Inherent Vice - Natürliche Mängel

Wilde Collage über eine wilde Zeit


FilmClicks:
„Inherent Vice“: Doc (Joaquin Phoenix) übernimmt einen Auftrag seiner Ex (Katherine Waterston) © Warner Bros.
DIE STORY: „Inherent Vice – Natürliche Mängel“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans des geheimnisvollen Literaten Thomas Pynchon, der jeden Kontakt zur Öffentlichkeit meidet.
Der Plot: Los Angeles, um 1969. Der Privatdetektiv Doc Sportello (Joaquin Phoenix) bekommt Besuch von seiner Ex-Freundin Shasta Fay Hepworth (Katherine Waterston), die ihn um eine Ermittlung bittet. Shastas neuer Lover, der Immobilien-Hai Mickey Wolfmann (Eric Roberts) sei verschwunden und möglicherweise entführt worden.
Doc – ein ständig zugedröhnter Hippie mit eindrucksvollen Koteletten – macht sich an die Arbeit. Und verheddert sich in einem Knäuel von Spuren und Ereignissen, das rasch die Form eines gordischen Knotens annimmt. Was sind die Fakten, was ist Einbildung? Der Doc verliert den Überblick.
Jedenfalls wird der Privatdetektiv selbst zum Objekt von Ermittlungen. Der schrille Cop Bigfoot Bjornsen (Josh Brolin) ist hinter ihm her. Und befreundete Juristen (Benicio del Toro, Reese Witherspoon) hauen ihn immer mal wieder aus der Bredouille heraus.

Große Namen: Reese Witherspoon und Joaquin Phoenix © Warner Bros.

DIE STARS:  Joaquin Phoenix, Josh Brolin, Reese Witherspoon: „Inherent Vice“ prunkt mit einem Großaufgebot von Namen aus der A-Liste des Hollywood-Kinos. Sie folgen den Anweisungen eines Regisseurs, der zu den Top-Filmemachern unserer Zeit gehört. Paul Thomas Anderson. Mit Werken wie „Boogie Nights“, „Magnolia“, „Punch Drunk Love“ oder „There Will Be Blood“ hat sich der Kalifornier als einer der wesentlichen Auteurs  des Welt-Kinos etabliert – als einer jener Regisseure also, die ihre Filme auch selbst schreiben und sie schon beim Start im Director’s Cut ins Kino bringen.

Der Privatdetektiv und der Cop: Joaquin Phoenix mit Josh Brolin © Warner Bros.

DIE KRITIK: Atmosphäre, Atmosphäre, Atmosphäre:  Der Thriller „Inherent Vice“ ist visuell und stilistisch ein großes Werk. Paul Thomas Anderson bringt die Umbruchszeit um 1970 perfekt auf die Leinwand. Die aufregenden Sechziger (das Jahrzehnt der Mondlandung, der Studentenproteste und der Hippies) gehen dem Ende zu. Der Vietnamkrieg ist in vollem Gange,  der Watergate-Skandal steht bevor.
Noch spürt man die Leichtigkeit der endenden Epoche, doch das Leben wird härter. Ein Detektiv wie Doc Sportello, der sich den Blick auf die Welt gern mit einem Joint verschönert, ist in diesem Ambiente eine zwar handlungsstarke, aber fast schon aus der Zeit gefallene Figur.
Jetzt soll er also Mickey Wolfmann finden. Einen steinreichen Kapitalisten, einen „Juden, der gerne ein Nazi wäre“, wie es in einer der galligen Pointen des Skripts heißt. Auf seiner Suche begegnet der Doc freundlichen Nutten, rechten Rockern und undurchsichtigen Gestalten aller Art.
Der Film behandelt einen Kriminalfall und trägt daher das Prädikat Thriller zu Recht. Doch Vieles, was zum Thriller-Genre gehört, fehlt. „Inherent Vice“ ist nicht spannend. Man wird als Zuschauer nicht zum Mitkombinieren eingeladen, sondern verirrt sich wie die Hauptfigur im Handlungsgeflecht.
Mir ging's irgendwann so, dass mir die Geschichte des Films schlicht egal wurde. Statt dessen wechselte die Aufmerksamkeit auf die vielen kleinen Preziosen des Werks: Das gloriose Spiel des Ensembles, angeführt von Joaquin Phoenix. Die betörenden Bilder (Kamera: Robert Eiswit). Die Anspielungen und sorgfältig skizzierten Szenen, mit denen Paul Thomas Anderson ein ganzes Bukett von Themen anreißt.
In Summe ist „Inherent Vice“ ein prächtig illustriertes Bilderbuch; ein Filmkunstwerk über eine aufregende Zeit. Wer so etwas schätzt, ist bei Anderson sehr gut aufgehoben. Wer einen Krimi erwartet, eher nicht.
 
IDEAL FÜR: Fans der Filme von Paul Thomas Anderson.






Trailer
LÄNGE: 148 min
PRODUKTION: USA 2014
KINOSTART Ö: 12.02.2015
REGIE:  Paul Thomas Anderson
GENRE: Drama|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Joaquin Phoenix: Larry Doc Sportello
Katherine Waterston: Shasta Fay Hepworth
Josh Brolin: Bigfoot Bjornsen
Eric Roberts: Michael Z. Wolfmann
Benicio Del Toro: Sauncho Smilax
Reese Witherspoon: Penny Kimball
Owen Wilson: Coy Harlingen