Focus

Schnelles Geld und heiße Küsse


FilmClicks:
Den Job erledigt und den Gegner erledigt: Nicky (Will Smith) und Jess (Margot Robbie) haben es fein © Warner Bros.
DIE STORY:  Will Smith spielt endlich wieder Komödie. In „Focus“ gibt er einen abgezockten Gentleman-Gauner namens Nicky, dessen Tätigkeitsfeld vom Taschendiebstahl bis zum großen Bluff bei Millionen-Wetten reicht. Trotz seiner fragwürdigen Talente fliegen ihm viele Herzen zu. Jene des Publikums sowieso, aber auch jenes der bildschönen Nachwuchs-Gaunerin Jess (Margot Robbie). Die will bei Nicky in die Leere gehen. Die beiden sahnen beim „Super Bowl“-Football-Event in New Orleans kräftig ab und kommen einander auch erotisch näher. Doch bevor die Liebe zu groß wird, sucht Nicky lieber das Weite.
Drei Jahre später. Nicky wird von einem Formel-1-Team eingeladen, einem Konkurrenten die wichtigsten Betriebsgeheimnisse  aus dem Computer zu klauen. In Buenos Aires macht er sich an die schwierige und brandgefährliche Arbeit. Doch siehe da: Wer schmiegt sich auf einmal zärtlich an die Seite des feindlichen Rennstall-Besitzers (Rodrigo Santo)? Jess. Nicky spürt, wie sein Herz einen Sprung macht. Denn begehrenswert findet er seine Verflossene noch immer. Im Zwiespalt zwischen Geschäft und Gefühl geht er immer größere Risiken ein.
 
Was ist denn jetzt los? Jess (Margot Robbie) flirtet mit dem Formel-1-Boss Garriga (Rodrigo Santoro) © Warner Bros.

DIE STARS:
Will Smith hat sich in den letzten Jahren vor der Kamera rar gemacht. Seit 2009 spielte er nur in „Men In Black 3“ (ein Hit) und im düsteren SciFi-Epos „After Earth“ (kein Hit) große Rollen. Höchste Zeit also, seine Zugkraft als Megastar mal wieder an den Kinokassen zu beweisen. Und was würde da besser zu dem charmanten Komödianten passen als eine Komödie?
Seine Partnerin Margot Robbie plagen solche Sorgen nicht. Die 24-jährige Blondine ist das jüngste Mitglied der Hollywood-Riege australischer Schauspiel-Talente.  In „The Wolf of Wall Street“ verdrehte sie Leonardo DiCaprio den Kopf, in „Focus“ erliegt jetzt Will Smith ihrem Charme. Den beiden hat die Zusammenarbeit offenbar Spaß gemacht: Nächstes Jahr wird man sie gemeinsam im Superhelden-Film „Suicide Squad“ sehen. Im kommenden „Tarzan“-Projekt, bei dem auch Christoph Waltz mitmacht, gibt Margot Robbie an der Seite von Tarzan Alexander Skarsgard die Jane.
Das Autoren & Regie-Gespann Glenn Ficarra & John Requa machte sich mit „I Love You Philip Morris“ (mit Jim Carrey) einen Namen. Danach landeten die beiden mit der Romanze „Crazy.Stupid.Love“ einen Superhit.
 
DIE KRITIK: „Gratulation,“ sagt Nicky alias Will Smith zu seiner neuen Partnerin Jess. „Jetzt  bist du eine Kriminelle“. Die Ohren von Jess alias Margot Robbie glühen vor Stolz. Taschendiebe im Großeinsatz: Gemeinsam mit ein paar Helfern sammeln Nicky & Jess beim „Super Bowl“ Bares, Uhren und Schmuck in rauhen Mengen ein. Gesamtwert: 1,2 Millionen Dollar.
Im wirklichen Leben wäre jeder Bürger (inklusive Will Smith) empört, wenn ihm irgendein Gauner das Taschl zieht.  Wie kommt es dann, dass es im Film und in der Literatur immer wieder gelingt, Gesetzesbrecher zu Sympathieträgern zu machen? Von „Der Clou“ bis „Ocean’s Eleven“: Die Liste der beliebten Gentleman-Gauner ist lang. Mag sein, dass sie bei ihren Verehrern den Reiz des Verbotenen stimulieren.
Man vergisst in „Focus“ jedenfalls rasch, dass das schnelle Geld von Nicky & Jess vielen braven Bürgern schmerzhaft in der Tasche fehlt. Und man begleitet das Duo durchaus fasziniert, wenn Nicky die Trickkiste auspackt und vom Massengeschäft zu großen Coups wechselt. Die Szene, in der er einen chinesischen Oligarchen (BD Wong) in ein Millionenspiel zieht, ist absolut sehenswert.
Das Schönste an „Focus“ hat aber nichts mit Diebstahl & Geld zu tun: Es macht einfach Spaß, Will Smith und Margot Robbie beim Flirten zuzuschauen. Zwischen den beiden sprühen nur so die Funken, und sie haben von den Filmemachern Glenn Ficarra & John Requa auch prickelnde Dialoge geschrieben bekommen. „Focus“ ist übrigens einer der seltenen Hollywood-Filme, die in Sachen Sex alle (Haut-)Farbengrenzen überspringen: Wenn Nicky und Jess einander küssen, dann küssen sie richtig.

Zwischen Nicky und Jess sprühen die Funken © Warner Bros.

Leider kann der Film den Schwung des Beginns nicht bis ins Finale halten. Der Zeitsprung von drei Jahren, der die zwei Hälften der Komödie trennt, ist eine echte Zäsur. An der Rennstrecke in Buenos Aires geht es um viel größere Einsätze als beim Taschendiebstahl in New Orleans. Dementsprechend rauer ist die Atmosphäre. Da die Handlung jetzt obendrein durch zahlreiche Haarnadelkurven und Schikanen driftet, geht der Humor ziemlich verloren. Statt dessen wird manchmal rabiat zugeschlagen.
In dieser Situation ist es einmal mehr das Zusammenspiel von Will Smith und Margot Robbie, das die ganze Chose rettet. Küsse können mehr Kraft entfalten als Hiebe. Und so steuert „Focus“ einem Happy-End entgegen, das einen wohlgelaunt aus dem Kino entlässt.
 
IDEAL FÜR: Will-Smith-Fans, die ihr Idol endlich wieder als Komödianten sehen wollen.






Trailer
LÄNGE: 105 min
PRODUKTION: USA 2014
KINOSTART Ö: 05.03.2015
REGIE:  John Requa, Glenn Ficarra
GENRE: Komödie|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Will Smith: Nickie
Margot Robbie: Jess
Rodrigo Santoro: Garriga
Gerald McRaney: Owens
BD Wong: Liyuan