Imagine

Wo der Schall den Blick ersetzt


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Blind unterwegs durch Lissabon: Alexandra Maria Lara und Edward Hogg © Thim Film
DIE STORY: „Imagine“ wirft einen Blick auf Menschen, die mit den Augen nicht sehen können. Sie sind blind. Der Plot: Der blinde Lehrer Ian (Edward Hogg) tritt eine neue Stelle an einer Augenklinik in Lissabon an. Er hat sich die Fähigkeit angeeignet, sich mit der Hilfe das Schalls in seiner Umgebung zu orientieren. Nun soll er seine Kunst an andere Blinde weitergeben.
Das Ziel ist es dabei, dass die Patienten ohne Stock auskommen, mit dem sie sonst Wege oder Hindernisse ertasten. Doch Ians Methode ist umstritten, und sie kann gefährliche Folgen haben, wenn die Schüler den Schritt auf die Straße, hinaus aus dem sicheren Bereich der Klinik, wagen.
„Imagine“ kümmert sich einerseits um die therapeutischen Aspekte von Ians Methode (die konservativen Ärzte der Klinik setzen den Mann irgendwann wieder vor die Tür). Andererseits gibt es auch eine zarte Romanze, wenn Ian und die gleichfalls blinde Eva (Alexandra Maria Lara) einander näher kommen.
 
DIE STARS: Alexandra Maria Lara war zuletzt im Formel-1-Drama „Rush“ als Marlene Knaus zu sehen, die resolute Gefährtin von Niki Lauda. In „Imagine“ spielt sie sehr zart und introvertiert eine blinde junge Frau, die sich aus Gram über ihre Behinderung  weit zurückzieht. Der Brite Edward Hogg zählte zum Ensemble von Roland Emmerichs Shakespeare-Drama „Anonymous“. Hier, ausgestattet mit blickdichten Kontaktlinsen, tritt er als charismatischer Lehrer auf, der die Blindheit akzeptiert und seinen eigenen Weg gefunden hat.
 
DIE KRITIK: Das optische Medium Film scheint auf den ersten Eindruck nicht ideal, in die dunkle Welt der Blinden einzutauchen. „Imagine“-Regisseur Andrzej Jakimowski findet aber gute Wege, einem sehenden Publikum zu vermitteln, wie es sich anfühlen mag, nichts zu sehen. Der Film setzt dabei auf ein sehr räumliches Tondesign, das dabei hilft, Geräuschquellen – Menschen, Tiere, Autos etc. – räumlich zu orten und dabei irgendwie akustisch sichtbar zu machen.
Regisseur Jakimowski inszeniert zwar mit großer Sensibilität und Sympathie für seine Figuren, vermeidet jedoch den Druck auf die Tränendrüse. So bietet „Imagine“ kein schmalziges Betroffenheits-Kino, sondern interessante Eindrücke über die sehr realen Probleme einer Minderheit, die dazu gezwungen ist, eigene Wege zu finden, sich in der Welt zurechtzufinden. Eindrucksvoll.
 
IDEAL FÜR: alle, die einen Kinobesuch nicht nur als pure Unterhaltung betrachten.






Trailer
LÄNGE: 105 min
PRODUKTION: Polen / Portugal / Frankreich / Großbritannien 2012
KINOSTART Ö: 19.06.2014
REGIE:  Andrzej Jakimowski
GENRE: Drama


BESETZUNG
Edward Hogg: Ian
Alexandra Maria Lara: Eva