Mindgamers

Auf dem Weg zum kollektiven Gedächtnis


FilmClicks:
Hundert Menschen, ein Gedanke: In „MindGamers“ geht's um Sensationen in der Hirnforschung © Warner Bros.
DIE STORY: Das Science-Fiction-Drama „MindGamers“ handelt von einer Gruppe höchstbegabter Studenten, denen im Jahr 2027  ein sensationeller Durchbruch gelingt. Auf Basis der Quantentheorie und unter Verwendung eines Quantencomputers schaffen sie es, die Gehirne von Menschen mit einem kabellosen neuronalen Netzwerk zu koppeln. Und zwar die Gehirne aller Menschen.
In einer idealen Welt würde dies bedeuten, dass von nun an alles Wissen und alle Fähigkeiten, die jemals erworben wurden, der gesamten Menschheit zur Verfügung stehen. Doch „MindGamers“ spielt in keiner idealen Welt.
Während die Studenten voller Enthusiasmus, Idealismus und auch mit vielen spirituellen Fragen an ihrer Entwicklung arbeiten, lauern im Hintergrund schon finstere Mächte. Denn natürlich könnte man die neue Technologie auch dazu gebrauchen, alle Menschen gleichzuschalten und dadurch zu unterdrücken.

Jaxon (Tom Payne, li.) und Kreutz (Sam Neill) sind Verbündete und Antipoden © Warner

DIE STARS: „MindGamers“ ist eine österreichische Produktion der Terra Mater Film Studios aus dem Red Bull Media House, die in Bukarest und Wien (auf dem futuristisch wirkenden Campus der neuen Wirtschaftsuniversität) entstand.
Der Cast des auf Englisch gedrehten Films ist aber so international wie das Thema. Der Engländer Tom Payne („Der Medicus“, „The Walking Dead“) spielt Jaxon, den Kopf der Studentengruppe, der auch Darstellerinnen wie Antonia Campbell-Hughes (sie porträtierte Natascha Kampusch in „3096 Tage“),  Dominique Tipper („Vampire Academy“) und Melia Kreiling („Die Borgias“) angehören.
Der Neuseeländer Sam Neill („Das Piano“, „Jurassic Park“) porträtiert den genialischen, aber undurchsichtigen Professor Kreutz, der mit den Forschungen der Studenten ganz eigene Ziele verfolgt. Österreichs Top-Star Ursula Strauss („Schnell ermittelt“, „Maikäfer flieg“)  als Professorin Da’Silva spielt erstmals eine Rolle in englischer Sprache (und synchronisierte sich für die deutsche Fassung natürlich selbst).

Hochbegabte Studenten grübeln über das Gehirn und seine Verwendung © Warner

DIE KRITIK: Was ist Traum, was ist Realität? Das ist eine Frage, die sich in „Mindgamers“ öfter mal stellt. Wobei hier noch ein weiterer Aspekt hinzukommt: Von welcher Realität ist die Rede? Denn, wie es einmal im Film heißt: „Jede Realität existiert. Wir können wählen, die eine zu verlassen und die andere zu betreten.“
Der Plot von „Mindgamers“ ist, siehe oben, rasch erzählt. Obendrein hat der Film auch kampfstarke (und virtuos choreographierte) Action-Szenen zu bieten, wie man sie im Science-Fiction-Genre erwartet. Trotzdem ist dies eine Produktion, die aus dem üblichen Rahmen fällt.
„MindGamers“ verlangt vom Zuschauer höchste Konzentration. Der Film ist das Gegenteil eines Actionreißers – nämlich eine Art Film-Essay mit Spielhandlung.
Das liegt daran, dass Regisseur Andrew Goth (der gemeinsam mit Joanne Reay auch das Drehbuch schrieb), viele Themen aufgreift, die ins Philosophische gehen. Und die lässt er von seinen Darstellern ausführlich erörtern.
Da immer wieder von Quantencomputern, Quantentheorie und Quantenmechanik die Rede ist, kann es nicht schaden, wenn man halbwegs eine Ahnung hat, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt (was für naturwissenschaftliche Laien gar nicht so leicht zu entschlüsseln ist).
In der Praxis geht’s in der Story um die Verknüpfung und/oder Gleichschaltung der menschlichen Gehirne. Im theoretischen Überbau geht’s um die Frage, ob wir vielleicht in einem Kosmos voller paralleler Welten leben.
Beispiel gefällig? „Alle Materie ist nichts als Schwingung, so lange sie nicht mit menschlichem Bewusstsein kollidiert“, erfährt man von einem besonders klugen (und besonders schönen) Kopf. Die Folgerung: „Mein Verstand existiert nur durch die Beobachtung durch ein anderes Bewusstsein, das auch wieder beobachtet wird. Es gibt also entweder eine unendliche Anzahl von Beobachtern, oder nur ein übergeordnetes Bewusstsein – und das beobachtet alles.“
Von hier aus ist es nicht mehr weit zur Frage, ob Gott existiert (und wo Gott wohnt). Religion ist in „MindGamers“ immer wieder mal ein Thema.
Natürlich sind solche Thesen, die man eher in wissenschaftlichen oder spirituellen Vorträgen erwarten würde, ziemlich starker Tobak für einen Spielfilm. Hier liegt auch das Problem von „Mindgamers“:  Bei aller Faszination der angesprochenen Themen wird man von dem Werk immer wieder überfordert. Manchmal möchte man wie bei einem Video die Rücklauftaste drücken, um einen besonders wichtigen (und komplizierten) Satz noch einmal zu hören.
Angesichts der hochgestochenen Theorie ist es fast beruhigend, dass sich die Story in ihren Konflikten auch um das Menschliche, allzu Menschliche kümmert. „Der Ehrgeiz macht uns alle zu Huren“, stellt dann Sam Neill als Professor Kreutz einmal bekümmert fest, was ihn (und die anderen) nicht daran hindert, den Gelüsten der Gier, der Macht und des Sex freien Lauf zu lassen. Und sich gleichzeitig vor dem Sterben zu fürchten.
Wobei: Letztere Angst ist, folgt man den Thesen des Films, im Grunde überflüssig: „Es gibt kein Ende des Seins. Nur einen immerwährenden Übergang in eine andere Wirklichkeit.“
 
IDEAL FÜR: Science-Fiction- und Wissenschafts-Freunde, die es genießen, wenn im Kino einmal Kopfarbeit statt Entspannung angesagt ist.






Trailer
LÄNGE: 99 min
PRODUKTION: Österreich 2017
KINOSTART Ö: 06.04.2017
REGIE:  Andrew Goth
GENRE: Science Fiction


BESETZUNG
Tom Payne: Jaxon
Sam Neill: Kreutz
Ursula Strauss: Da'Silva
Antonia Campbell-Hughes: Agnes
Dominique Tipper: Maddie
Melia Kreiling: Stella

Interview
„Ich wollte schon immer auf Englisch drehen“
Österreichs Filmstar Ursula Strauss spielt im Science-Fiction-Drama „MindGamers“ zum ersten Mal in englischer Sprache. Ein Interview über den Film, die Sprache und über die Frage, wie sie reagieren würde, sollte Hollywood einmal anklopfen. Mehr...