. Möglicherweise auch mit Zorn. Oder sogar mit Verständnis. Der Film transportiert keine eindeutige Botschaft. Die muss jeder Betrachter für sich selbst finden.
Wie schon in vielen Seidl-Filmen zuvor, prägt die Bildsprache von Kameramann Wolfgang Thaler das Projekt. Mal steht die Kamera in langen Einstellungen still, dann wieder nimmt sie in hektischer Bewegung die fiebrige Aufregung der Jäger auf. Beides zusammen ergibt einen kräftigen visuellen Rhythmus, der dem Film zusätzliche Dimensionen verleiht.
In einer Hinsicht allerdings sind Seidl wie Thaler machtlos. Dann, wenn die JägerInnen beginnen, über die Einheimischen in Namibia und Südafrika zu reden. Da entströmen ihnen nur Sätze von trivialer Peinlichkeit („der Schwarze läuft schneller als der Weiße. Wenn er will“). Da ist es dann zum Rassismus nicht mehr fern.
 
IDEAL FÜR: alle, die sich ein authentisches Bild über die Großwildjagd, die Jäger und ihre Motive machen wollen.






Trailer
LÄNGE: 91 min
PRODUKTION: Österreich 2016
KINOSTART Ö: 16.09.2016
REGIE:  Ulrich Seidl
GENRE: Dokumentation
ALTERSFREIGABE: ab 16



Interview
„Ich kann mir nicht vorstellen, selbst zu jagen“
Der Wiener Regisseur Ulrich Seidl lieferte mit der Großwildjäger-Doku einen der meistdiskutierten Beiträge des Filmfest Venedig 2016 ab. Jetzt läuft „Safari“ in Österreichs Kinos. Im FilmClicks-Interview erläutert Seidl die Hintergründe des Projekts Mehr...