Maria Stuart, Königin von Schottland

Ein historischer Konflikt, frisch aufgewärmt


FilmClicks:
Verwandt und verfeindet: Regentinnen Elizabeth I. (Margot Robbie, l.) & Maria Stuart (Saoirse Ronan) © Universal
GESAMTEINDRUCK: „Maria Stuart – Königin von Schottland“ ist ein zähes Dialog-Drama, dessen Hintergründe sich nur Kennern der britischen Geschichte erschließen. Saoirse Ronan in der Titelrolle spielt großartig.

DIE STORY: Die früh verwitwete Maria Stuart (Saoirse Ronan) kehrt nach dem Tod ihres Mannes, des französischen Königs Franz II., im Jahr 1561 als 18-Jährige in ihre schottische Heimat zurück, wo sie nicht nur Anspruch auf den schottischen, sondern auch auf den englischen Thron erhebt. Dies weckt den Widerstand von Marias Cousine, der englischen Königin Elizabeth I. (Margot Robbie). Die machtbewussten Frauen lassen sich auf fintenreiche Ränkespiele ein, in denen auch die Religion eine wichtige Rolle spielt (Maria ist katholisch, Elizabeth protestantisch).  Der Konflikt endet mit der Hinrichtung Marias durch die Engländer im Jahr im Februar 1587.

Auch bei Feldzügen vorn dabei: Saoirse Ronan als Maria Stuart © Universal

DIE STARS: Die Schottin Maria Stuart wird von der in New York geborenen Irin Saoirse Ronan porträtiert, die mit ihren 24 Jahren schon drei Oscar-Nominierungen (für „Abbitte“, „Brooklyn“ und „Lady Bird“) eingesammelt hat.
Margot Robbie, ihre Widersacherin als Queen Elizabeth I., kam in der australischen Provinz Queensland zur Welt. Sie schaffte den Durchbruch mit Kino-Hits wie „The Wolf Of Wall Street“ oder „Suicide Squad“ und wurde 2018 für ihr Porträt der skandalumwitterten US-Eiskunstläuferin Tonya Harding in „I, Tonya“ für den Oscar nominiert.
Die britische Regisseurin Josie Rourke ist künstlerische Direktorin eines renommierten Londoner Theaters, des Donmar Warehouse. Sie hat sich mit ihren  Bühnen-Inszenierungen einen Namen gemacht. „Maria Stuart – Königin von Schottland“ ist ihr erster Kinofilm.

Die Männer beraten - die Frauen haben das letzte Wort: Margot Robbie als Elizabeth I. © Universal

DIE KRITIK: Das Leben von Maria Stuart hat immer wieder die Fantasie von Künstlern entfacht. Am Theater (Friedrich Schillers „Maria Stuart“) genauso wie an der Oper (Gaetano Donizettis „Maria Stuarda“) oder im Film (etwa 1971 mit Vanessa Redgrave als Maria und Glenda Jackson als Elizabeth).
Letzterer Film trug den gleichen Titel wie der neue, der jetzt bei uns angelaufen ist: „Maria Stuart, Königin von Schottland“. Rein historisch besteht also kein Grund, die vielfach erzählte Geschichte neu aufzuwärmen. Es geht mehr darum, welche Aspekte man mit der aktuellen Produktion hervorheben will.
Regisseurin Josie Rourke rückt den Fokus auf das Thema von Frauen in einer Männerwelt: Mary und Elizabeth sind zwar Gegnerinnen, jonglieren aber beide geschickt mit den Empfehlungen, Ansprüchen und Machtgelüsten ihrer männlichen Berater. Auch die sexuellen Gelüste der Männer werden artikuliert, wobei im Fall von Maria Stuart die weibliche Finesse über männliche Geilheit reüssiert.
Schauspielerisch ist der Film ein Fest für die beiden Hauptdarstellerinnen. Saoirse Ronan spielt atemraubend gut als junge Maria Stuart, die hinter einer zurückhaltenden Fassade kaum verbergen kann, dass sie von einem unstillbaren Machthunger angetrieben wird. Die Rolle von Margot Robbie als Elizabeth ist kleiner, hat aber auch genügend Substanz, um das facettenreiche Porträt einer kühlen Queen entstehen zu lassen, der es an menschlicher Wärme, nicht aber an Herrscherdrang fehlt.
Leider haben die beiden Damen nur eine gemeinsame große Szene. Die wird von ihnen aber zu einem virtuos blitzenden Wortgefecht genutzt.
Trotz der beiden erstklassigen Protagonistinnen tropfen die 125 Filmminuten nur höchst langsam dahin. Das liegt am Drehbuch von „House of Cards“-Autor Beau Willimon, der seine Geschichte lieber mit endlosen Dialogen als mit Bildern erzählt. Obendrein stößt man als Zuschauer in dieser filmischen Talkshow immer wieder an die Grenzen seiner Bildung.
Wer die britische Geschichte des 16. Jahrhunderts nicht im kleinen Finger hat (und wer kann das in unseren Breiten schon behaupten?), der steht bei vielen historischen Anspielungen und historischen Figuren rettungslos im Abseits. All das mindert das Vergnügen an der verkopften Kino-Geschichtsstunde gewaltig.   
 
IDEAL FÜR: Kenner der britischen Geschichte und des Konflikts zwischen Maria Stuart und Elizabeth I.






Trailer
LÄNGE: 125 min
PRODUKTION: Großbritannien 2018
KINOSTART Ö: 17.01.2019
REGIE:  Josie Rourke
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 14


BESETZUNG
Saoirse Ronan: Maria Stuart
Margot Robbie: Elizabeth I.