L'Animale

Wenn die Seele brennt


FilmClicks:
Zwei Teenager, zwischen denen es funkt: Carla (Julia Franz Richter, l.) und Mati (Sophie Stockinger) © Polyfilm
GESAMTEINDRUCK: „L’Animale“ ist ein facettenreiches Coming-of-Age-Drama aus Österreich, in dem nicht nur die Teenager, sondern auch die Eltern vor dem Problem stehen, die eigene Position im Leben neu zu bestimmen.
 
DIE STORY:  Schauplatz von „L’Animale“ ist eine Vorstadt in der niederösterreichischen Provinz. Die 18-jährige Mati (Sophie Stockinger) bereitet sich auf ihre Matura vor und hilft nebenbei in der Tierarzt-Praxis ihrer Mutter Gabi (Kathrin Resetarits) aus. Doch in Wahrheit ist sie in explosiver Laune damit beschäftigt, festen Boden zu suchen, auf dem sie ihr Lebensfundament zimmern kann. Das geht nicht ohne harsche Konflikte mit den Jungs und Mädels aus ihrer Umgebung ab. Und auch die Erwachsenen müssen erkennen, dass ihre Welt auf Gewissheiten aufgebaut ist, die jederzeit zerplatzen können.
 
Mürrisches Tochter-Mutter-Verhältnis: Sophie Stockinger und Kathrin Resetarits © Polyfilm

DIE STARS: Hauptdarstellerin Sophie Stockinger beweist schon zum zweiten Mal (nach „Talea“) in einem Film von Katharina Mueckstein, dass sie das Zeug zu einer großen Karriere hat.
Multitalent Kathrin Resetarits, die Sophie Stockingers Mutter spielt, ist in verschiedenen Metiers aktiv. Als Autorin schrieb sie zuletzt das Drehbuch zu Barbara Alberts Arthaus-Hit „Licht“. Als Assistentin des Regisseurs ist sie stets am Set, wenn Michael Haneke einen Film dreht.
„L’Animale“ ist der zweite Spielfilm der Wiener Regisseurin Katharina Mueckstein; Die Weltpremiere fand im Februar bei der Berlinale statt. Muecksteins Erstling „Talea“ wurde 2013 beim Ophüls-Festival Saarbrücken mit dem Regiepreis ausgezeichnet.

Herzklopfen, Lust und gemeine Sprüche: Die Kids beim Clubbing © Polyfilm

DIE KRITIK: Man könnte das österreichische Drama „L’Animale“ mit einem Augenzwinkern unter das Motto „Fast & Furious auf dem Lande“ stellen. Auch wenn es in diesem Film nicht um Vollgas-Boliden, sondern um die Selbstfindung und die Selbstlügen der Protagonisten geht.  
Jedenfalls: Fast, im Sinne von schnell, ist die Maturantin Mati (Sophie Stockinger) auf ihrem geländegängigen Moped, und furious, im Sinne von wütend, ist sie auch. Die Tochter begüterter Eltern geht zwar wohlbehütet und ohne existenzielle Sorgen durchs Leben, aber in ihr glimmt ein unartikulierter Zorn, der für viele Teenager typisch ist.
Auf der Suche nach ihrem Platz im Leben ist Mati erst einmal bei den Jungs fündig geworden. Nicht im sexuellen Sinne: Sie gehört zu einer Moped-Clique. Ihre Solidarität mit den Burschen geht sehr weit: Als sich eine hübsche Blondine in der Disco gegen die sexuelle Belästigung durch einen der Jungs wehrt, greift Mati ein. Allerdings nicht auf der Seite des Mädchens: Sie spuckt der Blondine ins Gesicht.
Matis Macho-Allüren lassen massiv nach, als sie die gleichaltrige Carla (Julia Franz Richter) kennenlernt. Zwischen den beiden Mädchen keimt Freundschaft auf – und möglicherweise auch mehr.
Parallel dazu wirft Filmemacherin Katharina Mueckstein auch einen Blick auf die Verhältnisse in Matis Elternhaus. Die sind, im Fall von Vater Paul (Dominik Warta), nicht mehr von ehelicher Treue geprägt. Mutter Gabi wird durch einen Zufall zur  Zeugin eines Seitensprungs ihres Gemahls.
So sehen sich in „L’Animale“ Frauen und Männer aus zwei Generationen vor offenen Fragen, die ihre Lebensgestaltung, ihre Sinnlichkeit und ihre Leidenschaft betreffen. Ist das geradlinige Ausleben aller Möglichkeiten angesagt oder wäre es (auch im Sinne des familiären Friedens) besser, ein paar Umwege zu gehen?
Katharina Mueckstein schenkt dem Publikum in dem in jeder Hinsicht temporeichen und kompakt inszenierten Film nicht die Bequemlichkeit, für alle Figuren eine maßgeschneiderte Lösung vorgesetzt zu bekommen. „L’Animale“ ist ein Film, der bewusst Vieles offen lässt. Die Protagonisten auf der Leinwand müssen sich selbst ihre Gedanken machen – die Zuschauer im Saal desgleichen.  
Der Filmtitel bezieht sich übrigens auf den Pop-Song „L‘Animale“ von Franco Battiato, der das Tier besingt, das in jedem Menschen steckt. In einem passenden Moment singen die Protagonisten des Films das Battiato-Lied allesamt mit.
 
IDEAL FÜR: Freunde des österreichischen Films, die Lust auf starke Geschichten haben.






Trailer
LÄNGE: 97 min
PRODUKTION: Österreich 2018
KINOSTART Ö: 16.03.2018
REGIE:  Katharina Mückstein
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Sophie Stockinger: Mati
Kathrin Resetarits: Gabi
Dominik Warta: Paul
Julia Franz Richter: Carla
Jack Hofer: Sebi
Simon Morzé: Philipp