Ein Sommer in der Provence

Am Anfang lacht nur die Sonne


FilmClicks:
„Ein Sommer in der Provence“: Jean Reno ist großartig als mürrischer Kauz vom Lande © Concorde
DIE STORY: Die Komödie „Ein Sommer in der Provence“ mit Jean Reno erzählt von einer ziemlich dysfunktionalen Familie, die sich unter der freundlichen Sonne Südfrankreichs wieder zusammenrauft.
Alles beginnt mit einer Bahnfahrt. Die Pariser Teenager Léa (Chloé Jouannet) und Adrien (Hugo Dessioux) eilen mit ihrem kleinen Bruder Théo in eine Gegend, in die sie – abgesehen von den Motoren des TGV-Expresszugs – überhaupt nichts zieht: In die Provence.

Auf geht's: Oma Irène (Anna Galiena) verfrachtet ihre Enkel gen Süden © Filmladen

Gerade hat ihr Vater den Abschied von der Familie verkündet. Und die Mutter muss beruflich dringend nach Amerika. Also packt die sehr jugendliche Großmutter Irène (Anna Galiena) die Kids in die Eisenbahn und geleitet sie zum Zwangsurlaub bei Opa Paul (Jean Reno).
Die Landschaft ist prächtig, aber anfangs lacht nur die Sonne. Die Enkel wollen nicht zum Großvater. Der Großvater will die Enkel nicht um sich. Und alle haben schlechte Laune. Als die Teenies dann auch noch draufkommen, dass der Handy-Empfang eher suboptimal ist, fühlen sie sich endgültig „lebendig begraben“. Aber Rose Bosch, die Autorin und Regisseurin, sorgt dafür, dass das nicht so bleibt.
 
DIE STARS: Jean Reno, der so gut melancholische Gangster („Léon – Der Profi“) oder weltgewandte Blockbuster-Charaktere („Mission: Impossible“, „Der Da Vinci Code“) spielen kann, ist eine Offenbarung als Paul, der mürrische Kauz vom Lande. Er motzt, er flucht und zeigt nur dann mal einen Hauch von Glück, wenn er durch seinen Olivenhain zieht. Aus dessen Früchten presst er  erlesene Öle.
Seine Gefährtin Irène ist ein anderes Kaliber. Anna Galiena spielt sie als in Schönheit und Sinnlichkeit alternde Frau, die es mit ihrer heiteren Art schafft, auch die größten Streitigkeiten zu dämpfen. Ein alter Freund des Hauses verrät dem pubertierenden Enkel Adrien ein Geheimnis, das den Knaben erröten lässt: „Deine Oma war eine Liebesgöttin. Wir hatten ja die freie Liebe.“
 
DIE KRITIK: Regisseurin Rose Bosch hat mit „Ein Sommer in der Provence“ eine Art Familien-Aufstellung gedreht, die sie als Mischung aus Lustspiel, Drama und Fremdenverkehrs-Video gestaltet. Die Schönheiten der Provence liefern das Fundament, das mediterrane Pracht ausstrahlt. Vom Boule-Spiel bis zum Tanzvergnügen im Mondschein, vom (harmlosen) Stierkampf bis zu den weißen Pferden der Camargue darf kein Klischee fehlen, das man mit Südfrankreich verbindet.

Die Laune wird schon besser: Mediterrane Lebensfreude © Filmladen

Die kleinen Konflikte, die den Film vorantreiben, sind zum Glück frei von Klischees. Der junge Adrien spürt ein erstes Erwachen der Liebeslust, schafft es aber nur bis zum Anschmachten einer feurigen Eisverkäuferin. Seine Schwester Léa ist ihm schon weit voraus. Sie tauscht heiße Blicke (und mehr) mit einem feschen Mann namens Tiago, der allerdings möglicherweise nicht die allerbesten Absichten hat.
Adrien lässt die Moderne in das Leben der Großeltern eindringen. Er meldet seinen Opa ohne dessen Wissen bei Facebook an, was zum überraschenden Besuch einer Gang alternder Rocker und Spät-Hippies führt. Es sind Jugendfreunde von Paul und Irène, die den Enkeln eine überraschende Erkenntnis bringen: Oma und Opa waren nicht immer nur alt. Sie waren Abenteurer und Globetrotter, die nach großen Reisen in der Provence ihre Heimat gefunden haben.
Der Film ist eine Sammlung kleiner Alltagsgeschichten, die in Summe große Wirkung entfalten. Ganz langsam überbrücken die Figuren auf der Leinwand ihre Gegensätze, und auch als Zuschauer fühlt man sich in dieser schrecklich netten Familie immer mehr zu Hause.
 
IDEAL FÜR: alle, die im Herbst noch einmal mediterrane Sommer-Atmosphäre tanken wollen.






Trailer
LÄNGE: 105 min
PRODUKTION: Frankreich 2014
KINOSTART Ö: 26.09.2014
REGIE:  Rose Bosch
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 6


BESETZUNG
Jean Reno: Paul
Anna Galiena: Irène
Chloé Jouannet: Léa
Hugo Dessioux: Adrien