Die göttliche Ordnung

Schweiz 1971: Frauen kämpfen für ihr Wahlrecht


FilmClicks:
Streit über Politik: Die Eheleute Hans (Max Simonischek) & Nora (Marie Leuenberger) © Thimfilm
DIE STORY: Die Schweizer Tragikomödie „Die göttliche Ordnung“ erzählt eine erfundene Geschichte über eine wahre Geschichte, die aus heutiger Sicht so grotesk wirkt, als wäre sie mindestens 100 Jahre alt. Dabei liegen die Ereignisse erst 46 Jahre zurück: Bis 1971 durften in der Schweiz nur die Männer wählen. Erst dann wurde das Wahlrecht auch für Frauen eingeführt.
Der Film von Petra Volpe, von der Schweiz fürs kommende Oscar-Rennen  nominiert, spielt in einem kleinen Dorf im Kanton Appenzell. Die Hausfrau Nora (Marie Leuenberger) verbringt dort ein eintöniges Leben mit ihren zwei Söhnen und ihrem Ehemann Hans (Max Simonischek).
Zu Beginn der Story bereitet sich das Land wieder einmal auf eine Abstimmung über das Frauenstimmrecht vor, die für den 7. Februar 1971 angesetzt ist. Viele Männer, aber auch konservative Frauen, machen vorsorglich schon einmal Stimmung gegen das Projekt.
Nora zählt anfangs zu jenen, die der Abstimmung distanziert gegenüberstehen. Doch ein paar Ereignisse ändern ihre Sicht. Dass Hans ihr verbietet, wieder einen Job anzunehmen („so ist das Gesetz“), stinkt ihr gewaltig.
Mehr zufällig als mit Absicht gerät Nora in eine Demonstration für das Frauenwahlrecht hinein. In ihrem Dorf setzt sie sich dann an die Spitze der Aktivistinnen. Viele Konflikte brechen auf - aber auch viele verknöcherte Strukturen.  

Ihre erste Demonstration: Nora (Mitte) marschiert fürs Wahlrecht der Frauen © Thim

DIE STARS: Mit Marie Leuenberger, Max Simonischek oder Nicholas Ofczarek treten in „Die göttliche Ordnung“ einige herausragende Darsteller auf, von denen viele Filmfreunde bis dato gar nicht wussten, dass sie auch perfekt Schwyderdütsch sprechen. Marie Leuenberger wurde für die Rolle der Nora beim Tribeca-Festival in New York als beste Darstellerin ausgezeichnet.
Petra Volpe, die Autorin und Regisseurin von „Die göttliche Ordnung“, beeindruckte 2015 mit dem Drehbuch zur hochklassigen Neuverfilmung des Schweizer Kinderbuch-Klassikers „Heidi“.

An der Spitze der Bewegung: Nora spricht bei einer Versammlung © Thim

DIE KRITIK: Frau Dr. Wipf (Therese Affolter), die örtliche Chefin des Aktionskomitees gegen die Verpolitisierung der Frau (auf so einen Namen muss man erst einmal kommen!), ist sich ganz sicher, wenn es um das „leidige Thema Frauenstimmrecht“ geht: „Die große Mehrheit der Frauen will das nicht.“
Und warum das so ist, wissen die biederen Schweizer des Jahres 1971, egal ob Männer oder Frauen, auch: „Frauen in der Politik – das ist gegen die göttliche Ordnung.“
„Die göttliche Ordnung“, der Film, führt in 96 packenden Minuten vor, wie grotesk diese Auffassung ist. Manchmal fühlt man sich bei diesem Blick in eine ferne und doch so nahe Vergangenheit wie in einem absurden Kabarettprogramm („das Weib hat in der Gemeinde zu schweigen“). Doch in den meisten Szenen führt die Tragikomödie vor, dass dieser Geschlechterkampf seinerzeit verdammt ernst war.
Autorin/Regisseurin Petra Volpe hat den Film nach dem Motto des 68er-Spruchs „Das Private ist politisch“ (der auf der Leinwand auch einmal zitiert wird) konstruiert. „Die göttliche Ordnung“ ist kein thesenhaftes Wahlrechts-Dokudrama, sondern eine sehr persönliche Geschichte, die aus den kleinen Dramen der ProtagonistInnen ein bunt schillerndes Zeitmosaik entstehen lässt.
Da geht es um Ehekonflikte und Erziehungsprobleme, um archaische Geschlechterrollen und um eine verklemmte Sexualmoral. Stets schwingt im Subtext ist, wie grotesk die Schweiz bis 1971 dem Zeitgeist hinterhertrottete, indem sie den Frauen so lange das Stimmrecht verwehrte.
 
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die realitätsnahe Kinodramen lieben – und die sich wieder einmal vor Augen führen wollen wie wichtig das Wahlrecht (und dessen Ausübung!) ist.„Die göttliche Ordnung“






Trailer
LÄNGE: 97 min
PRODUKTION: Schweiz 2017
KINOSTART Ö: 03.08.2017
REGIE:  Petra Volpe
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 6


BESETZUNG
Marie Leuenberger: Nora
Max Simonischek: Hans
Therese Affolter: Dr. Charlotte Wipf