Leto

Ein Sommer voller Rock'n'Roll


FilmClicks:
„Leto“: Die Rockmusiiker Mayk Naumenko (Roman Bilyk, li.) und Viktor Tsoy (Teo Yoo) auf der Bühne © Filmladen
GESAMTEINDRUCK: „Leto“ ist ein mitreißendes Rock- und Gesellschaftsdrama, das sich um den russischen Rockmusiker Viktor Tsoy rankt, der in den 1980er Jahren in Leningrad eine große Karriere begann.
 
DIE STORY: Ein Sommer in Leningrad. Während Alben von Lou Reed und David Bowie heimlich die Besitzer wechseln, brodelt die Underground-Rockszene. Mayk (Roman Bilyk) und seine Frau Natasha (Irina Starshenbaum) lernen den charismatischen Musiker Viktor Tsoy (Teo Yoo) kennen. Ihre Leidenschaft für die Musik verbindet sie schnell zu einer eigenwilligen Dreiecks-Konstellation. Als Teil einer neuen Musikbewegung machen sie sich daran, den Rock’n’Roll in der Sowjetunion zu verändern.  

Heißer Flirt: Irina Starshenbaum und Teo Yoo © Filmladen

DIE STARS: Bei uns ist das „Leto“-Ensemble kaum bekannt. Teo Yoo, der Darsteller von Viktor Tsoi, ist ein gebürtiger Kölner mit koreanischen Wurzeln, der in New York studierte. Der zweite männliche Hauptdarsteller, Roman Bilyk, ist in Russland ein angesagter Rockstar. Regisseur Kirill Serebrennikov dreht nicht nur Filme – er hat als Theater- und Opern-Regisseur international einen hervorragenden Ruf.

Das Gefühl von Sommer und Freiheit: Eine Musik-Session unter freiem Himmel © Filmladen

DIE KRITIK: Man wird „Leto“ (zu deutsch: „Sommer“) wohl nie einfach nur als Rock-Drama und Musiker-Biografie sehen können. Es wird immer der Film sein, dessen Regisseur Kirill Serebrennikow nach dem letzten Drehtag festgenommen wurde und der seit mehr als einem Jahr in Moskau im Hausarrest (Verdacht der Veruntreuung von Fördermitteln - was er bestreitet) festsitzt.
Kirill Serebrennikow jedenfalls darf während des Hausarrests so viel arbeiten, wie er möchte. Aber nur für zwei Stunden am Tag das Haus verlassen und dann auch nur Kontakt zu seinem Anwalt haben. Dem hat er Stück für Stück seinen neuen Film mit nach draußen gebracht. Die Geschichte von „Leto“ basiert auf dem Leben von Viktor Tsoi, der in seinem kurzen Leben mit seiner Band Kino in der Sowjetunion und bis heute in Russland einer der größten Rockstars überhaupt gewesen ist.
Es geht also um Jugendliche und ihren Traum, in der Welt ihren Platz zu finden. In Leningrad Anfang der 1980er Jahre hieß das für angehende Rockstars, sich einer politisch dominierten Einstufungs-Kommission zu stellen, die jeden Text danach abklopfte, ob er eventuell gegen das System gerichtet sein könnte. Wer den Test bestand, durfte dann im Rock-Club auftreten. Wo die Fans beobachtet wurden, wo sie weder tanzen noch Plakate hochhalten durften. Nur mit den Füßen zucken war erlaubt.
Der (heute absurd anmutende) Alltag wird von Serebrennikow in aller Ruhe und Unaufgeregtheit geschildert. Die in Russland sehr populären Lieder Tsois werden angespielt. Aber die wahren Hingucker sind Klassiker von den Talking Heads oder Lou Reed. Die Lieder bekommen eine ganz eigene Optik.
Wenn zum Beispiel ein ganzer Bus anfängt „The Passenger“ zu singen, werden Bilder im Comic-Stil übermalt, Figuren fangen zu fliegen, der Fantasie ist keine Grenze gesetzt - ein wunderbarer Film, der zum Träumen einlädt, wie es war, als man jung war und die Grenzen der Welt einreißen wollte.
 
IDEAL FÜR: Rock-Enthusiasten, die gern einen Blick zurück auf die Achtziger Jahre werfen.






Trailer
LÄNGE: 128 min
PRODUKTION: Russland / Frankreich 2018
KINOSTART Ö: 14.12.2018
REGIE:  Kirill Serebrennikov
GENRE: Drama|Musikfilm
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Teo Yoo: Viktor Tsoy
Irina Starshenbaum: Natasha Naumenko
Roman Bilyk: Mayk Naumenko