Glass

Ein Mystery-Thriller, der dem Publikum wenig verrät


FilmClicks:
Gefährlich - aber auch Superhelden? Samuel L. Jackson, James McAvoy und Bruce Willis in „Glass“ © Disney
GESAMTEINDRUCK: Der Mystery-Thriller „Glass“ von M. Night Shyamalan ist ein Film, den man nur verstehen kann, wenn man seine zwei Vorgänger „Unbreakable“ (aus dem Jahr 2000) und „Split“ (2017) in Erinnerung hat. Selbst dann vermag der oft langatmige Film nicht zu überzeugen.
 
DIE STORY: „Glass“ beginnt mit Figuren aus „Unbreakable“ und „Split“. David Nunn (Bruce Willis) und Kevin Wendell Crumb (James McAvoy) treffen aufeinander. Nunn ist ein unverletzbarer Superheld. In Crumbs Kopf wohnen 24 Persönlichkeiten. Als Nunn und Crumb miteinander kämpfen, taucht die Polizei auf. Kurze Zeit später sitzen beide Männer in der Nervenheilanstalt, in der seit Jahren Elijah Price (Samuel L. Jackson), der gefährliche Glasknochenmann, vor sich hindümpelt. Eine Psychologin (Sarah Paulson) möchte nun herausfinden, ob diese drei sehr speziellen Menschen tatsächlich Superhelden sind oder sich das nur einbilden.

Die Therapeutin Ellie Staple (Sarah Paulson) mit Elijah Price (Samuel L. Jackson) © Disney

DIE STARS: An den Hauptdarstellern liegt es nicht, dass „Glass“ einen so zwiespältigen Eindruck hinterlässt. Bruce Willis als David Nunn macht das, was er im Laufe der Jahrzehnte perfektioniert har: Er schlurft durchs Bild (dieses Mal darf er sogar kämpfen) und sieht dabei so entspannt aus, als er hätte er gerade eine Stunde Schlummer-Yoga hinter sich.
Samuel Jackson gibt mal wieder den undurchsichtigen Typen, der immer einen finsteren Plan in der Tasche hat – das kannte man schon aus „Unbreakable“. James McAvoy wiederholt seine Tour de Force aus „Split“, indem er beeindruckend zwei Dutzend Personen in seinem Kopf Stimme und Körper verleiht. Wobei es immer dann schrecklich wird, wenn Das Biest in ihm Oberwasser hat
Neu in der Truppe ist Sarah Paulson als Psychiaterin, die auch ihre finsteren Geheimnisse verbirgt. Sie spielt sehr sympathisch. Hat aber gegen die – vom Regisseur gewollte – männliche Übermacht erst einmal keine Chance.

Kevin Wendell Crumb (James McAvoy) führt Elijah Price seine Fähigkeiten vor © Disney

DIE KRITIK: „Glass“ ist eines der Projekte im Kinojahr 2019, auf das sich die Fans gefreut haben. Eine Überraschung, die vor zwei Jahren als verspätetes Weihnachts-Geschenk angekündigt wurde. Am Ende von M. Night Shyamalans letztem Film „Split“ tauchte in der allerletzten Sekunde Bruce Willis als David Nunn auf.
Entweder, man verstand in diesem Augenblick die Welt nicht mehr. Oder man war als Fan einfach entzückt, dass es Shyamalan – der ja den alles verändernden Twist mit seinem Meisterwerk „The Sixth Sense“ mal wieder populär gemacht hatte – erneut gelungen war, Kritiker und Fans mit einem Kniff in letzter Sekunde zu überraschen.
David Nunn – für alle, die es nicht wissen – war der Held in Shyamalans mittlerweile 19 Jahre altem Kracher „Unbreakable“. Dort überlebte er ein furchtbares Zugunglück. Und musste im Laufe der Story erkennen, dass Samuel L. Jackson als Glasknochenmann Elijah Price den Unfall mit vielen Toten herbeigeführt hatte, um einen Superhelden zu finden. Am Ende von „Unbreakable“ ging Price in die Klapse und Nunn versuchte, sein Leben weiterzuführen. Aber was zum Teufel hatte Nunn nun 2017 in „Split“ verloren?
Wie gesagt, die Fans waren begeistert und freuten sich auf die Antworten, die Shyamalan mit „Glass“, dem Abschluss seiner Superhelden-Trilogie, liefern würde.
Doch was macht der eigenwillige Regisseur? Er verbockt „Glass“ auf der ganzen Linie. Was damit beginnt, dass er das Publikum in keiner Weise in seinen Kosmos einführt. Wer „Unbreakable“ und „Split“ nicht kennt, besitzt nicht den Hauch einer Chance, zu verstehen, warum das, was auf der Leinwand geschieht, spannend sein soll.
Dann erliegt Shyamalan – nicht zum ersten Mal in seiner Karriere – dem Irrglauben, dass er sich in seinen Filmen alles erlauben könne. Man kommt sich in „Glass“ manchmal wie in einer bleiernen staatstragenden Wagner-Oper-Inszenierung vor. Der Regisseur versucht lediglich, einen emotionalen Sog zu kreieren. Bis zum Ende erzählt er so gut wie nichts über seine Figuren, obwohl die so viel dramatisches Futter bieten würden.
Und er setzt wieder auf einen finalen Twist, der den Lauf der Ereignisse in neuem Licht erscheinen lässt. In „Glass“ kommt dieser Twist allerdings so lau daher, als wäre er schon seit Ewigkeiten in der Schublade gelegen. Was übrigens gut sein kann, denn der Regisseur wollte die Trilogie ursprünglich schon vor vielen Jahren,  gleich im Anschluss an „Unbreakable“, fortführen und fertigstellen.
Er fand damals aber nicht den richtigen Dreh, um die Sache zu beenden. Daran hat sich leider – bis auf ein paar kluge Sprüche zum Thema Comics – wenig geändert. Bleibt zu hoffen, dass M. Night Shyamalan fortan seine drei Superhelden ruhen lässt.               
                
IDEAL FÜR: Alle Fans der Shyamalan-Mystery-Thriller, die wissen wollen, wie der eigenwillige Filmemacher seine Superhelden-Trilogie zum Abschluss bringt.






Trailer
LÄNGE: 129 min
PRODUKTION: USA 2019
KINOSTART Ö: 17.01.2019
REGIE:  M. Night Shyamalan
GENRE: Drama|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 14


BESETZUNG
Bruce Willis: David Dunn
James McAvoy: Kevin Wendell Crumb
Samuel L. Jackson: Elijah Price
Sarah Paulson: Dr. Ellie Staple

Interview
„Ich habe für diesen Film eine Hypothek auf mein Haus aufgenommen“
US-Filmemacher M. Night Shyamalan zählt seit seinem frühen Mystery-Superhit „The Sixth Sense“ zu den Stars der Hollywood-Szene. Astrid Hofer traf den Regisseur in London zum Gespräch über seinen neuen Film „Glass“. Mehr...