Der Wert des Menschen

Soziale Kälte und menschliche Würde


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„Der Wert des Menschen“: Thierry (Vincent Lindon) hat einen neuen Job, der ihm Gewissensbisse macht © Filmladen
DIE STORY: Das Sozialdrama „Der Wert des Menschen“ erzählt von einem Langzeitarbeitslosen namens  Thierry (Vincent Lindon). Der ist eigentlich gelernter Maschinist, doch mit seinen 51 Jahren nur mehr schwer vermittelbar.
Seit 20 Monaten sucht er nun schon einen Job und sein Geld wird immer knapper; vor allem, weil er sich und seine Familie durchbringen muss. Das Arbeitsamt schickt ihn zunächst sinnlos auf diverse Fortbildungskurse, bis er schließlich einen einfachen Job als Kaufhausdetektiv in einem Supermarkt annehmen muss.
Zuerst ist Thierry froh, wenigstens wieder Arbeit zu haben, jedoch muss er bald schon an seine moralischen Grenzen gehen, weil der Arbeitgeber nämlich auch die Bespitzelung der anderen Mitarbeiter von ihm verlangt.

Job oder Moral? Thierry überlegt, wieder seine Sachen zu packen © Filmladen

DIE STARS: Vincent Lindon gewann für seine Performance in „Der Wert des Menschen“ 2015 den Schauspielerpreis beim Filmfestival von Cannes und ist seither zumindest in Frankreich einer der Top-Stars unter den Darstellern. Seit jeher spielt er immer wieder gebrochene Charaktere, die an den sozialen Rändern der Gesellschaft leben und denen ein Aufstieg verwehrt bleibt.
Dass Lindon gerade in diesen Rollen so glaubwürdig ist, rührt übrigens nicht von seiner Herkunft her: Ganz im Gegenteil zu den meisten seiner Filmfiguren stammt Lindon aus einer sehr wohlhabenden Verlegerfamilie und studierte in seiner Jugend Schauspiel und Musik in New York.
 
DIE KRITIK: „Der Wert des Menschen“ ist mit dem Titel des Originals weit besser umrissen: In Frankreich heißt der Film nämlich „La loi du marché“, was soviel wie „Das Gesetz des Marktes“ bedeutet. Das trifft diese sensible Studie zum Zustand des französischen Arbeitsmarktes deutlich besser: Entmenschlichung dominiert die Arbeitswelt, natürlich nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa. Der Mensch verkommt zur Nummer, das persönliche Schicksal ist für die Gesetze des Marktes uninteressant.
In Vincent Lindons verzweifeltem Minenspiel bilden sich die dazugehörigen Empfindungen in geradezu famoser Weise ab, denn tragische Figuren, die ihre miserable Lage ertragen müssen, ohne sie wirklich ändern zu können, sind die Spezialität dieses herausragenden Schauspielers.
Regisseur Stéphane Brizé hat sich schon in den vergangenen Jahren still und leise einen Namen als Experte für vordergründig kleine, aber feine Filme gemacht; seine Sozialdramen sind aber nicht laut und dramatisch, sondern stille, finessenreiche Sozialkritik. „Der Wert des Menschen“ macht da keine Ausnahme: Brizé dosiert seine Sozialkritik subtil genug, obwohl er das Thema der Arbeitslosigkeit sehr direkt angeht; der Rest findet im Gesicht Lindons statt: Dort trifft die soziale Kälte dieser Welt frontal auf unerschütterliche menschliche Würde.
 
IDEAL FÜR: Freunde des französischen Schauspielerkinos werden ihre Freude haben.






Trailer
LÄNGE: 93 min
PRODUKTION: Frankreich 2015
KINOSTART Ö: 12.08.2016
REGIE:  Stéphane Brizé
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Vincent Lindon: Thierry