Die Hölle

Ein dunkel glitzernder Action-Thriller


FilmClicks:
„Die Hölle“: Violetta Schurawlow und Tobias Moretti jagen einen Serienkiller © Luna Film
DIE STORY: Stefan Ruzowitzkys knallharter Action-Thriller „Die Hölle“ folgt den Wegen der Taxifahrerin und Austro-Türkin Özge (Violetta Schurawlow), die lieber mit ihren Fäusten als mit Worten spricht. Eines Nachts ist die wortkarge Wienerin zufällig Augenzeugin, als im Nachbarhaus ein Callgirl ermordet wird. Sie sieht das Gesicht des Mörders – und gerät dadurch selbst ins Visier des Killers, der nicht zum ersten Mal getötet hat.
Als Kampfsportlerin weiß sich die Frau gegen Gewalt zu wehren. Doch der Killer ist ein anderes Kaliber. Erst ersticht er Özges  Kusine Ranya (Verena Altenberger) – ein Irrtumsmord quasi, denn er hat die beiden Frauen verwechselt. Dann steigt er in ihr Taxi ein. Die Folge ist ein Kampf auf Leben und Tod, den Özge gerade noch übersteht.
Der schroffe Polizist Steiner (Tobias Moretti), der den Callgirl-Mord untersucht, entwickelt langsam leise Sympathien für die Frau, die sich nicht versteckt, sondern aktiv nach dem Killer sucht. Der zynische Steiner und die fast autistisch stille Özge werden ein Gespann. Doch als ihnen der entscheidende Durchbruch bei der Suche nach dem Täter gelingt, ist noch nichts gewonnen. Der psychopathische Killer hat noch grausame Tricks auf Lager.
  
Eine Frau, mit der nicht zu spaßen ist: Violetta Schurawlow als Özge © Lunafilm

DIE STARS:
Österreichs Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky („Die Fälscher“) bewies schon mit seinen zwei „Anatomie“-Schockern, dass er ein Meister des nervenzerfetzenden Spannungskinos ist. Der Wiener Drehbuchautor Martin Ambrosch („Das finstere Tal“, TV-Thrillerserie „Spuren des Bösen“) lieferte ihm eine düstere, aber rundum perfekte Story.
Die aus Uzbekistan stammende und in Deutschland ausgebildete Violetta Schurawlow spielt als Özge ihre erste große Rolle. Österreichs Topstar Tobias Moretti fügt seinen Polizisten-Porträts (von der Serie „Kommissar Rex“ bis zum Wolf-Haas-Thriller „Das ewige Leben“) eine neue, sehr spezielle Note hinzu.
In kleinen, aber wichtigen Rollen verstärken Stars wie Robert Palfrader und Friedrich von Thun das Team. Verena Altenberger ist ein großes Talent aus Österreich, Sammy Sheik („American Sniper“) reiste aus den USA zum Dreh an.

In „Die Hölle“ wird sogar die Wiener U-Bahn zum Action-Schauplatz © Lunafilm

DIE KRITIK: Wo die Sprache aufhört, beginnt die Gewalt, heißt es im Sprichwort. Özge, die Hauptfigur von „Die Hölle“, ist keine Freundin langer Reden. Sie ist eine perfekt trainierte Thai-Boxerin, und sie setzt ihre Schlagkraft ein. Angst kennt sie nicht. Frustrationstoleranz auch nicht. Wenn ihr jemand dumm kommt, hat er gleich darauf eine blutige Nase.
So eine entschlossene Kämpferin ist natürlich eine prima Heldin für einen Action-Thriller, und Regisseur Stefan Ruzowitzky nutzt gleich die ersten Szenen mit Özge/Violetta Schurawlow, um zu zeigen, wo er mit seinem neuen Film hinwill: Zum Adrenalin- und Spannungskino internationalen Formats.
„Die Hölle“ ist zunächst einmal ein Krimi, der den Zuschauern keine Sekunde Zeit zum Ausatmen lässt. Buch und Regie bauen immer wieder machtvoll Suspense auf – jenes elektrisierende Gefühl, dass in jeder Sekunde etwas passieren könnte. Und wenn dann etwas passiert, dann wird das mit allen Mitteln des Actionfilms illustriert. Soll heißen: Es wird auf der Leinwand nicht nur verbissen gekämpft – es geht auch jede Menge Material zu  Bruch.
Die Autos zum Beispiel, die in „Die Hölle“ mitspielen, haben wenig Chancen, das Geschehen ohne Totalschaden zu überstehen. Durch eine geradezu akrobatische Schnitt-Technik lässt der Film die Eindrücke wie im Orkan auf das Publikum niederprasseln.
Eingefasst ist der Thriller in eine schillernde Bildsprache (Kamera: Benedikt Neuenfels), die die Stadt Wien als atemlose Metropole wirken lässt. Egal, ob am nächtlichen Gürtel, im Stadtzentrum oder in Transdanubien: dieses Wien liegt weit entfernt von jeder Gemütlichkeit.
Bei aller Action treibt Stefan Ruzowitzky nicht nur die Handlung voran, sondern er formt mit seinem formidablen Ensemble auch lebenspralle Figuren.
Man merkt der zornigen Özge von Violetta Schurawlow die vielen erlittenen Verletzungen an, die dazu führten, dass sie selbst andere verletzt.  Man schaut mit stetig wachsender Sympathie Tobias Moretti zu, wie er hinter all seinem rausgekotzten Zynismus ein gut verstecktes weiches Herz offenbart. Und auch in den Nebenrollen gibt Ruzowitzky den Darstellern (voran Verena Altenberger, Robert Palfrader und Friedrich von Thun) die Gelegenheit, mit kleinen Auftritten große Wirkung zu entfalten.
Zu guter Letzt beschränkt sich „Die Hölle“ nicht darauf, nur eine spannende Geschichte mit viel Blechsalat, Faustkämpfen und Blut zu erzählen. Auch das Großstadt-Gefühl von heute ist ein gut beobachtetes Thema, mit seinem Aufeinanderprallen (und manchmal auch Aneinanderschmiegen) der unterschiedlichsten Mentalitäten, Ethnien und Kulturen.
Fazit: „Die Hölle“ ist ein fesselnder, dunkel glitzernder Action-Thriller, dem man nur am Stadtbild und an den Autokennzeichen ansieht, dass er nicht in Hollywood gedreht wurde, sondern in Wien.
Keine Einwände also? Einer schon: Wenn man sich auf den Film einlässt, muss man bereit sein, sehr viel explizit gezeigte Gewalt zu ertragen. Wer das nicht mag, bekommt ein Problem.
 
IDEAL FÜR: Fans von Action-Thrillern, die hier darüber staunen dürfen, dass man dieses Genre auch in Wien auf internationalem Niveau realisieren kann.






Trailer
LÄNGE: 92 min
PRODUKTION: Österreich / Deutschland 2016
KINOSTART Ö: 19.01.2017
REGIE:  Stefan Ruzowitzky
GENRE: Action|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Violetta Schurawlow: Özge Dogruol
Tobias Moretti: Christian Steiner
Friedrich von Thun: Karl Steiner
Verena Altenberger: Ranya
Robert Palfrader: Samir
Sammy Sheik: Saaed el Hadary
Murathan Muslu: Ilhan

Interview
„Wir können auch Action!“
Regisseur Stefan Ruzowitzky schuf mit „Die Hölle“ den ersten großen Actionfilm aus Österreich. Im Interview erzählt er, was ihn an dem Projekt reizte und wie sich das Action-Genre im Lauf der Jahre verändert hat.  Mehr...