Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen

Hellwache Damen mit dunkler Haut


FilmClicks:
Klug und stolz: Octavia Spencer, Taraji P. Henson & Janelle Monáe (v. l.) als Mathematikerinnen © 2017 20th CenturyFox
DIE STORY: „Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen“ ist ein ungemein packendes Drama über drei Wegbereiterinnen der US-Raumfahrt, deren Geschichte jahrzehntelang nur Insidern geläufig war.
Virginia, 1961. Katherine Goble Johnson, Dorothy Vaughan und Mary Jackson sind drei Mathematikerinnen, die für die Weltraumbehörde NASA hochkomplizierte Berechnungen durchführen. Allerdings blüht ihr Talent im Verborgenen. Erstens, weil sie Frauen sind, und zweitens, weil sie eine dunkle Hautfarbe haben (der institutionelle Rassismus jener Zeit wirkt für heutige Begriffe unfassbar).
Der Film schildert nun, wie die drei Damen dank ihrer Begabung langsam im Job aufsteigen. Und wie sie dabei auch Rassenschranken durchbrechen.
Katherine Goble Johnson (Taraji P. Henson) wird aus dem Gemeinschaftsbüro der schwarzen Mathematikerinnen in jene Abteilung geholt, in der weiße Männern in weißen Hemden die überaus schwierigen Kalkulationen über die Flugbahn der Raketen durchrechnen.
Mary Jackson (Janelle Monáe) ist nicht nur als Wissenschaftlerin ein As. Die streitbare Mathematikerin setzt sich auf einem steinigen Weg durch, zur ersten dunkelhäutigen Ingenieurin der NASA aufzusteigen.
Auch die mütterliche Dorothy Vaughan (Octavia Spencer)  hat irgendwann genug davon, im Job immer nur die zweite Geige zu spielen. Gemeinsam mit einigen Kolleginnen eignet sie sich insgeheim die Programmiersprache Fortran an - und wird dann zur Leiterin jener Abteilung, die den ersten, raumfüllenden IBM-Großrechner des NASA-Teams in Schwung bringt.

An der Tafel: Katherine Goble Johnson (Taraji P. Henson) rechnet richtig © Centfox

DIE STARS: Regisseur Theodore Melfi („St. Vincent“) holte für die Hauptrollen von „Hidden Figures“ ein feines Damentrio vor die Kamera. Taraji P. Henson (Oscar-Nominierung für „Benjamin Button“), Octavia Spencer (Oscar und Golden Globe für „The Help“) sowie die vielfach preisgekrönte Sängerin und Schauspielerin Janelle Monáe agieren mit viel Feuer und Herzenswärme – und sie schaffen es obendrein, das spröde Thema Mathematik spannungsvoll auf die Leinwand zu bringen.
Mit Kevin Costner („Der mit dem Wolf tanzt“) und Kirsten Dunst („Spider-Man“) sind auch zwei Topstars weißer Hautfarbe in wichtigen Nebenrollen dabei.

Gut programmiert: Dunkelhäutige Damen auf dem Weg zum IBM-Großrechner © Centfox

DIE KRITIK: Das Emanzipations- und Raumfahrt-Drama „Hidden Figures“ ist ein hinreißender Film, der das Publikum gleich auf verschiedenen Ebenen in den Bann zieht.
Zunächst staunt man darüber, dass die Amerikaner (und natürlich auch die Sowjets) mit den technischen Möglichkeiten der Sechziger Jahre überhaupt den Sprung ins All wagten. Viele der wichtigsten Berechnungen wurden noch mit der Hand durchgeführt; sei es am Notizblock oder mit Wandtafel und Kreide.
Zwar gab es schon Computer, aber die waren selbst den Spezialisten der NASA noch fremd. In einer köstlichen Szene wird man Zeuge, wie der erste Großrechner vom Typ IBM 7090 erst mal nicht aufgestellt werden kann. Vorher muss der Eingang zum Computersaal aufgestemmt werden – der Koloss passt nicht durch die Tür (jedes Smartphone von heute steckt so einen Giganten, was die Rechenleistung betrifft, im Sinne des Wortes in die Tasche).
Die Filmsequenzen über den Wettlauf ins All mit den Starts der ersten bemannten Missionen verleihen „Hidden Figures“ manchmal echte Thriller-Spannung. Das ist ein prima Rahmen für einen Film, dessen Hauptthemen ganz andere sind. Hier geht es um die Diskriminierung von Frauen und speziell dunkelhäutigen Frauen in einer noch rassistisch geprägten Männerwelt.
Dank der drei formidablen Hauptdarstellerinnen Henson, Spencer & Monáe kommt dieser schwergewichtige Stoff mit dem gebotenen Ernst, aber zugleich spielerisch leicht auf die Leinwand. Die Damen lassen keine Gelegenheit aus, das Drama mit Humor und Temperament aufzulockern. Zugleich lassen sie aber keinen Zweifel daran, wie brutal ungerecht die Zeiten damals waren.
Im amerikanischen Süden des Films gibt’s noch getrennte Toiletten, getrennte Parkbänke und getrennte Bus-Sitze für Schwarz und Weiß (Afro-Amerikaner sitzen hinten).
Doch das sind Kleinigkeiten im Vergleich zu den wahren Problemen: Janelle Monáe etwa muss als Mathematikerin Mary Jackson vor Gericht darum kämpfen, an einer weißen Schule eine Fortbildung belegen zu dürfen – ohne den Kurs könnte  sie sich den Traum von der Ingenieurs-Laufbahn abschminken.

Kevin Costner als NASA-Direktor Al Harrison © Centfox

Wenn man solche Szenen sieht, mag man kaum glauben, dass diese Diskriminierung noch vor ein paar Jahrzehnten in den USA geltendes Recht war. Doch die neuen Zeiten kündigen sich an; im Film vor allem in Gestalt des NASA-Managers Al Harrison (Kevin Costner). Der reißt eigenhändig das Schild zur Toilette für Farbige ein („wir erreichen unser Ziel gemeinsam oder gar nicht“) und nimmt seine Zahlen-Expertin Katherine Goble Johnson in streng geheime Sitzungen mit. Dass der Astronaut John Glenn (Glen Powell) darauf bestand, die Flugbahn seiner Raumkapsel von dieser Katherine nachrechnen zu lassen, ist verbürgt.
Fazit: „Hidden Figures“ ist ein feiner Film, der auf  historischen Tatsachen beruht und der ein wichtiges Thema so ernsthaft-locker aufbereitet, dass man im Kino viel lernt und zugleich bestens unterhalten wird. Nichts wie hin!
 
IDEAL FÜR: Freunde von Filmen, die große Themen sehr kulinarisch aufbereiten.






Trailer
LÄNGE: 127 min
PRODUKTION: USA 2016
KINOSTART Ö: 02.02.2017
REGIE:  Theodore Melfi
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: jugendfrei


BESETZUNG
Taraji P. Henson: Katherine Johnson
Octavia Spencer: Dorothy Vaughan
Janelle Monáe: Mary Jackson
Kevin Costner: Al Harrison
Kirsten Dunst: Vivian Mitchell
Mahershala Ali: Colonel Jim Johnson