La Gomera

Auf die Ehrlichkeit wird gepfiffen


FilmClicks:
Riskanter Flirt: Der korrupte Cop Cristi (Vlad Ivanov) und die Gangsterbraut Gilda (Catrinel Marlon) © Alamode
GESAMTEINDRUCK: „La Gomera“ ist ein herrlich wüster Genre-Mix zwischen Gangster-Film und schwarzer Komödie.  
 
DIE STORY: Auf der Kanareninsel La Gomera lernt der korrupte Inspektor Cristi Angelache (Vlad Ivanov), der undercover unterwegs ist, die uralte Pfeif-Sprache El Silbo. Mit deren Hilfe will er es schaffen, die Polizei zu täuschen und den rumänischen Gangsterboss Zsolt (Sabin Tambrea) aus dem Gefängnis zu befreien. Nur der weiß, wo sich 30 Millionen Dollar Drogengeld befinden. Jeder will einen Anteil daran. Und viele spielen ein falsches Spiel.  

Gilda (Catrinel Marlon) ist nicht nur schön, sondern auch gefährlich © Alamode

DIE STARS: Im Zentrum von „La Gomera“ steht der großartige rumänische Schauspieler Vlad Ivanov als Cristi, der wohl nicht mal zum Lachen die Miene verziehen würde. Ein Mann mit vielen Geheimnissen. Ivanov kann man aus dem beinharten Sozialdrama „Vier Monate, drei Wochen, zwei Tage“ oder aus der ungarischen Arthaus-Produktion „Sunset“ kennen.
An seiner Seite brilliert als Geliebte des Gangsters die wunderschöne und undurchsichtige Catrinel Marlon, die auch schon in „CSI: Vegas“ zu sehen war. Sabin Tambrea – ab 12. März in Stefan Ruzowitzkys Hermann-Hesse-Verfilmung „Narziss und Goldmund“ am Start – hat als Gangsterboss nur wenige, dafür schöne Szenen.              

Autsch! In „La Gomera“ herrschen raue Sitten © Alamode

DIE KRITIK: Dass sich Hollywood den Regisseur Corneliu Porumboiu noch nicht geschnappt hat, grenzt fast an ein Wunder. Denn wie herrlich verschachtelt dieser rumänische Filmemacher in „La Gomera“ ans Werk geht, das schreit förmlich nach größeren Aufgaben – ob nun im Spielfilm- oder im Serienformat. So viel Intelligenz wird bei Krimis sehr selten geboten.
Mit allerlei Kunstfertigkeit und auch einer wunderbaren Portion Unverschämtheit bekommt man hier einen grandiosen Film geliefert. „La Gomera“  erzählt vom Alltag in Rumänien (herrlich trist wie zu erwarten), vom Gangsterleben (schön unaufgeregt), von der Arbeit als Undercover-Polizist (mysteriös) und von der Sucht nach dem großen Geld, die das Gefüge der Story zusammenhält.
Der Film wäre sicher nur halb so gut geraten, würde Porumboiu nicht mit dieser hinreißenden Idee der alten Pfeifsprache El Silbo um die Ecke kommen. Die gibt es auf den Kanaren wirklich. Dort kann man sich pfeifend über weite Täler hinweg verständigen – was die Viehherden oder das Wetter machen. Hier im Film geht es allerdings darum, die Sprache zu erlernen und sich dann direkt vor der Nase der Polizei über Verbrechen zu unterhalten. Und die Beamten denken, wie es in einer Szene des Films heißt, „die Vögel würden singen“.
Dass Corneliu Porumboui vom Arthaus-Film kommt, merkt man „La Gomera“ in vielen Momenten an. Er erzählt nicht chronologisch. Aus vielen Szenen geht Porumboui unvermittelt raus, kommt später wieder darauf zurück, erklärt erst dann, was man Minuten zuvor gesehen hat.
Vor ein paar Jahren wäre dieser Stil sicher noch eine große Herausforderung fürs Publikum gewesen. Aber da die meisten Zuschauer sicher serienerprobt sein dürften, wo Zeitsprünge an der Tagesordnung sind, bietet „La Gomera“ perfekte tiefsinnige Unterhaltung, die man so in Kinos heutzutage viel zu selten findet.            
                  
IDEAL FÜR: Menschen, die verschachtelte Filme mögen, die sich erst mit der letzten Szene erklären.
 






Trailer
LÄNGE: 97 min
PRODUKTION: Rumänien / Frankreich / Deutschland / Spanien 2019
KINOSTART Ö: 14.02.2020
REGIE:  Corneliu Porumboiu
GENRE: Komödie|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Sabin Tambrea: Zsolt
Vlad Ivanov: Cristi
Catrinel Marlon: Gilda