Detroit

Die Geschichte einer mörderischen Nacht


FilmClicks:
„Detroit“: Will Poulter spielt einen rassistischen Polizisten, der ein Gewalt-Inferno auslöst © Concorde
DIE STORY: Das Drama „Detroit“ spielt in den explosiven Tagen des Sommers 1967, als die US-Metropole gleichen Namens von schweren Rassenunruhen erschüttert wurde. Der Film zeigt die Konflikte in den Straßen und konzentriert sich dann auf ein Ereignis, das als Algier Motel Incident Schlagzeilen machen sollte.
Weiße Polizisten und Militärs stürmten während der Unruhen das Algier Motel in Detroit, das hauptsächlich Afro-Amerikaner beherbergte. Die Cops waren auf der Suche nach Heckenschützen, töteten aber grundlos drei schwarze Männer und verletzten mit Schlägen etliche andere (darunter zwei weiße junge Frauen) schwer. Außerdem übten sie durch vorgetäuschte Hinrichtungen massiven Psychoterror aus.  

„Star Wars“Star John Boyega als Sicherheitsmann, der die Ereignisse beobachtet © Concorde

DIE STARS: Die Regisseurin Kathryn Bigelow und der Drehbuchautor Mark Boal realisieren mit „Detroit“ ihren dritten gemeinsamen Film nach den Polit- und Kriegsdramen „The Hurt Locker“ (Oscar für beide) und „Zero Dark Thirty“.
Bekanntester Darsteller ist John Boyega, der in „Detroit“ einen privaten Sicherheits-Mann spielt und der seit „Das Erwachen der Macht“ (2015) zum Kreis der Hauptdarsteller von „Star Wars“ zählt.
Dem Briten Will Poulter („Wir sind die Millers“, „The Revenant“) fällt die undankbare Aufgabe zu, als rassistischer US-Cop den Reigen der Gewalt so richtig in Gang zu setzen. Algee Smith spielt einen Sänger des (realen) R&B-Quartetts The Dramatics, der sich später durch die traumatisierenden Ereignisse außerstande sah, seine Karriere fortzusetzen.
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Die Straßen von Detroit erinnerten während der Unruhen an einen Kriegsschauplatz © Concorde

DIE KRITIK: „Detroit“ beginnt wie ein Dokumentarfilm. Regisseurin Kathryn Bigelow fährt mit der Kamera durch die Szenerie von Detroit 1967, wo aus nichtigem Anlass die Rassenunruhen beginnen: Die Polizei macht eine Razzia in einem Club, in dem dunkelhäutige Männer ihre heile Heimkehr aus dem Vietnamkrieg feiern. Und dabei verbotenerweise Alkohol trinken. Das Lokal hat keine Lizenz für harte Drinks.
Die Unnachgiebigkeit der Cops löst Aggressionen aus. Auf der einen Seite kommt es zu Verhaftungen – auf der anderen zu Gewalt und Plünderungen. Bald stehen Autos und Häuser in Flammen. Die Situation gerät außer Kontrolle. Der Gouverneur von Michigan beruft die Nationalgarde und die Armee zur Unterstützung ein.
Der Film lässt sich viel Zeit, die Geschehnisse zu beobachten. Ganz langsam und wie nebenbei werden die Protagonisten der Story eingeführt. Der junge weiße Polizist Philip Krauss (Will Poulter), der einen Schwarzen hinterrücks auf der Flucht erschießt und trotz dieses Mordes weiter Dienst tun darf. Der schwarze Sicherheitsmann Melvin Dismukes (John Boyega), der für eine Zusatzschicht die Uniform anlegt, um einen Laden vor Plünderern zu schützen. Die schwarzen Musiker der Band The Dramatics, deren Auftritt wegen der Unruhen ausfällt und die in der Nacht auseinandergerissen werden.
Sie alle treffen zufällig im Algiers Motel zusammen, wo ihnen eine Nacht des Schreckens, wenn nicht gar des Sterbens bevorsteht – ausgelöst durch weiße Cops, die unter dem Vorwand, für Ordnung zu sorgen, ihren Aggressionen freien Lauf lassen.
Regisseurin Kathryn Bigelow wählt einen lakonischen, reportagehaften Ton, um diese Eruption eines Vulkans aus Gewalt zu schildern. Sie bebildert eine Situation, in der die Weißen ihre Waffen aufblitzen lassen und die Schwarzen in Todesangst mit dem Gesicht zur Wand stehen. Sie zeigt die Morde und späterhin die Versuche der Behörden, die Taten zu vertuschen.
Die Coolness der Filmsprache führt dazu, dass man als Zuschauer umso emotionaler reagiert – voller Abscheu für die Männer in Uniform, die ihr Gewaltmonopol nicht dazu nützen, Frieden zu stiften, sondern dazu, Gewalt auszuüben.
„Detroit“ ist ein schwer zu ertragender Film und zugleich einer der packendsten und besten des Jahres. Kathryn Bigelow entblößt und demaskiert den Rassismus, der die USA seit ihrer Gründung umweht, der 1967 besonders heftig aufflackerte und der – trotz Bürgerrechtsbewegung, trotz Obama – auch heute vielerorts in voller Blüte steht. Deprimierend.

IDEAL FÜR: Filmfreunde, die starke Filme voll hartem Realismus schätzen.






Trailer
LÄNGE: 145 min
PRODUKTION: USA 2017
KINOSTART Ö: 24.11.2017
REGIE:  Kathryn Bigelow
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Will Poulter: Philip Krauss
John Boyega: Melvin Dismukes
Algee Smith: Larry Reed
Jacob Latimore: Fred Temple
Kaitlyn Dever: Karen
Hannah Murray: Julie Ann
Anthony Mackie: Greene
John Krasinski: Auerbach