Love & Mercy

Die Beach Boys: Ruhm und Depression


FilmClicks:
„Love & Mercy“: Die Beach Boys mit ihrem Leader Brian Wilson (Paul Dano) bei einem Konzert © Studiocanal
DIE STORY: Die Pop-Biografie „Love & Mercy” widmet sich Brian Wilson, dem Musik-Genie  der Beach Boys. Regisseur Bill Pohlad erzählt seine Lebensgeschichte nicht linear, sondern von zwei Zeit-Ebenen aus: vom jungen und vom in die Jahre gekommenen Wilson.
Beide Ebenen kreisen um ein Ereignis, das das Leben des Musikers nachhaltig geprägt hat. Und selbstverständlich gibt es all die Hits zu hören, für die Millionen Menschen auf der Welt die Beach Boys bis heute lieben.

Volle Konzentration: Paul Dano als junger Brian Wilson im Studio © Studiocanal

DIE STARS: Natürlich ist Brian Wilson der Star des Films, obwohl er persönlich nicht auftaucht. Aber er wird ganz hervorragend von zwei Könnern verkörpert. Paul Dano („There Will Be Blood“) spielt den jugendlichen, John Cusack („High Fidelity“) den reiferen Wilson. Dano porträtiert den jungen Musiker, der in die Depression abgleitet, derart intensiv, dass man von einer Oscar-Nominierung ausgehen sollte.
Der späte Wilson bekommt mit Elizabeth Banks („Die Tribute von Panem“) eine sehr sympathische Schauspielerin als Ehefrau an die Seite gestellt. Und Paul Giamatti („Sideways“) darf wieder mal das tun, was er mittlerweile wahrscheinlich im Schlaf beherrscht: Er gibt, als sinistrer Psychiater, den Bösewicht.

Privates Glück: John Cusack als älterer Brian Wilson mit Elizabeth Banks © Studiocanal

DIE KRITIK: Regisseur Bill Pohlad versucht in „Love & Mercy“ etwas Grandioses. Er nimmt den Zuschauer mit in den Kopf des genialen Musikers Brian Wilson.
Die Welt kennt die Songs von Wilson und den Beach Boys. Von „Good Vibrations“ über „Surfin` USA“ bis zu „God Only Knows“. Die Entstehungsgeschichten zu Platten wie „Pet Sounds“ oder „Smile“stecken voller Legenden. Aber wie wurden die Alben wirklich produziert? Was mag dem Schöpfer Brian Wilson durch den Kopf gegangen sein?
Pohlad entscheidet sich dafür, den Zuschauern Einlass in die Proben- und Aufnahmeräume zu gewähren. Wieder und wieder erlebt man dort, wie an den Klassikern gearbeitet wird. So weit, so interessant und gut. Doch der Regisseur legt den Sound des Films so an, dass man zum stets etwas verträumten Gesicht von Wilson-Darsteller Paul Dano auch hören kann, was er denkt. Wie er an den Feinheiten der Titel arbeitet.
Das Resultat: Man bekommt einen sehr guten und feinfühligen Einblick in das Schaffen des Musikers Brian Wilson. Wie es zugleich im Kopf eines Genies klingt und dröhnt und wer da gegen wen kämpft, das war nie besser in einem Film zu hören.
Brian Wilson (das kann man, muss man aber nicht unbedingt wissen) kämpft zeitlebens mit psychischen Problemen. Seit Anfang der 60er Jahre hörte der heute 72-Jährige innere Stimmen. Den eigenen Vater empfand er als übermächtig. Mit der Musik seiner Band war er nie zufrieden. Statt Hits am laufenden Band wollte er Konzeptalben. Er war auf der Suche nach Kunst in der Popmusik.
Um seine inneren Dämonen zu bekämpfen, nahm Wilson endlos Drogen, bekam einen Vormund und drohte ganz und gar im gedanklichen Nirgendwo zu verschwinden. Von all dem erzählt der Film.
John Cusack, der den älteren Wilson verkörpert, hat dabei den undankbareren Job als sein Kollege Paul Dano. Cusack spielt Wilson in den 90er Jahren als Wrack, der gegen den schurkischen Arzt Eugene Landy (Paul Giamatti) kämpfen muss und dabei von seiner neuen Liebe, der Autoverkäuferin Melinda Ledbetter (Elizabeth Banks) unterstützt wird.
Dieser Strang der Geschichte gehorcht dann doch eher den Gesetzen des typischen Hollywood-Biopics. Armer Mensch kämpft gegen übermächtige Gegner und gewinnt. Aber die Szenen mit dem jungen Brian Wilson, die reißen den Film heraus und machen ihn zu etwas ganz Besonderem.
           
IDEAL FÜR: Beach-Boys-Fans und für Freunde von Film-Biografien, die nicht dem üblichen Schema folgen. Außerdem sind allein die zahlreichen angespielten Hits das Eintrittsgeld wert.






Trailer
LÄNGE: 122 min
PRODUKTION: USA 2014
KINOSTART Ö: 12.06.2015
REGIE:  Bill Pohlad
GENRE: Biografie|Drama
ALTERSFREIGABE: ab 14


BESETZUNG
Paul Dano: Brian Wilson
John Cusack: Brian Wilson
Elizabeth Banks: Melinda Ledbetter
Paul Giamatti: Dr. Eugene Landy

Interview
„Mir war nicht klar, wie sehr Brian Wilson gelitten hat“
Paul Dano spielt im Musikfilm „Love & Mercy“ den immer wieder von psychischen Problemen gebeutelten Popstar Brian Wilson, den Leader der Beach Boys. Im FilmClicks-Gespräch erzählt er, auf welchen Wegen er sich dem schwierigen Genie Wilson näherte. Mehr...