Gemma Bovery

Literatur, Begehren und Bäckerei


FilmClicks:
Martin (Fabrice Luchini) würde Gemma Bovery (Gemma Arterton) gern näherkommen. © Thim Film
DIE STORY: „Gemma Bovery“ handelt von einem literaturbeflissenen Bäckermeister (Fabrice Luchini) in der Normandie, der ganz außer sich gerät, als eine neue Nachbarin namens Gemma Bovery (Gemma Arterton) mit ihrem Mann das Nebenhaus bezieht. Martin, der Bäcker, verfällt dem Charme der zugereisten Engländerin. Er entdeckt in dieser Gemma Bovery eine moderne Wiedergängerin der Emma Bovary aus dem Roman „Madame Bovary“ von Gustave Flaubert.
Seine Leidenschaft für Gemma führt freilich ins Nichts – der alternde Mann wird von der verführerischen jungen Frau nur als Produzent sinnlich duftender Backwaren wahrgenommen. Und die Ähnlichkeit mit Madame Bovary existiert nur in Martins Phantasie. Gemma beschreitet einen ganz eigenen Lebensweg, der weder dem Bäcker noch ihrem Ehemann Charlie Bovery (Jason Flemyng) sonderlich gefällt.
 
DIE STARS:  Die 28-jährige Engländerin Gemma Arterton wurde 2008 durch ihre Rolle im Bond-Thriller „Ein Quantum Trost“ bekannt. Seither teilt sie ihre Arbeitszeit zwischen Blockbustern („Kampf der Titanen“, „Hänsel & Gretel: Hexenjäger“) und Arthaus-Produktionen („Tamara Drewe“, „Song for Marion“) auf.
Fabrice Luchini, 62, zählt seit gut 40 Jahren zu den erfolgreichsten Schauspielern Frankreichs. Seine letzten Super-Hits, die ein Millionen-Publikum anzogen, waren die satirischen Komödien „Das Schmuckstück“ (mit Catherine Deneuve) und „Nur für Personal“.
Regisseurin Anne Fontaine begann ihre Karriere 1980 als Schauspielerin im leichten Erotik-Fach („Zärtliche Cousinen“). 1992 führte sie erstmals Regie. 2009 hatte sie einen internationalen Hit mit „Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft“ (mit Audrey Tautou). Für die literarische Romanze „Tage am Strand“ holte sie 2013 Naomi Watts und Robin Wright vor die Kamera.
 
DIE KRITIK: Das Beste an einer Idee ist manchmal – die Idee selbst. Und nicht deren Umsetzung. Am neuen Film von Anne Fontaine wird das sehr deutlich.
Die Idee, eine junge Frau namens Gemma Bovery als moderne Version von Flauberts Emma Bovary zu interpretieren, hat viel Charme. Umso mehr, wenn man als Darstellerin der Gemma Bovery eine Schauspielerin engagieren kann, die auch privat auf den seltenen Vornamen Gemma hört. Doch das Namens- und Figurenspiel um Gemma Arterton, Gemma Bovery und Emma Bovary verliert auf der Leinwand verdammt schnell seinen Reiz.
Was übrigbleibt, ist ein tragikomisches Drama um einen reifen Mann, der seine Sehnsüchte auf eine junge Frau projiziert. Verknüpft mit der dramatischen Tragikomödie eben dieser jungen Frau, die trotz frischer Ehe und eines kreativen Berufs (sie ist Inneneinrichterin) nicht recht weiß, wo ihr Platz im Leben ist. Und die ihre Attraktivität spielerisch, fast unbewusst, dazu ausnutzt, Männern den Kopf zu verdrehen. Bis sie von der Liebe – nicht zu ihrem Mann – auch einmal selbst erwischt wird.
Die Hauptdarsteller Gemma Arterton und Fabrice Luchini schaffen es eine Zeitlang, die unentschlossen dahinwackelnde Story mit ihrer Schauspielkunst am Leben zu erhalten. Aber irgendwann ist dieses Guthaben aufgebraucht. Wenn man dann beginnt, genauer auf die Dialoge zu hören, setzt Ermüdung ein. „Gemma Bovery“ ist ein recht banal vor sich hinplapperndes Stück Konversationskino, das in seinem angestrengten Bemühen, originell zu sein, jede Originalität verliert.
 
IDEAL FÜR: Freunde der französischen Literatur und des französischen Films, die der Gedanke reizt, in „Gemma Bovery“ eine moderne „Madame Bovary“ zu erblicken.






Trailer
LÄNGE: 100 min
PRODUKTION: Frankreich 2014
KINOSTART Ö: 18.09.2014
REGIE:  Anne Fontaine
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 8


BESETZUNG
Gemma Arterton: Gemma Bovery
Fabrice Luchini: Martin Joubert
Jason Flemyng: Charlie Bovery
Niels Schneider: Hervé de Bressigny