Ewige Jugend

Alte Männer, der Erfolg und die Kunst


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„Ewige Jugend“: Zwei alte Männer (Michael Caine und Harvey Keitel) genießen einen schönen Anblick © Filmladen
DIE STORY: Im Drama „Ewige Jugend“ treffen die zwei in die Jahre gekommenen Freunde und arrivierten Künstler Fred Ballinger (Michael Caine) und Mick Boyle (Harvey Keitel) in einem edlen Kurhotel in den Schweizer Alpen aufeinander.
Ballinger hat sich zur Ruhe gesetzt. Boyle ist immer noch vom Drang verfolgt, etwas schaffen zu müssen. Und so reden die beiden über Schaffen und Schöpfen, über Nicht-Genug-vom-Erfolg-Haben und Eventuell-doch-Aussteigen-Mögen. Eine nicht enden wollende – allerdings prächtig bebilderte - Nabelschau.

Jane Fonda hat einen furiosen Gastauftritt © Filmladen

DIE STARS: Michael Caine und Harvey Keitel – zwei Hollywood-Schauspieler der alten Schule. Hier bekommen sie Gelegenheit, zu zeigen, was Rededuelle so spannend machen kann (wenngleich es leider nur um den schönen Schein geht). Beide zeigen sich in bester Spiellaune.
Neben ihnen dürfen hin und wieder auch mal Kollegen ihre Klasse zeigen. Rachel Weisz als Caines Tochter und Managerin. Paul Dano als Schauspieler, der sich auf eine Rolle vorbereitet. Und – mit Mut zum gnadenlosen Over-Acting – der Ex-Weltfußballer Diego Maradona. Als Krönung des Ganzen gibt es noch einen Kurzauftritt von Jane Fonda.  

Rachel Weisz spielt die Tochter von Michael Caine © Filmladen

DIE KRITIK: Der Italiener Paolo Sorrentino ist wohl einer der am meisten überschätzten Regisseure seiner Generation. Einen sehr guten Film hat er mit „La Grande Bellezza“ vorgelegt. Aber sonst – ob nun „Il Divo“ oder „Cheyenne – This Must Be The Place“: Sorrentinos Filme sind mit unnötig viel Musik vollgestopft und werfen mit Oberflächlichkeiten und Belanglosigkeiten nur so um sich.
„Ewige Jugend“ hat einen interessanten Ansatz. Zwei alte Männer, die das ganze Leben immer wieder aufeinander getroffen sind, verbringen in der Abgeschiedenheit der Alpen zum – wahrscheinlich – letzten Mal eine Zeit miteinander. Der eine ist Komponist (Michael Caine) und hat die Nase voll vom Arbeiten. Selbst das Angebot der Queen, vor ihr zu spielen, lehnt er ein ums andere Mal ab. Der Vertreter des Buckingham Palace versteht die Welt nicht mehr. Der andere Freund hingegen, der Filmemacher (Harvey Keitel), will es noch einmal wissen. Er plant einen letzten großen Film. Bis ihm sein Star (Jane Fonda) das Projekt vor die Füße wirft.
Regisseur Sorrentino hat einen großen Traum, an dem er ein ums andere Mal scheitert. Er möchte so gern der Fellini des 21. Jahrhunderts sein. Aber er bekommt einfach dessen Leichtigkeit nicht hin. Er begreift nicht, dass man Tiefe nicht dadurch erzwingen kann, dass man unfassbar schöne Momente in Bild und Musik einfach aneinander reiht.
„Ewige Jugend“, diese Parade der Eitelkeiten, hat keinerlei Fluss. Die Künstler, ergänzt durch einen jungen Schauspieler (Paul Dano), reden und reden und reden. Während Gast-Star Maradona als Dauerwurst im Bademantel zeigt, dass er es noch nicht verlernt hat, zu kicken.
Irgendwann ist der Zuschauer erschöpft und will einfach nur noch aus dem Kinosaal fliehen. Denn in dieser Scheinwelt hat niemand wirklich Probleme. Schade drum, denn die tollen Schauspieler haben das Potential im kleinen Finger, Tragödien so darzustellen, dass wir alle gern mitgehen.
         
IDEAL FÜR: alle, die von Kitsch im Kino nicht genug bekommen können.






Trailer
LÄNGE: 118 min
PRODUKTION: Italien / Schweiz / Großbritannien 2015
KINOSTART Ö: 27.11.2015
REGIE:  Paolo Sorrentino
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Michael Caine: Fred Ballinger
Harvey Keitel: Mick Boyle
Jane Fonda: Brenda Morel
Paul Dano: Jimmy Tree
Rachel Weisz: Lena Ballinger