Kartoffelsalat

17 Millionen Fans und 0 Schauspieltalent


FilmClicks:
Witz, komm' raus, du bist umzingelt! Das „Kartoffelsalat“-Team stürmt auf die Leinwand © Kai Westensee
DIE STORY: Die YouTuber kommen ins Kino. Der Plot von „Kartoffelsalat – Nicht Fragen!“ ist eine Mischung aus „Fack Ju Göhte“ und der Horror-TV-Serie „The Walking Dead“. Leo Weiß (Freshtorge alias Torge Oelrich) muss vom Elitegymnasium auf die staatliche Schule wechseln. Wäre das nicht schon schlimm genug, bricht da nach zwei Tagen Schulbankdrücken ein Zombie-Virus aus.
In guter alter Außenseitermanier müssen er, seine pickeligen Nerd-Freunde und das blonde Strebermädchen ums nackte Überleben im Schulflur kämpfen.

Jubel! Natürlich gibt's in „Kartoffelsalat“ Gelegenheit zum Kreischen © Kai Westensee

DIE STARS: sind vor allem bei der Zielgruppe zwischen sechs und 14 Jahren bekannt: Freshtorge, Bibi, DagiBee, Melanie Sophie, DieAussenseiter, Y-Titty, Phil Laude und die Lochis. Für alle, die diese Namen noch nie gehört haben: das sind die deutschen YouTube-Stars der Stunde. Zusammengerechnet haben sie über 17 Millionen Fans und null Schauspieltalent.
Für alle über14-jährigen „Kartoffelsalat“-Besucher gibt es Otto Walkes, Norbert Heisterkamp und Martin Schneider. Relikte aus den Neunzigern als Versöhnungsangebot an die geschockten und verstörten Eltern. Willkommen im Web 2.0.

Alter Komödiant in jungem Film: Otto Waalkes (re.) © Kai Westensee

DIE KRITIK: Nein, „Kartoffelsalat“ ist definitiv kein Kritikerfilm, sondern einer für die junge Zielgruppe. Ein filmisches Experiment, eine Symbiose zwischen Internet und Kinoleinwand. Ein Versuch, der als Kinofilm gnadenlos scheitert.
Statt fünf Minuten YouTube-Alberei gibt es hier 83 Minuten Stumpfsinn, eingepackt in eine Drei-Akt-Struktur und Handlung mit linearer Geschichte. Zombie-Apokalypse im Klassenzimmer (Regie: Michael David Pate).
Die gewollte Gag-Dichte ist auffallend hoch. Die zündende Gag-Dichte auffallend niedrig. Oder besser gesagt platt. Typischer Penälerhumor, der aber schon bei „Die Lümmel von der ersten Bank“ avantgardistischer war als hier.
Nur mal so ein Beispiel: Es sagt jemand: „Mal mal nicht den Teufel an die Wand“. Im Hintergrund malt natürlich jemand einen Teufel an die Wand. Oder jemand sagt: „Das ist doch Käse“ und jemand hält eine Scheibe Käse in die Kamera. Oder jemand sagt: „Da fress ich doch nen Besen“. Sie können sich sicherlich vorstellen, was jetzt passiert.
Jede Laien-Schultheatergruppe schreibt bessere Gags. Dabei – und das ist das eigentliche Dilemma des Films – steckt unglaublich viel Herzblut in der Sache. Von der ersten Idee bis zum fertigen Film verging noch nicht mal ein Jahr. Aus Mangel an Fördergeldern und Budget entstand der Film im Heimatdorf seines Hauptdarstellers Freshtorge, in eben jener Schule, in der er selbst seinen Abschluss machte und heute als Erzieher arbeitet. Das ganze Dorf hat angepackt, die freiwillige Feuerwehr, das Technische Hilfswerk, die Dönerbude ums Eck. Genützt hat es nichts.
Ach so, falls Sie sich wundern sollten, warum der Film „Kartoffelsalat“ heißt: Im Untertitel steht „Nicht fragen“. Belassen wir es dabei.
 
IDEAL FÜR: Fans von Freshtorge & Co. Das sind Millionen internetaffine Menschen unter 14. Hoffentlich warten sie, bis der Film auf YouTube steht. Denn jedes Ticket ist rausgeschmissenes Geld.






Trailer
LÄNGE: 81 min
PRODUKTION: Deutschland 2015
KINOSTART Ö: 23.07.2015
REGIE:  Michael David Pate
GENRE: Horror|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 10


BESETZUNG
Freshtorge: Leo Weiß
Melina Sophie: Chantal
Dagi Bee: Katrin
Simon Desue: Helmut
Joyce Ilg: Vivien
Otto Waalkes: Notrufbeantworter
Martin Schneider: Herr Donau

Interview
„Das ist kein Meisterwerk der Filmkunst“
Vom YouTube-Sketch zum Kinofilm: Der 26-jährige YouTube-Star Freshtorge ist der Initiator der Horror-Komödie „Kartoffelsalat“. Im FilmClicks-Interview spricht er über die Herausforderung,  fürs Kino zu arbeiten, und über die Verantwortung gegenüber seinen Fans.  Mehr...