Joker

Ein Clown in einer grausamen Welt


FilmClicks:
Ein trauriger Clown, der zum Monster wird: Joaquin Phonix in und als "Joker" © Warner Bros.
GESAMTEINDRUCK: „Joker“ ist ein extrem düsterer Ausflug nach Gotham City, bei dem eindrucksvoll gezeigt wird, wie Batmans Gegenspieler Joker verlernt hat, an das Gute im Menschen zu glauben.
 
DIE STORY: Arthur Fleck (Joaquin Phoenix), der spätere Joker, lebt mit seiner schwerkranken Mutter 1981 in einem kleinen Appartement. Sein Geld verdient er als Clown auf der Straße oder im Krankenhaus. Er träumt davon, irgendwann als Stand-Up-Comedian Erfolg zu haben. Aber davon ist Arthur weit entfernt. Eines Tages scheint sich das Blatt zu wenden. Arthur öffnet einen Brief seiner Mutter und erfährt, dass er eventuell Anspruch auf ein Vermögen hat. Und der beste Talkshow-Host der Stadt (Robert De Niro) lädt ihn in seine Sendung ein. Aber schon bald werden die Gemütsschatten von Arthur wieder länger. Und der Zuschauer merkt: Den Bildern dieser Geschichte kann man nicht trauen. 

Arthurs Traum: Einmal als Stand-Up-Comedian Erfolg haben © Warner

DIE STARS: Als das Projekt „Joker“ angekündigt wurde, waren die Fans sehr angetan von der Nachricht, dass Joaquin Phoenix die Titelfigur spielen würde. Und die Vorfreude ist berechtigt. Denn Phoenix porträtiert hier nicht irgendeinen Superschurken – nach den sehr intensiven zwei Kinostunden stellt sich die Frage, wie dieses seelische Wrack jemals einem Batman gewachsen sein soll. Vielmehr zeigt der Ausnahmeschauspieler Phoenix, wie vielschichtig man so einen für das Medium Comic erfundenen Charakter anlegen kann. Damit geht der bereits mehrfach für den Oscar nominierte Star auch in diesem Jahr als potenzieller Favorit ins Rennen um die Academy Awards.
In einer kleinen, aber sehr feinen Rolle ist Robert De Niro zu sehen, der als TV-Moderator an eigene Filme wie „The King of Comedy“ erinnert. Todd Phillips („Hangover“-Serie), der Regisseur und Co-Autor, wurde für „Joker“ im September mit dem Goldenen Löwen von Venedig ausgezeichnet.

Weltstars unter sich: Robert De Niro und Joaquin Phoenix © Warner

DIE KRITIK: Was für eine Wohltat! „Joker“ ist endlich mal wieder ein Film aus der Abteilung Superhelden & Co, bei dem nicht vorab zehn Filme gesehen haben muss, um zu verstehen, worum es denn geht. Und auch mit dem Avengers-Dauergekloppe der letzten Marvel-Filme hat „Joker“ nichts das Geringste zu tun.
Regisseur Todd Phillips lässt alle Nebensächlichkeiten beiseite und richtet den gesamten Film auf seinen Hauptdarsteller Joaquin Phoenix aus. Natürlich ist es schon mal eine Leistung, wie sehr sich Phoenix für die Rolle auf ein wahrscheinlich ungesundes Niveau heruntergehungert hat. Aber das wirklich Faszinierende ist das Gesicht von Joaquin Phoenix. Immer wieder geht die Kamera ganz dicht an den Kopf von Arthur heran. Jederzeit kann der Wahnsinn sich Bahn brechen, das große Töten beginnen.
Das Lachen gehört zu Phoenix‘ markantesten Stilmitteln bei der Gestaltung des Komödianten, der zum Joker wird. Ein ums andere Mal bricht Arthur scheinbar  grundlos in Lachen aus. Ein derartig trauriges Lachen, das zum Teil aus dem Rachen herausgebellt wird, hat es im Kino noch nicht gegeben. Es ist das traurigste Lachen der Welt.
Todd Phillips hatte es im Vorfeld angekündigt: Dieser „Joker“-Film, der ja thematisch zur großen Batman-Saga gehört, wird anders sein als alles, was man bisher gesehen hat. Das stimmt zum großen Teil. Denn von den üblichen familientauglichen Superhelden-Blockbustern ist dieses Drama meilenweit entfernt. 
Hier geht es um einen psychisch schwer gestörten Menschen, der im Grunde nur Lachen und Freude in die Welt bringen will. Da man ihm den Zugang zu dieser Welt aber verweigert, schafft er sich seine eigene und bricht auf grausame Weise in die Welt der Anderen ein.
Es gibt einige wenige Gewalt-Szenen. Was dazu führt, dass der Film erst ab 16 Jahren freigegeben ist. Und das ist auch völlig in Ordnung. Denn „Joker“ fühlt sich eher wie ein mit dröhnender Musik vollgepacktes Arthaus-Drama an. Und zwar eines, das nur für Erwachsene gedacht ist.
Dass in den USA in den ersten Tagen einige Zuschauer die Kinos unter Protest verlassen haben, darf man als ein gutes Zeichen verstehen. Denn „Joker“ ist extrem unbequem und lädt zum Denken ein. Hier muss man sich selbst seine Position erarbeiten, wie man den Titelhelden bewertet.
 
IDEAL FÜR: Fans von Superhelden-Filmen, die mal etwas Anderes sehen möchten. Arthaus-Kinogänger werden erstaunt sein, wie ernsthaft man so einen Film angehen kann.
 
 






Trailer
LÄNGE: 122 min
PRODUKTION: USA 2019
KINOSTART Ö: 10.10.2019
REGIE:  Todd Phillips
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Joaquin Phoenix: Arthur Fleck / Joker
Frances Conroy: Penny Fleck
Zazie Beetz: Sophie Dumond
Brett Cullen: Thomas Wayne
Robert De Niro: Murray Franklin