Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit

Tragikomödie über Leben und Sterben


FilmClicks:
„Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“: Eine Glanzrolle für Eddie Marsan © Polyfilm
DIE STORY: In „Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“ geht es um den Engländer John May (Eddie Marsan), und der hat keinen der üblichen Berufe. Zwar sitzt er jeden Tag als Beamter in einem kleinen schäbigen Büro. Aber er ist als „Funeral Director“ angestellt und muss sich in dieser Funktion um Menschen kümmern, die allein verstorben sind. Er schaut in die Haushalte, organisiert die Beerdigungen und wenn keiner da ist, hält er auch noch die Trauerrede. Als sein Chef beschließt, die Abteilung aufzulösen, bleibt ihm noch ein letzter Fall. Und der verändert sein ganzes Leben.

DIE STARS: Zugegeben: Der Engländer Eddie Marsan ist keiner der üblichen Stars. Er bezeichnet sich selbst gern ironisch als denjenigen, den sie gerufen hätten, wenn es bei „Harry Potter“ fratzenhafte Gargoyles-Charaktere gegeben hätte. Nicht unbedingt ein Schönling. Aber ein Charakterkopf mit herrlich minimalistischem Spiel, dem man sehr gern 90 Minuten im Kino folgt. Und „Downton Abbey“-Fans werden sie in dieser kurzen, aber sehr wichtigen Rolle lieben: die hinreißende Joanne Froggat.   

Eine großartige Szene: Eddie Marsan mit Joanne Froggatt © Polyfilm

DIE KRITIK: Filme übers Sterben haben gerade mal wieder Konjunktur. Was am sehr guten Drama „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ liegt. Aber dieser Trend ebbt sicher bald wieder ab, denn die meisten dieser Filme sind entweder verlogen oder zu schmerzhaft, als dass man sie ertragen könnte.
Der Italiener Uberto Pasolini (ja, er ist mit dem großen Filmemacher verwandt) schafft nun das Kunststück, einen Film zu machen, der wirklich zu gleichen Teilen komisch und tragisch ist.
Die Lebensumstände von John May (Eddie Marsan) sind auf den ersten Blick äußerst trist. Er hat sein Leben genau organisiert. Jeder Gegenstand in seiner Wohnung liegt exakt an seinem Platz. Die Abläufe sind genau getimt. Den einzigen Luxus leistet sich John bei der Arbeit. Denn er ist Funeral Director (ein etwas üblicherer englischer Begriff wäre Undertaker). Sein spezielles Feld sind Menschen, die allein verstorben sind.
Mr. May besucht die Orte, an denen sie gestorben sind. Er versucht, Angehörige zu finden. Da es die meist nicht mehr gibt, ist er der einzige Mensch bei der Beisetzung, spricht oft letzte Worte des Trostes. In diesem Leben hat er es sich bequem gemacht. John May nimmt sich – soweit zum Luxus – so viel Zeit, wie es seiner Meinung nach die Toten verdient haben. Sein Chef sieht das anders und will die Abteilung auflösen und deren Arbeit von einem Computer machen lassen.
John darf noch einen letzten Auftrag ausführen. Sein einsamer Nachbar ist gestorben. Bei der Suche nach Angehörigen trifft er auf dessen Tochter (Joanne Froggat). Und ja, es gibt einen romantischen Augenblick. Aber Pasolini ist realistisch (und Träumer zugleich) genug, um den Film auf ein Ende zusteuern zu lassen, bei man sich tapfer wehren kann. Aber wer hier nicht heult, der hat wahrhaft ein Herz aus Stein.

IDEAL FÜR: Alle Kinogänger, die gern dabei zusehen, wie es hinter den Vorhängen aussieht, die unsere Gesellschaft gern vorzieht, wenn es ungemütlich wird. Eine herzerwärmende Tragikomödie über Leben und Sterben den kurzen Zeitraum dazwischen. Eddie Marsan sollte für sein Spiel übrigens mit Preisen überschüttet werden.






Trailer
LÄNGE: 92 min
PRODUKTION: Großbritannien / Italien 2013
KINOSTART Ö: 05.09.2014
REGIE:  Uberto Pasolini
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Eddie Marsan: John May
Joanne Froggatt: Kelly Stoke