Neruda

Katz- und Mausspiel mit einem Dichter


FilmClicks:
Dichter, linker Politiker und Lebemann: Luis Gnecco als Pablo Neruda in „Neruda“ © Polyfilm
DIE STORY: Das fantastisch bebilderte Drama „Neruda“ pickt sich eine Episode aus dem Leben des legendären chilenischen Dichters Pablo Neruda (1904 – 1973) heraus.
Im Jahr 1948 greift der Schriftsteller und kommunistische Senator Neruda (gespielt von Luis Gnecco)  die Staatsführung des rechten Präsidenten Videla an. Ganz im Bewusstsein des berühmten Menschen, ihm könnte nichts und niemand etwas anhaben. Aber die Macht rächt sich. Neruda soll des Landes verwiesen werden.
Als er sich weigert, heftet sich der Polizist Oscar Peluchonneau  (Gael Garcia Bernal) an seine Fersen und folgt ihm. „Neruda“  schwankt zwischen Satire, Krimi und Western. Das Katz- und Mausspiel der beiden Kontrahenten ist grandios in Szene gesetzt.    

Der Polizist Oscar Peluchonneau (Gael Garcia Bernal) jagt den Dichter Neruda © Polyfilm
 
DIE STARS: Der chilenische Filmemacher Pablo Larrain („Jackie“) hat eine wunderbare Mannschaft für „Neruda“ zusammenbekommen. Den größten Namen trägt sicher Gael Garcia Bernal („Die Stadt der Blinden“). Er spielt den erbarmungslosen Polizist Oscar Peluchonneau, der beinahe verrückt wird, weil er den rebellischen Dichter nicht zu fassen kriegt.
Als Pablo Neruda  überzeugt der bei uns eher unbekannte Luis Gnecco („A Fantastic Woman”). Er porträtiert diesen Genussmenschen und Salonkommunisten ganz hervorragend. An seiner Seite als Nerudas Ehefrau Delia del Carril agiert die wunderbare Mercedes Morán („Die Reisen des jungen Ché“), die ein ums andere Mal die Affären ihres Mannes ertragen muss.   

Neruda (Luis Gnecco) agiert mit der Gelassenheit eines berühmten Mannes © Polyfilm

DIE KRITIK: Mit Film-Biografien berühmter Menschen ist das so eine Sache. Oft gehen sie schief, weil einfach zu viele Lebens-Etappen der Protagonisten aneinander gereiht werden. Irgendwann hat man das Gefühl, alles schon gesehen zu haben und es stellt sich eine gewisse Ödnis ein.
Regisseur Pablo Larrain dürfte dieses Gefühl ziemlich genau kennen. Denn sein letzter Film „Jackie“ ist leider genau in diese Falle getappt. Trotz einer grandiosen Natalie Portman in der Rolle der Jacqueline Kennedy blieb der Film erdenschwer am Boden haften.
Dass es auch ganz anders geht, zeigt Larrain mit „Neruda“. Das ist ein klassischer Film der Kategorie „Die Stadt ist zu klein für uns beide“. Es geht um ein Duell, das es so ähnlich und doch wahrscheinlich ganz anders gegeben hat.
Die Fakten: Der chilenische Dichter Pablo Neruda war Ende der 1940er Jahre in seiner Heimat in Ungnade gefallen. Die Regierung schickte ihm, da er sich irgendwo im Land versteckte, einen hochrangigen Polizisten hinterher. Der Polizist bekam Neruda nicht zu fassen. Neruda konnte ins Exil nach Europa fliehen.
Was Pablo Larrain aus dieser Grundkonstellation zaubert, ist ein filmisches Kleinod, das den Zuschauer beglückt aus dem Kino entlässt. Denn Larrain stellt verschiedene unglaubliche Dinge an.
In der Figur des Polizisten Peluchonneau werden all die Kräfte zusammengefasst, die damals in Chile gegen Neruda waren. Da man nicht viel von diesem Ermittler weiß, denkt sich Larrain einfach den Rest aus. Zum Beispiel, dass der Polizist eine Erfindung des krimibesessenen Neruda hätte sein können. Oder dass es ein Versteckspiel zwischen ihnen gab. Dass Neruda immer eine Nasenspitze voraus war.
Der Film wirkt wie ein unglaublich schöner Baukasten. Immer wieder geht eine neue Tür mit einem verblüffenden Element auf. Wer wissen will, wie es mit Neruda damals in der Realität weiterging (1971 sollte er den Literatur-Nobelpreis gewinnen), der kann ins Lexikon schauen. Wer aber eine kühne und  extrem unterhaltsame biografische Vision mag, der sollte diesen Film anschauen. Und hinterher natürlich mal wieder (oder zum ersten Mal) Neruda lesen.                      
 
IDEAL FÜR: Freunde von hinreißenden Biografien, die sich mühen, all das, was man über die Protagonisten nicht weiß, mit grenzenloser Fantasie zu ersetzen.






Trailer
LÄNGE: 108 min
PRODUKTION: Chile / Argentinien / Frankreich / Spanien 2016
KINOSTART Ö: 17.03.2017
REGIE:  Pablo Larrain
GENRE: Biografie|Drama|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Luis Gnecco: Pablo Neruda
Gael Garcia Bernal: Óscar Peluchonneau
Mercedes Morán: Delia del Carril
Alfredo Castro: Gabriel Gonzalez Videla