Das schönste Mädchen der Welt

Rauer Rap und große Liebe


FilmClicks:
Cyril (Aaron Hilmer) würde gern mit der schönen Roxy (Luna Wedler) flirten, traut sich aber nicht © Tobis
GESAMTEINDRUCK: Das Jugend- und Musikdrama „Das schönste Mädchen der Welt“ zeigt, wie zauber- und schmerzhaft zugleich die Pubertät sein kann.
 
DIE STORY: „Das schönste Mädchen der Welt“ heißt Roxy (Luna Wedler) und taucht genau in dem Moment neu in einer Schulklasse auf, als diese ihre Klassenfahrt nach Berlin antritt. Roxy versteht sich auf Anhieb mit dem Außenseiter Cyril (Aaron Hilmer). Dass der Junge mit der sehr großen Nase ein begnadeter Rapper ist, weiß sie nicht. Cyril versteckt sich bei seinen Auftritten nämlich immer hinter einer goldenen Maske. Als Roxy diese Maske am Schönling Rick (Damian Hardung) entdeckt, der sie nur mal aufprobieren wollte, verliebt sich Roxy in Rick. Ahnt aber nicht, dass ihre Liebe eigentlich Cyril gehört.

Berlin, Berlin! Die Kids auf Klassenfahrt in der deutschen Hauptstadt © Tobis

DIE STARS: Die Schauspieler mit den großen Namen haben in diesem Film über die Pubertät nur kleine, wenn auch wichtige, Rollen. Anke Engelke spielt hinreißend Cyrils Mutter, die ihrem Sohn zum Beispiel Verhütungs-Tipps mit einer Banane vorspielt - großartig! Und Heike Makatsch darf als Klassenleiterin mal so richtig die Sau rauslassen. Stets genervt, immer kurz vorm Kollaps - sehr komisch und wahrscheinlich sehr dicht an der Lebensrealität vieler Lehrer dran.
Den Jungstars Aaron Hilmer und Luna Wedler aber gehört eigentlich der Film, der wunderbar den schmalen Grat zwischen Tragödie und Drama hinbekommt.

Anke Engelke spielt eine hinreißend komische Mutterrolle © Tobis

DIE KRITIK: Man darf sich schon eine Frage stellen, bevor man „Das schönste Mädchen der Welt“ im Kino des Vertrauens anschaut. Braucht es nach Leander Haußmanns „Das Pubertier“ aus dem Jahr 2017 jetzt schon wieder einen Film über die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein? Die Antwort lautet ganz eindeutig: Ja. Denn „Das Pubertier“ erzählte davon, wie anstrengend Kinder und Eltern sind. „Das schönste Mädchen der Welt“ lässt den Aspekt der Erwachsenen einfach aus und lenkt den Fokus ganz auf die Teenager.
Regisseur Aron Lehmann („Highway To Hellas“) zeigt anhand einer Klassenfahrt nach Berlin, wie die Kids komplett freidrehen, wenn sie die deutsche Hauptstadt erreicht haben. Auf die Frage der Lehrerin, wer die Berliner Mauer gebaut hat, heißt es dann wahlweise, Trump oder Hitler. Lehmann hat keine Angst zu zeigen, wie bescheuert man sich in der Pubertät verhält, wie hilflos man ist. Und wie man zugleich mit Macht darauf drängt, im Recht zu sein. All das ist ausführlich zu sehen und das tut beim Zuschauen weh. Wer seine eigene Pubertät schon vergessen und/oder keine Kinder hat, dem könnte das alles ein wenig zu viel sein.
Die Tragikomödie hat aber noch viel mehr Dinge, mit denen sie punkten kann. Da sind die nicht zu dick aufgetragenen Referenzen an das romantische Drama „Cyrano de Bergerac“, dessen Titelheld schon vor Hunderten von Jahren wegen seiner großen Nase nicht glauben wollte, dass seine Angebetete ihn lieben könnte und der stattdessen einen balzenden Tölpel mit seinen Liebesversen versorgte.
Im Jahr 2018 wird das in Lieder verpackt, die Roxy über die sozialen Medien zugeschickt werden. Die Songs stammen vom scheuen Rapper Cyril, der sie für den tumben Schönling Rick verfasst.
Darüber hinaus gibt es in „Das schönste Mädchen der Welt“ tolle Rap-Battles. Der Schurke des Films wird gar mit einem Rap durch den Klassenraum geprügelt. Und die abschließende Rap-Nummer zwischen Cyril und Roxy ist einfach nur saugut.
 
IDEAL FÜR: Alle Teenager, deren Eltern zu anstrengend sind. Und für Eltern, die gerade pubertierende Kinder haben.






Trailer
LÄNGE: 103 min
PRODUKTION: Deutschland 2018
KINOSTART Ö: 06.09.2018
REGIE:  Aron Lehmann
GENRE: Musikfilm|Romanze
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Aaron Hilmer : Cyril
Luna Wedler: Roxy
Damian Hardung: Rick
Heike Makatsch: Frau Reimann
Anke Engelke: Cyrils Mutter